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Artikel
Keep It True V



Info
Künstler: Diverse

Zeit: 01.11.2005

Ort: Lauda-Königshofen, Tauberfrankenhalle

Internet:
http://www.keep-it-true.de

Keep-It-True die Fünfte - Was soll man noch großartig über dieses sehr beliebte Underground-Festival sagen, was wir nicht schon in unseren vorherigen Berichten gelobt haben? An den zahlreich aus aller Herren Länder angereisten Fans konnte man sehen, dass die Veranstalter die letzten Male wohl alles richtig gemacht haben. Das sehr prominent besetzte Billing mit den drei bekanntesten Bands Jag Panzer, Raven und Virgin Steele tat sein Übriges dazu. Die Nahrungs- und Getränkeversorgung war wie immer gut und preiswert und unterstrich damit das fanfreundliche Undergroundflair. Nur kam man stellenweise mit dem Großen Andrang an der Essensausgabe nicht wirklich zurecht. Aber dieses Problem wird sicher in Zukunft auch noch gelöst werden. Beim Thema Sound hat sich ja seit der letzten Veranstaltung einiges getan, so dass man hier nicht mehr allzu sehr klagen kann. Der beliebte Metalmarkt, der fast die halbe Halle einnahm, war ebenfalls wieder vor Ort. Den gut gefüllten Einkaufstüten nach zu urteilen haben so einige dort einen halben Monatslohn oder mehr auf den Kopf gehauen. Nachdem die Warm-Up-Show tags zuvor in Dittigheim schon sehr gut gelaufen war (ausverkauft, u.a. mit Powergod und Anvil) konnte man gespannt auf die nächsten Stunden sein. Also stürzen wir ab ins Getümmel:


Eröffnet wurde dieses KIT von dem US-Fünfer Ignitor. Die Band, die erst ein selbst produziertes Demo (Take to the sky, 2004) vorzuweisen hat, fühlte sich sicher geehrt durch diese Aufgabe. Sie ließen sich davon allerdings nicht nervös machen, und die beiden Damen sowie die drei Herren dreschten gleich mit dem programmatischen "Demonslayer" deftig auf die Leute ein. Besonders Sängerin Erika war ein absoluter Aktivposten und suchte ständig den Kontakt zu den gar nicht mal wenigen Leuten vor der Bühne, welche den Musikern schon fast aus der Hand fraßen. Aber auch die Gitarristen/innnen Batlord und das weibliche Ace Frehley-Lookalike Beverly Barrington (diese Stiefel, meine Herren, diese Stiefel!) machten eine hervorragende Figur. Eine solch gute Stimmung hat man bei der Opening-Band in Königshofen noch nie erlebt. Der zünftige US-Metal der Band machte auch ordentlich Druck und so brauchte man sich nicht allzu sehr darüber wundern. Nach weiteren Schmankerln wie "Execution" oder "Take to the sky" war auch schon fast Schluss, doch das Highlight folgte noch. Ein Tribut an die gute alte BRD mit dem Song "Reinheitsgebot". Selten eine so unterhaltsame Kombination von Bier- und Metalhuldigung erlebt. Und mit dem Refrain "Rheinheitsgebot – Metal is the law" ist ein neuer Schlachtruf geboren - Kultalarm!

Nach diesem Anfang hat es die nachfolgende Band nicht leicht, die ausgelassene Stimmung zu halten, besonders eine Doom-Band – sollte man meinen. Aber Maltas Finest Forsaken (nicht zu verwechseln mit der schwedischen Deaththrash-Band gleichen Namens) konnten mit ihrem Candlemass-beeinflussten Sound von der ersten Note an mitreißen. Besonders Sänger und Sympathikus Leo Stivala war in ständigen Kontakt mit dem Publikum und entpuppte sich als super Stimmungsmacher. Noch dazu war seine Freude und die seiner Bandmates hier spielen zu können nicht zu übersehen (er stand nach dem Konzert bei fast jeder Band Fotos knipsend und abfeiernd in der ersten Reihe). Mit "Daylight dies" und dem als Opener gewählten Titeltrack gab es zwei ausgezeichnete Kostproben des neuen Rundlings Dominaeon, welche genauso groß wie das bekannte Doomfutter All is accomplished oder Carpe diem tönten. Forsaken walzten ihre Riffs mit einer wahren Freude über das Publikum und ließen sich auch nicht von dem einen oder anderen technischen Problem aus der Ruhe bringen. Mit "Sympton of the universe" zollte man seinen Vorbildern Black Sabbath Tribut, bevor man später das Set mit "Via crucis" von der Iconoclast-EP beendete. Eine wirklich hervorragende Aufführung, auf wenn derart morbide Klangwelten in einer dunklen Halle um einiges intensiver rüberkommen würden als zur Mittagszeit.


