Band Of Friends - A Celebration of Rory Gallagher




Info
Künstler: Band of Friends

Zeit: 26.09.2019

Ort: Kammerspiele Ansbach

Internet:
http://www.bandoffriends.eu

Die Idee mit Rory-Gallagher-Stücken auf Tour zu gehen ist nicht neu. Neu ist hingegen, dass die ehemalige Rhythmusabteilung mit Gerry McAvoy am Bass und Ted McKenna mit den Songs live unterwegs ist. Leider verstarb Ted McKenna am 19. Januar diesen Jahres an den Folgen einer Operation. Der sympathische Schlagzeuger wird seitdem von Brendan O‘Neill ersetzt. Bereits im Frühjahr wollte ich mir die Band Of Friends in der Fürther Kofferfabrik anschauen, doch aus Zeitgründen konnte ich den Termin damals nicht wahrnehmen.

Die Ansbacher Kammerspiele sind ein ganz gemütlicher Konzertsaal, der vielleicht für 300 Zuschauer Platz bietet. Die meisten Anwesenden sind 55 plus und männlich. Etliche haben Rory Gallagher live gesehen, einige tragen das Original Defender-Tourshirt. Ich bin von sowas immer schwer beeindruckt – ich hatte leider nie die Möglichkeit, ein Rory-Gallagher-Konzert live zu sehen.

Die Bühne ist sehr minimalistisch ausgestattet. Es gibt kein Banner oder ähnliches – nur ein Schlagzeug, Gitarren- und Bassanlage sind bis jetzt aufgebaut. Um 20.00 Uhr geht das Licht aus und der legendäre Rory-Gallagher-Bassist Gerry McAvoy betritt mit seinen beiden Mitstreitern die Bühne. Ich bin erstaunt, wie agil der gute Gerry mit seinen 68 Jahren noch unterwegs ist. Der Sound ist traumhaft und genauso wie ich mir das für die Musik von Rory Gallagher vorstelle: laut, klar und die Gitarre muss genauso klingen wie damals - und das tut sie auch.

Marcel Scherpenzeel spielt die Original-Gallagher-Gitarre, auf der auch schon fast kein Lack mehr drauf ist. Dreh- und Angelpunkt ist der quirlige McAvoy, der pausenlos das Publikum anheizt. Er hat eine Energie, die schier unerschöpflich zu sein scheint. Basstechnisch bin ich hier natürlich hellauf begeistert. Er spielt sein Instrument auf eine so herrlich altmodische Weise, dass ich schier aus dem Staunen nicht herauskomme. Immer songdienlich, keine großen Sperenzchen: Aber die Wirkung ist phänomenal!

Scherpenzeel kommt vom Aussehen und vom Gesang her ziemlich nahe an das Original Rory Gallagher. Mit viel Respekt und einer gehörigen Portion Können bringt er die geschmackvollen Soli 1:1 aufs Parkett. Das Publikum braucht ein bisschen, bis es aus sich rausgeht. Aber damit lässt sich McAvoy nicht abspeisen. Unermüdlich lädt er die Fans ein, doch bitte nach vorne an die Bühne zu kommen – was ziemlich schnell funktioniert. Ich bin völlig aus dem Häuschen und genieße jeden Song.

„Shinkicker“ kommt sowas von genial rüber, hier geht das Publikum steil und die Musiker genießen es sichtlich. Der neue Schlagzeuger Brendan O‘Neill sieht sehr unauffällig aus, bringt jedoch einen satten Groove auf die Bühne. „Moonchild“, „Bad Penny“ oder Perlen wie „Secret Agent“ lassen das Herz eines Gallagher-Fans natürlich höherschlagen. Nach einer Stunde kündigt McAvoy eine kurze Pause an und lädt die Fans ein, mit ihm am Tresen ein Bierchen zu trinken.




Nach der Pause geht es ohne Ermüdungserscheinungen nahtlos weiter. Das Trio harmoniert auf der Bühne hervorragend und man merkt es den Musikern an, dass sie grenzenlosen Spaß dabei haben, diese Perlen des Rock wieder live zu präsentieren. McAvoy hüpft sogar von der Bühne und mischt sich unters Publikum. Der Bassist setzt seine Mitmusiker ordentlich in Szene und gönnt seinen beiden Kollegen verdienten Szenenapplaus.

Von dem neuen Album der Band Of Friends mit dem Titel „Repeat After Me“ wird das Stück „Homeland“ präsentiert. Hier singt McAvoy selbst, was er ganz passabel hinbekommt. Hier jagt ein Highlight das andere. „Tatto’d Lady“ beginnt mit einem furiosen Gitarrenintro und erst nach einer kurzen Zeit merke ich, um welches Stück es sich handelt. Die beiden Photo Finish-Kracher „Shadow Play“ und das von mir heißgeliebte „Overnight Bag“ kommen brillant rüber, für mich hat sich wegen diesem Titel allein schon der Anfahrtsweg gelohnt.

McAvoy hält eine kurze Rede, bei der er an verstorbene Musiker erinnert, die ihm sehr wichtig waren. Hier werden neben Alex Harvey natürlich Ted McKenna und selbstverständlich sein ehemaliger Chef und Freund Rory Gallagher erwähnt, was für viel Beifall sorgt. Den nächsten Song widmet er all diesen Menschen und es kommt – natürlich – „A Million Miles Away“. Was das Trio hier aufs Parkett zaubert, ist definitiv exzellent. Ich bin völlig in Begeisterung und merke erst zum Schluss, dass dieser musikalische Rausch leider schon viel zu früh vorbei ist. Für mich ist dieses Lied eins von den besten, das Rory jemals aufgenommen und komponiert hat. Die innere Zerrissenheit und sein scharfer Blick auf die Dinge um ihn herum werden bei kaum einem anderen Stück so schonungslos offengelegt. „Overnight Bag“ ist hier noch zu erwähnen. Auch hier lohnt es sich, sich einmal mit dem Text zu beschäftigen.

Als Zugabe kommen noch ein paar Kracher, die das Publikum in kollektives Verzücken versetzen. Als der letzte Ton gespielt ist, brandet Beifall auf. Es war zu schön um wahr zu sein, solche Abende sind leider viel zu selten.

Bei der anschließenden Autogrammstunde, zu der alle drei Musiker mit viel Zeit und Geduld Rede und Antwort stehen bedanke ich mich bei allen für den phantastischen Abend. Sie geben Autogramme, stehen für Fotos zur Verfügung – so muss das sein. McAvoy teilt mir mit, dass er 2020 wieder eine Tour durch Deutschland plant. Wenn er bei euch in der Nähe ist und ihr Fans der Musik von Rory Gallagher seid: Bitte geht hin, das dürft ihr euch nicht entgehen lassen!





Stefan Graßl



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