Musik an sich


Reviews
Stefan Karl Schmid / Leonhard Huhn

Schmid's Huhn


Info
Musikrichtung: Jazz

VÖ: 14.11.2014

(Shoebill Music)

Gesamtspielzeit: 50:53

Internet:

http://www.schmidshuhn.de/schmuhn
http://www.uk-musikpromotion.de/schwerpunkte.html


Aufgenommen wurde diese Jazzplatte am 19. und 20.Februar 2014 im Loft in Köln, dort, wo die Namensgeber der Platte auch wohnen.

Der Opener, French Roast, wirkt ganz cool und abgeklärt, Erinnerungen an die Zeit des Cool Jazz aus den Fünfzigern werden wach, ein wenig Paul Desmond, dann wieder tauchen wie aus dem Nichts kurze Eruptionen der Saxer auf, und wie eine präzise Maschine, die aber auch gleichzeitig darauf programmiert ist, selbständig tätig zu werden, bietet die Rhythmusfraktion ein anregendes und spannendes Gerüst, eine Basis, auf der sich Solisten traumwandlerisch austoben und gleichzeitig mit dem Mitspielern integrieren können.

Im weiteren Verlauf stelle ich fest, dass die Musik mich auch an jene von Eric Dolphy erinnert, und dass die beiden Akteure an den Blasinstrumenten ein offensichtlich bestens eingespieltes Team sind. Kommunikation ist Bestandteil eines jeden guten Zusammenlebens, und diese Gespräche finden laufend statt, mal schweigt der Eine und der Andere hört zu, mal spricht man zusammen, mal wird auch gemeinsam geschwiegen und zugehört, nämlich dann, wenn die Mitspieler der Rhythmusfraktion sich auch einmal zu Wort melden.

Alle vier Musikern ist gemein, dass sie sich bereits intensiv mit Jazz beschäftigt haben, Schmid mit seinen deutsch-isländischen Wurzeln studierte unter anderem in New York, Huhn studierte fünf Jahre lang an der Hochschule in Köln und der Bassist Schoenegg in Berlin und Köln und der Drummer Arends ist schon seit Jahren wichtiger Bestandteil der deutschen Jazzszene, unter anderem war er Mitglied im Bundesjazzorchester.

Die Musik besticht durch ihre Freiheit, und die angenehme Losgelöstheit von akademischer Steifheit und Gefühlskälte, hier ist Spielwitz mit an Bord, hier geschieht ständig etwas Neues und Unerwartetes, so dass man gar nicht aufhören mag mit dem Zuhören, denn hinter der nächsten Ecke könnte ja schon wieder eine Überraschung lauern. Großartig, und das passt auch zum Cover der Platte, auf der sich, als sollte sich das auch auf die Musik beziehen, ein Schwarm Zugvögel zu formieren scheint, mit einem Ziel im Sinn, und in diesem Zustand der Zusammenrottung scheint sich auch die Musik abzuspielen.

Und so hoffe ich, dass das solange wie möglich bleibt und die freie Ausgestaltung so bleiben möge, dass die Suche weitergeht und immer neue Formationsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden.
So möchte ich keinen einzigen Titel hervorheben, seien es die rockigen Elemente, die auftauchen oder die balladesken Einheiten, die bezaubern, denn diese Musik sehe ich als Gesamtheit, für mich ist das Ganze eine Suite, diese vier Musiker sind für mich ein wahrer Lichtblick in der deutschen Jazzszene!
Diese Platte ist zunächst als LP veröffentlicht worden inklusive eines Downloads des ganzen Albums.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 French Roast (Stefan Karl Schmid)
2 Mentorship (Schmid)
3 Die 3A (Schmid)
4 Ag Ni (Huhn)
5 Most Likely (Schmid)
6 Lewd Fat Bells (Huhn)
7 Pide Edit (Huhn)
8 Somewhat smart (Schmid)
9 Gently Deranged (Schmid)
10 Zargenplausch (Huhn)
Besetzung

Stefan Karl Schmid (tenor sax, alto clarinet)
Leonard Huhn (alto sax)
Stefan Schoenegg (bass)
Fabian Arends (drums)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>