Zeno van den Broek & Gagi Petrovic

Sounds of the young avantgarde Volume 2 – 2018 -Ob-Literate


Info
Musikrichtung: Vocal Art / Experimentelle Musik / Avantgarde

VÖ: 01.11.2018

(Unsound)

Gesamtspielzeit: 40:49


Ob-Literate wurde von Zeno van den Broek (Sound-and-Vision-Artist, moderner Komponist) und Gagi Petrovic (moderner Komponist) als Werk für Chor, Elektronik und Orgel komponiert und 2016 erstmals aufgeführt. Nun liegt erstmals eine Aufnahme dieses schwierigen und anspruchsvollen Werks vor. Das Stück ist inspiriert von dem phylosophischen Text „The destructive character“ von Walter Benjamin und Adam Staley Groves Gedicht Etui. Ich kenne beides nicht, jedoch müssen sie der Musik nach zu urteilen harter Tobak sein.

Das erste Stück führt mit droneartigen Orgeln, jedoch noch recht lichten Gesängen, noch behutsam in das Werk ein. Doch schon mit dem zweiten Stück wird der Chorgesang atonaler und schwankt zwischen Harmonie und schier angsteinflößenden Klängen. Die dunklen Drones aus Orgel und Elektronik halten den Sound jedoch noch zusammen.

Mit dem dritten, fast 19 Minuten langen Stück folgt dann der Höhepunkt. Hier ist alles noch zerbrechlicher und atonaler. Mit dem Mund erzeugte Perkussionsklänge, selten eingestreute Elektronik und vor allem immer wieder auftauchende Momente der kompletten Stille beherrschen diese Stück. Aus der Stille tauchen dann die für sich perfekten Gesänge wieder auf. Warum ich schreibe für sich perfekt? Ganz einfach, weil sie mitunter gegeneinander und nicht miteinander erklingen, was wiederum eine interessante Spannung erzeugt.
An dieser Stelle erinnert das Ganze oft durchaus an Scott Walker, auch die eingestreute Elektronik, die plötzlich auftauchenden schrillen Klänge. Es ist jedoch wesentlich spartanischer angelegt.

Im vierten Stück wird dann die stoische Langsamkeit und auch das Spartanische abgelegt und Instrumente wie Gesang brechen kakophonisch und doch irgendwie geordnet aus. Dieses zieht sich auch in das letzte Stück, welches ein (für den Beginn zumindest) furioses Finale bildet. Die Elektronik wummert, die Orgel quietscht (wenn auch nur ein Ton) und die Gesänge überschlagen sich mitunter bis alles mit einem elektronische Blitz beendet ist.

Das hier ist ganz harter Tobak. Musikfreunde, die schon mal mit Scott Walker und Ähnlichem in Kontakt gekommen sind, sollten mal ein Ohr wagen. Für einen Einsteiger ist dieses Werk eher nicht geeignet.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Wind owns the case5:34
2 blows it away5:57
3 with emptiness18:41
4 blows it way through4:36
5 worded natures6:01
Besetzung

Stephanie Pan
Anat Spiegel
Florian de Backere
Kevin Walton
Arnout Lems
Jacob Lekkerbekker

Zeno van den Broek
Gagi Petrovic


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>