Musik an sich


Reviews
Majo, G. F. de (Ceccherini)

Alessandro


Info
Musikrichtung: Oper Spätbarock

VÖ: 01.10.2009

(Coviello / Note 1 / 2 CD / DDD / 2009 / Best. Nr. COV 20911)

Gesamtspielzeit: 120:00



MÜHEVOLL

Alle Beteiligten haben sich große Mühe gegeben: Das Nationaltheater Mannheim hat mit der Wiederbelebung der Opera seria "Alessandro" eine große Aufgabe gestemmt, Sänger und Orchester der Hauses meistern die speziellen Anforderungen dieses Repertoires mit erstaunlicher Sicherheit und Coviello Classics hat die Produktion liebvoll dokumentiert. Aber letztlich will dennoch keine rechte Entdeckerfreude aufkommen, denn Gian Francesco de Majo (1732-1770) mag man zwar gleichfalls unterstellen, dass er sich "bemüht" hat, aber mehr als mittelklassige Seria-Massenware ist dabei nicht herausgekommen. Der musikalische Konservatismus, dem de Majo dabei frönt, erstaunt ein wenig, war der aus Neapel stammende Komponist den reformerischen Ansätzen für das Musiktheater an sich durchaus aufgeschlossen und hatte er doch den Auftrag für dieses Bühnenwerk aus dem ebenfalls nach Neuem begierigen Mannheim erhalten, welches bekanntermaßen zudem noch über eines der damals besten Orchester verfügte. Trotz all dieser Vorzeichen aber schuf de Majo zu dem altbackenen Libretto Metastasios eine Opera seria alter Schule: Eine Da-capo-Koloraturarie reiht sich an die andere, dem Orchester kommt kaum eine eigenständige Funktion zu. Nur ganz gelegentlich bricht de Majo das Schema auf und schafft szenische Zusammenhänge - zu wenig, um die Spannung über zwei Stunden aufrecht zu erhalten.

Bemerkenswert ist, auf welch hohem Niveau inzwischen auch Häuser wie das Theater Mannheim das barocke Opernrepertoire mit eigenen Ensemblekräften darbieten. Mögen die sängerischen Leistungen auch nicht an jene der internationalen Elite spezialisierter Barocksänger heranreichen, so wird doch weit mehr als nur solide gesungen und alle Beteiligten schlagen sich beachtlich gut durch den Dschungel der Koloraturen. Besonders herausragend ist dabei Iris Kupke in der Partie der Erissena.
Das Nationaltheaterorchester Mannheim musiziert unter der Stabführung des speziell für diese Produktion engagierten Tito Ceccherini alert. Den Streichersound hätte man sich allerdings beweglicher und feinnerviger gewünscht.



Sven Kerkhoff



Besetzung

Lars Møller: Alessandro
Marie-Belle Sandis: Poro
Cornelia Ptassek: Cleofide
Iris Kupke: Erissena
Katharina Göres: Gandarte
Gundula Schneider: Timagene

Nationaltheaterorchester Mannheim

Tito Ceccherini: Leitung


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>