Musik an sich


Reviews
Eberhard Schoener

Bali Agúng (CD & DVD)


Info
Musikrichtung: Weltmusik

VÖ: 29.10.2010 (1975)

(MiG / SPV)

Gesamtspielzeit: 39:32


Ende der 60er / Anfang der 70er begann die Neugier westlicher Musiker auf die Musik und Kultur des fernen Ostens. Das CD/DVD-Package Bali Agúng ist die Dokumentation einer echten Begegnung beider Kulturkreise.

Eberhard Schoener hatte seine Synthesizer, die damals noch erheblich „untransportabler“ waren als heute, eingepackt. Kollege Pete York tat dasselbe mit seinem Drum Kit – und ab ging es nach Bali. Ein Freund hatte Schoener mit dem Fürsten Agung Raka bekannt gemacht, der ein eigenes Gamelan-Orchester besaß. Ein solches Orchester, das vor allem mit Trommeln, Gongs, Klangschalen und ähnlichem arbeitet, war früher eine Selbstverständlichkeit für jedes balinesische Dorf und jeden Hof.

Die DVD dokumentiert die Begegnung der beiden kulturellen Welten. Man hört das Gamelan-Orchester für sich spielen, sieht die erst verwunderten, dann kindlich begeisterten Reaktionen auf Pete Yorks Drumsolo.
Eingebunden in viele Landschaftsaufnahmen erlebt man, wie sich die Musiker aus zwei Welten vorsichtig aneinander herantasten.
Echte gemeinsame Musik ist hier noch nicht zu hören.
1975 wurde der entstandene Film unter dem Titel Bali Agung oder die andere Zeit in den dritten Programmen der ARD ausgestrahlt.

Die CD ist kein Soundtrack zum Film. Sie geht einen Schritt weiter. Insbesondere spielt hier der Synthesizer Schoeners, der im Film kaum zu hören ist, eine dominierende Rolle.

So ist das eröffnende „Tjandra“ ein rein elektronische Nummer. Lediglich ein kleines percussives Picken könnte balinesischen Ursprungs sein, während im folgenden „Raeana“ balinesische Stimmen vor einer leichten Synthie-Gardine zu hören sind. Ähnlich agiert später „Agúng Raka – Dalang“. „Ramayana“ und „Surija“ setzen vor allem auf die balinesische Karte.

Am nächsten an der DVD dran ist das abschließende „Gong – Gede“. Hier mischt sich wildes balinesisches Getrommel mit Pete Yorks Drum-Attacken im Wechsel mit asiatischen Flöten und stehenden Synthie-Klängen.
Auch der „Ketjak-Rock“, bei dem Pete York weniger in Erscheinung tritt, mischt beide Welten. Spannend ist auch „Nadi“, das mit einem leichten Synthesizer Ton beginnt, der dann von einer Art Xylophon abgelöst wird, bevor Siegfried Schwab sich an die klassische Gitarre setzt. Zum Ende konzentriert sich das Stück auf die Elektronika. Dabei lässt Schoener seine Instrumente pulsierend so hoch auflaufen, dass man an bestimmte Passagen von Alan Parsons I robot erinnert wird.

Aus der Perspektive von 2010 ist der Musik-Mix der CD etwas so Besonderes nicht mehr. Das Paket gewinnt seinen Reiz heute eher aus der DVD, die die Erstbegegnung der Kulturen sehr einfühlsam dokumentiert.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1 Tjandra (der Mond) (5:32)
2 Raeana (der Dämonenkönig) (3:00)
3 Nadi (in Trance sein) (10:33)
4 Surija (die Sonne) (3:43)
5 Ramayana (Balinesisches Märchen) (3:13)
6 Ketjak-Rock (2:17)
7 Agúng Raka - Dalang (Agúng Raka der Schattenspieler) (5:44)
8 Gong - Gede (Orchester) (5:40)

DVD
1 Bali Agung oder die andere Zeit (43:30)
Besetzung

Eberhard Schoener (Moog, Mellotron)
Pete York (Perc)
Siegfried Schwab (Git)
Gamelanorchester des Fürsten Agúng Raka von Saba und Pinda


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>