Musik an sich


Reviews
Neal Morse

Send the Fire (Worship Sessions Volume 2)


Info
Musikrichtung: Songwriter / Worship

VÖ: 2006

(Latter Rain Records / Asaph)

Gesamtspielzeit: 68:17

Internet:

http://www.nealmorse.com


Was Neal Morse hier mit dem Untertitel Worship Sessions Volume 2 anbietet, hat mit der ersten Folge fast genau so wenig zu tun, wie mit seinen „offiziellen“ Solo-Alben.

Es dürfte mittlerweile bekannt sein, dass Morse seine Scheiben seit längerer Zeit zweigleisig veröffentlicht.
Da sind auf der einen Seite die grandiosen Prog-Alben, mit denen er seine Ex-Band immer wieder blass aussehen lässt, die aber genau wie die Spock’s Beard-Alben bei InsideOut erscheinen, dem säkularen Marktführer für progressive Rockmusik.
Auch diese Alben sind seit seinem Ausstieg bei Spock's Beard unübersehbar von Morses christlichem Glauben geprägt. Dennoch sind die Alben, die über sein Privat-Label Latter Rain Records laufen, in dieser Hinsicht noch eine ganze Schippe „frommer“. Hier geht es um Anbetung, die Verherrlichung Gottes und letztlich ziemlich unverblümt auch um Mission.

Die erste Folge der Worship Sessions schien eine völlig neue Reihe von Morse-Scheiben zu begründen; eine Art christliche Hausmusik. Und so klang Lead me Lord denn auch. Fast unproduziert hatte man den Eindruck am Abend in Morses Wohnzimmer zu sitzen, in dem nach einem guten Abendbrot die anwesenden Freunde zu ihren Instrumenten griffen, um ein wenig miteinander zu musizieren.

Es ist gut, dass Morse diesen Weg nicht weiter verfolgt. Ein Mal war das eine sympathisch persönliche Angelegenheit und eine tolle Gelegenheit den Prog-Perfektionisten ohne jedes Netz und jeden doppelten Boden zu erleben. Auf die Dauer hätte so etwas aber keinen Sinn gegeben.
Und so ist diese neue Worship Session so sauber produziert, wie man es von dem Ex-Beard-Head erwarten kann. Das gilt allerdings nur für die Produktion, nicht für die Komposition oder die Virtuosität.

„Worship“ heißt nun einmal, Gott in den Mittelpunkt zu stellen. Und so komponiert Morse Stücke, die in angemessener Demut das Lob Gottes singen, ohne die Bühne für die Demonstration der Leistungsfähigkeit der Musiker zu bereiten; wobei „der Musiker“ kaum zutrifft. Denn auch hier unterscheiden sich die beiden Worship Session deutlich voneinander. Statt einer Liste von über 20 beteiligter Musiker, ist auf diesem Album Morse fast im Alleingang zu hören. Lediglich am Schlagzeug und bei den Backing Vocals lässt er sich unterstützen.

Send the Fire ist Musik, die die Seele öffnet und sie erhebt. Der Gefahr, dabei in den Kitsch abzudriften, entgeht auch Neal Morse nicht immer. Problematisch sind vor allem die Longtracks, denn hier tragen die kompositorischen Zutaten in der Regel nicht über die Distanz.
Es überwiegen aber Stücke, die die ruhige Schönheit einer harmonischen Welt, in warmen Farben zeichnen – in der Musik, in den Texten und passend dazu auch mit dem Covermotiv.
Musikalisch reicht das Spektrum von ganz ruhigen, sparsam instrumentierten Balladen (“Reach“) bis zu lebendigen Nummern wie “There is Life“, dem ein fast überhörbares Percussion mit seinem schönen Rhythmus abgeklärte Lebendigkeit verleiht.
Über den banalen Refrain, der “Send the Fire“, zum Mitsingsong werden lässt, aber auch für ein Kinderlied taugen würde, lässt sch streiten. Über die Backings beim folgenden “Hide thou me“, die Morse als ”Soulfoul Wailing” bezeichnet, werden sich Pink Floyd-Fans freuen, denn die dürften sie kennen.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1I worship you with my Life 4:28
2Cloudburst 7:54
3There is Life 4:10
4Reach 5:59
5You are needed in this House 6:01
6Send the Fire 4:44
7Hide thou me 6:14
8God of Glory 4:13
9I give all 8:35
10Come unto me 3:44
11He's able 6:35
12The Kind of Heart 5:41
Besetzung

Neal Morse (Lead Voc, Keys, Git, B)

Scott Williamson (Dr)
Mark Leniger (Dr <9,11>)
Luke Pugliese (Dr <4>)

April Zachary (Solo Voice <6>, Back Voc)
Debbie Bresee (Soulfoul Wailing <7>), Back Voc)
Amy Pippin (Back Voc)
Wade Brown (Back Voc)
Joey Pippin (Back Voc)



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