Böhse Onkelz

Die Schwarze


Info
Musikrichtung: Deutscher Hard Rock

VÖ: 04.10.1993

(Bellaphon)

Gesamtspielzeit: 50:17

Internet:

http://www.onkelz.de


Die Schwarze ist die eine Hälfte des Schwarz / Weiß-Doppelschlags aus dem Jahr 1993. Zu dessen Hintergrund ist bereits alles in der Review zu Die Weiße gesagt worden. Was unterscheidet Schwarz und Weiß voneinander und macht Die Schwarze eindeutig zur Nummer 2 unter den beiden Alben?

Zum einen sind es die Onkelz selbst, die für diese Reihenfolge sorgen; zum anderen eine vertriebstechnische Notwendigkeit. Schwarz und Weiß sind jeweils eigenständige Alben und brauchen daher jedes eine eigene Bestellnummer. Und da hat Die Schwarze nun mal die 290.09.074 und Die Weiße die 290.09.073 erhalten. Deutlicher aber sind die Onkelz selber, die den Stücke von Schwarz nicht einfach die Tracknummern 1 bis 11 verpassen, sondern sie nach den zwölf Titeln von Weiß mit 13 bis 23 weiter durchnummerieren.

Das aber sind Äußerlichkeiten, die nichts über die Qualität der Alben aussagen. Musikalisch geben sich die Frankfurter auf Schwarz etwas subtiler, als auf Weiß. Das Gitarrensolo der unkitschigen Ballade „Der Himmel kann warten“, die die Lust am Leben betont, hat etwas von Pink Floyd. Wer will, mag das Album als progressiver bezeichnen, ein Begriff, der ja eigentlich positiv ist. Im Blick auf die Prägnanz und oft holzschnittartige schwarz/weiß-Attitüde, die die Onkelz auszeichnet, in der Vergangenheit sogar noch mehr, als auf diesen beiden Alben, nimmt es den Stücken aber ein Stück weit die Prägnanz. Man vergleiche nur einmal die beiden Instrumentals, das mit Möwengeschrei endende „Baja“ hier und „Tribute to Stevie“ auf Weiß.

Das heißt jetzt nicht, dass der Onkelz-Fan hier nicht auf seine Kosten käme. „Das Messer und die Wunde“ ist ein erstklassiger Rocker. Das etwas düstere „1000 Fragen“ schließt mit einem tollen Orgelsolo. Die „Worte der Freiheit“ werden passend zu Reggae-Klängen dargeboten. Bei „Das Rätsel des Lebens“ braten die Gitarren wie Teufel. Und gleich der Opener, das extrem fleischliche Liebeslied „Erkennen sie die Melodie“ schließt atmosphärisch nahtlos an die Klassiker von Wir ham noch lange nicht genug und Heilige Lieder an.

Natürlich gefallen sich die Onkelz auch weiter in der Rolle des missverstandenen Outcasts, der sich den Wünschen der Umwelt ums Verrecken nicht beugen wird, und mit dem ausgestreckten Zeigefinger den eigenen Weg weiter geht. Das gilt nicht nur für „Ich bin wie ich bin“, sondern für die ganze äußerliche Gestaltung der beiden Alben.

Aber die Texte haben sich parallel zur Musik entwickelt. Manches ist kryptisch, tritt die Türen nicht gleich mit dem Springerstiefeln aus dem Rahmen. Was steckt zum Beispiel hinter dem Text von „Das Messer und die Wunde“? Und auch da, wo die Text deutlich sind, sind sie nachdenklicher geworden. Die „100 Fragen“ beschäftigen sich mit philosophischen Grundthemen und sind so das Gegenstück zu „Es“ auf Weiß.

Sehr stark ist „Worte der Freiheit“, eine zynische Wiedervereinigungs-Hymne, die die Ost-Naivität genauso an den Pranger stellt, wie die Brutalität des kapitalistischen Systems. Stark – und gegen jeden Strom!

Mit Schwarz und Weiß standen die Onkelz 1993 konkurrenzlos an der Spitze der deutschsprachigen (Hard) Rock Szene!



Norbert von Fransecky



Trackliste
113 Erkennen sie die Melodie 4:04
2 14 Wenn wir einmal Engel sind 3:57
3 15 So geht's dir (Deine Hölle) 3:08
4 16 Der Himmel kann warten 4:15
5 17 Ich bin wie ich bin 4:47
6 18 Das Messer und die Wunde 3:14
7 19 1000 Fragen 4:54
8 20 Ich bin du 3:35
9 21 Worte der Freiheit 5:26
10 22 Das Rätsel des Lebens 3:29
11 23 Baja 8:29
Besetzung

Stephan Weidner (B, Voc, Keys)
Peter Schorowsky (Dr)
Gonzo (Git)
Kevin Russel (Voc)

Gast:
Pit Löw (Keys)



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