Musik an sich


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Ligeti, G. (Panisello, F.)

Cellokonzert, Klavierkonzert u. a.


Info
Musikrichtung: Neue Musik Ensemble

VÖ: 14.11.2014

(Neos / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2005-11 / Best. Nr. NEOS 11013)

Gesamtspielzeit: 44:38



KLEINER QUERSCHNITT

Ein recht kurzes, aber sinnig komponiertes Querschnitt-Programm mit Werken von György Ligeti (1923-2006): Das zweiteilige Cellokonzert (1966) steht gleichsam zwischen der zartschwebenden, ätherischen Mikropolyphonie des epochalen Orchsterwerks Atmospheres und der expressiven, humorvoll-grotesken Gestik, die sich z. B. in den Aventures für drei Singstimmen und Instrumente findet. Die Mysteries of the Macabre (1991) sind ein Arrangement dreier Arien aus Ligetis Anti-Anti-Oper Le Grand Macabre (1974-77) für Trompete und Kammerensemble. Mit seinem karikaturhaften, dabei höchst unterhaltsamen Stilmix übernimmt dieses Stück auf dieser Platte gleichsam die Rolle des Scherzos. Danach folgt das 1985-88 komponierte fünfsätzige Klavierkonzert als 'grand finale'. Die Mikropolyphonie ist hier weitestgehend zugunsten eines Geflechts von klar gezeichneten, farblich kontrastierenden Linien und einer rhythmischen und metrischen Hyperkomplexität aufgegeben.

Wie aus einer anderen Welt beginnt das Cellokonzert (Solist: Nicolas Alstaedt) jenseits der Hörschwelle - der erste Ton kommt wirklich aus dem Nichts und es ist zunächst auch nicht zu sagen, welches Instrument ihn hervorbringt. Im Grunde ist auch das Cellokonzert ein kammermusikalisches Stück, bei dem der Solist lediglich eine etwas herausgehobene Stimme hat. Das umfassend geforderte PluralEnsemble unter Fabián Panisello agiert hier wie auch sonst auf Augenhöhe mit den Solisten. Marco Blaauw brilliert beim koloratursatten Trompetenpart der Mysteries, Albert Rosado eilt mit spielerischem Drive durch die Verästelungen des Klavierkonzerts.
Sämtliche Interpretationen zeichnen sich durch eine detailfreundliche Durchhörbakeit sowie einen bei aller Deutlichkeit leichthändigen Zugriff aus. Obschon die bizarren Exaltationen der Mysteries wie auch Ecken und Kantens des Klavierkonzerts zu ihrem Recht kommen, überwiegt der Eindruck eines gewissermaßen mühelosen Musizierens auch da, wo die Musik sich zu überschlagen beginnt. So kann sie dann auch wirklich 'abheben', wie es sich der Komponist im Fall des Klavierkonzerts ausdrücklich gewünscht hat.



Georg Henkel



Besetzung

Nicolas Alstaedt: Cello
Marco Blaauw: Trompete
Alberto Rosado: Klavier

PluralEnsemble

Fabián Panisello: Leitung


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