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Reviews
While Heaven Wept

Vast Oceans Lachrymose


Info
Musikrichtung: Epic Power/Doom Metal

VÖ: 06.11.2009

(Cruz del Sur Music)

Gesamtspielzeit: 42:22

Internet:

http://www.whileheavenwept.com
http://www.myspace.com/whileheavenwept


Tom Phillips’ Mühlen mahlen langsam. Ansonsten hätte seine Band While Heaven Wept in ihrer 20-jährigen Karriere nicht erst zwei volle Alben und ein paar Singles bzw. EPs veröffentlicht. Dafür bestechen seine Veröffentlichungen allerdings jedes Mal von neuem mit Qualität. Und Vast oceans lachrymose macht hier definitiv keine Ausnahme und ist – darin bestehen keinerlei Zweifel – eine weitere metallische Großtat! Zwischen dieser Platte und ihrer Vorgängerin liegen war „nur“ sechs Jahre, doch die Entwicklung des Albums geht noch viel weiter zurück. Einzelne Songideen haben ihren Ursprung bereits im Jahre 1993.

While Heaven Wept wurden seit jeher dem epischen Doom Metal zugeordnet, was sicherlich richtig ist. Wer allerdings den Begriff „Doom“ mit reiner Langsam- und Schwerfälligkeit definiert und genau dies erwartet, wird vielleicht keine uneingeschränkte Freude an dem Album haben. Denn die Band gibt auf Vast oceans lachrymose nicht selten um einiges mehr Gas als manche anderer Genrekollege. Bereits „The furthest shore“ fräst sich mit stark nach vorne gehenden und schweren Riffs ins Bewusstsein des Hörers. Und nach kurzer Zeit bekommt man die offensichtlichste Änderung zum Vorgänger zu hören. Tom Phillips hat das Gesangsmikro abgegeben und mit Rain Irving einen Sänger engagiert. Und dieser setzt mit seiner klaren und doch kräftigen Stimme der Musik von While Heaven Wept die Krone auf.

Er unterstützt wunderbar die emotionalen und zum Heulen schönen Melodien, welche sich in den Liedern verstecken und eine unnachahmliche melancholische, sowie sentimentale und doch majestätisch ergreifende Stimmung aufbauen. Und diese Atmosphäre ist letztendlich das, wofür Doom Metal steht, auch wenn die Band sich musikalisch über zahlreiche Genres stellt und sich oft in anderen Gefilden bewegt. Zum Beispiel werden beim sehr ansteckenden „To wander the void“ eindeutig Fates Warning zu The spectre within-Zeiten gehuldigt („The apparition“ lässt grüßen). „Living sepulchre“ ist dazu schon fast thrashig geraten, was sich nicht zu 100 % ins ansonsten so liebevoll ausgearbeitete Gesamtbild einfügen mag, in dem es von akustischen Farbtupfern, progressiven Ausflügen, atmosphärischen Brücken, tollen Gitarrenharmonien und effektvoller Schwere wimmelt.

Demgegenüber stehen aber grandiose Nummern wie das traumhafte „Vessel“ und das sehr episch ausgefallene und abwechslungsreiche „The furhest shore“, welches trotz seiner Länge von über 15 Minuten zu keiner Sekunde langweilig wird und von dem man sich regelrecht in eine andere Welt davon treiben lassen kann, wie es auch das schöne Coverbild suggeriert. Bei den letzten beiden instrumentalen Stücken „Vast oceans lachrymose“ und „Epilogue“ kommt diese Bildsprache in Form von Wellenklängen zum Ausdruck. Trotz der Thematik klingt insbesondere das orchestrale Titelstück regelrecht positiv und erhebend. Letzteres gilt auch für das ganze Album. Denn selten klang Melancholie so schön – für manchen aber auch fast schon wieder zu süßlich.

Aber trotzdem ist Vast oceans lachrymose ein ganz und gar wunderbares Album geworden, vor dem man nur respektvoll den Hut ziehen kann. Es gehört zusammen mit Griftegards Solemn, sacred, severe, welches zwar musikalisch einen anderen Ansatz hat, aber eine ähnliche Stimmung verbreitet, zu den besonderen Highlights im zweiten Halbjahr 2009. Seinen im Vorfeld prophezeiten Klassikerstatus muss es allerdings erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand beweisen.



Mario Karl



Trackliste
1The Furthest Shore15:43
2 To Wander The Void6:26
3 Living Sepulchre4:00
4 Vessel7:47
5 Vast Oceans Lachrymose5:01
6 Epilogue3:12
Besetzung

Tom Phillips (Guitar, Keyboards, Vocals)
Jim Hunter (Bass, Vocals)
Rain Irving (Lead Vocals)
Trevor Schrotz (Drums)
Scott Loose (Guitar)
Michelle Schrotz (Keyboards, Vocals)


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