Musik an sich Hier könnte Ihre Werbung stehen


Reviews
Telemann, G.Ph. (Johannsen)

Göttlichs Kind (Advents- und Weihnachtsmusik)


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 15.09.2005

Carus Verlag / Note 1 (CD, DDD (AD: 2005) / Best.nr. 83.180)

Gesamtspielzeit: 64:33

Internet:

Carus Verlag



WEIHNACHTEN MIT TELEMANN

Abgesehen von den zwei Kantaten aus den Sammlungen "Der harmonische Gottesdienst" (TVWV 1:1040 und 1:1020a) gibt es hier drei echte Neuentdeckungen zu machen. Die CD beginnt mit der nach Besetzung und Grundton anrührend schlicht gehaltenen Adventskantate "In deinem Wort und Sakrament" - ein in Musik gesetztes naives Staunen über das, was sich da heilgeschichtlich ankündigt. Während die Altistin Britta Schwarz und der Bass Sebastian Noack dieser Stimmung angemessen Ausdruck verleihen, agiert Susanne Rydén mit einem opernhaften Ton und lässt dabei zudem noch manche Unsauberkeit hören. Das eher dunkle Timbre ihrer Sopranstimme will gleichfalls nicht recht passen.
Dieses wird auch in der zweiten Kantate zum Problem. Susanne Rydéns Artikulation ist hier in den schwierigen Höhen bei zugleich stimmlicher Übersteuerung unzureichend. Außerdem treten die Registerwechsel überdeutlich hervor. Flüssigkeit und Leichtigkeit, die diese Musik unbedingt braucht, bleiben auf der Strecke.

Das sich anschließende Deutsche Magnificat ist ein interessantes, vielgestaltiges Werk mit der für Telemann so typischen, hier teilweise bis ins Extreme gesteigerten tonmalerischen Nachzeichnung des Textgehalts. Dabei wird den Solopartien je ein eigenes Begleitinstrument zugewiesen. Von solchen künstlerischen Freiheiten kehrt Telemann dann im Schlußchor zu einem strengen Satz zurück.
Der Tenor Andreas Karasiak wählt im nachfolgenden Werk "Göttlichs Kind, laß mit Entücken" den richtigen Ansatz. Seine junge Stimme weiß er unprätentiös zu führen, ganz so, wie der "Harmonische Gottesdienst" es braucht. Jedoch ist wirkt sein Ton vor allem in der virtuosen zweiten Arie zu stumpf und glanzlos.

Andachtsvolle Feststimmung verbreitet zum Schluß die Kantate "Allein Gott in der Höh sei Ehr". Hier trumpft noch einmal Sebastian Noack mit einer eindrucksvollen Leistung in den beiden Arien auf und macht dieses Werk dadurch zum Glanzpunkt der Produktion.

Das Ensemble 94 begleitet aufmerksam und mit angenehmem "Swing". Beeindruckend ist das hohe Niveau der Instrumentalsolisten. Das Orchester ist dabei im Vergleich zum Chor klangtechnisch deutlich im Vorteil, denn dessen engagierter Gesang verschwimmt leider zu stark im halligen Hintergrund der Aufnahme, wobei auch Intonation und Artikulation nicht immer ganz sauber sind. Dies fällt vor allem bei den schlichten Choralsätzen der letzten Kantate und in den (ohnehin zu dominanten) Sopranstimmen unangenehm auf.

Alles in allem also reichlich Musik, die es wert ist, neu entdeckt zu werden, der man aber auch ein Mehr an künstlerischer und aufnahmetechnischer Aufmerksamkeit gewünscht hätte.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-5 In deinem Wort und Sakrament, TVWV 1:931
Kantate zum 1. Advent 14:20

6-8 Lauter Wonne, lauter Freude TVWV 1:1040
Kantate zum 4. Advent 10:4

9-16 Meine Seele erhebt den Herrn TVWV 9:18
Deutsches Magnificat 15:40

17-19 Göttlichs Kind, laß mit Entzücken TVWV 1:1020a
Weihnachtskantate 08:32

20-27 Allein Gott in der Höh sei Ehr TVWV 1:158
Weihnachtskantate 14:47
Besetzung

Susann Rydén, Sopran
Britta Schwarz, Alto
Andreas Karasiak, Tenor
Sebastian Noack, Bass

solistenensemble stimmkunst
Ensemble 94

Ltg. Kay Johannsen


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>