Die obligatorische Teutonen-Band war heute in Form der norddeutschen Stormwarrior vertreten. Diese hatten ja bereits im Juli beim Earthshaker-Festival mit ihrem Gaststar Kai Hansen (Gamma Ray, Ex-Helloween) für Furore gesorgt. Heute mussten wir leider darauf verzichten, was aber auf keinen Fall den guten Eindruck des Fünfers schmälerte. Beginnend mit einem starken "Singe of the Warlorde" zockte man einen guten Querschnitt der zurückliegenden Veröffentlichungen. Besonders "Axewielder" und das abschließende "Iron Prayers" entpuppten sich als Stimmungsmacher. Die Band gab sich sehr motiviert und Sänger Lars Ramcke kostete die neu gewonnene Bewegungsfreiheit aus, seitdem er nicht noch die zweite Gitarre bedienen muss und wirbelte ohne Unterlass bangend über die Bühnenbretter. Ein wirklich unterhaltsamer Auftritt der jungen Band, bei dem nicht nur Freunde von Gamma Ray oder Running Wild ihren Spaß hatten.

Mit Skullview war eine weitere Power-Band aus dem amerikanischen Underground im Billing vertreten. Der T-Shirt-Dichte nach zu urteilen hatte die Band eine größere Anzahl an Fans angezogen. Mit Eric Flowers präsentierte man dazu noch einen neuen Sänger, der in die großen Fußstapfen seines Vorgängers "Earthquake" Quimby Lewis zu treten hatte. Und dies tat er durchaus gutklassig, auch wenn den einen oder anderen seine schrille Stimme die Nerven zu strapazieren wusste. Der Horde vor der Bühne gefiel es allerdings prächtig, und diese brachte das auch lautstark zum Ausdruck, was bei Krachern wie "Night of metal kill" oder Bandhymne "Skullview (Warrior)" kein Wunder war. Leider war der Sound während der ganzen Auftritts ziemlich wechselhaft und die Gitarrenanlage des leicht angetrunkenen Dave Hillegonds gab des Öfteren seinen Geist auf. Dieser beschäftigte sich halt solange damit einen neuen Weltrekord im Pommesgabelzeigen aufzustellen oder damit auszuprobieren, wie viele Schläge gegen den Bühnenboden seine Gitarre aushält. Da man auch den zahlreichen Zugaberufen entgegenkam, ließ man viele zufriedene Gesichter zurück.


Mit (The Lord Weird) Slough Feg trat anschließend eine Band auf den Plan, welche für so einige Ohren vielleicht etwas obskur tönt. Das Quartett wusste allerdings von Anfang an mit ihrem Sound, der irgendwo in der Schnittmenge aus klassischem amerikanischen Powermetal und Thin Lizzy liegt, zu gefallen. Schon mit "High passage/Low passage" und "Dead among the deadman" gab es zweistimmige Gitarrenläufe satt, und als man später noch dazu einige der irisch gewürzten Stücke á la "Eumaus the swineherd" oder "The red branch" auspackte, konnte so schnell kein Bein mehr still stehen. Gitarrist und Sänger Mike Scalzi entpuppte sich dazu als erstklassiger Entertainer, der das Publikum recht schnell im Griff hatte. Ein absolutes Tageshighlight. Man kann nur hoffen, dass Slough Feg ihre Allerwertesten bald mal wieder in das alte Europa schleppen.

Wer bei Thrashmetal an Namen wie Dark Angel oder Heathen denkt, war bei den Amis Intruder genau richtig. Hier wurden donnernde Riffs und schneidende Soli am Fließband präsentiert und so einige Dauerwellen glatt gebügelt. Eigentlich ein Wunder, dass Intruder mit diesem Sound nicht die komplette Country-Riege aus ihrer Heimatstadt Nashville wegblasen. Auf der Bühne gab man sich betont cool und zockte die Songs mit technischer Finesse runter, dass es eine wahre Freude war. Zwar ließ das Songmaterial mit laufender Spielzeit etwas Abwechslung vermissen, war aber als Kontrastpunkt zum restlichen Billing nicht zu verachten. Dies empfanden auch die anwesenden Headbanger so, auch wenn die Stimmung nicht ganz so überschäumend wie bei Tyrant´s Reign vor einem Jahr war.


Die Ruffians konnten bereits auf dem Bang-Your-Head letztes Jahr überzeugen, aber heute galt es zu beweisen, ob es sich nicht doch um eine weitere dieser unnötigen Reunions handelt. Mit ihrer Hymne "Fight for your life" ging es gleich stark los und es wurde aus Zig Kehlen lauthals mitgesungen. Der Funke sprang unmittelbar über. Dabei hatte nicht nur das Publikum seinen Spaß, sondern auch der Band merkte man ihre Spielfreude zu jeder Sekunde an ihrer energiegeladenen Performance an. Sänger Rich Warde fegte ständig über die Bühne, sang wie ein junger Gott und brauchte sich hinter seinem legendären Vorgänger Carl Albert nicht zu verstecken. Neben weiteren Klassesongs aus der "guten alten Zeit" (u.a. "Do or die", "Bad boys cut loose", "Run for cover") gab es auch zwei hervorragende Songs in Form von "Darkness of light" und "I believe". Sollte ein kommendes Studioalbum (übrigens das erste Richtige) halten, was diese Kostproben versprechen, steht uns ein echtes Schmankerl bevor. Über die einstündige Spielzeit konnte man die gute Stimmung locker aufrechterhalten, so dass man den Auftritt ruhigen Gewissens als eines der Highlights bezeichnen kann.


Auf die folgenden Jag Panzer freute sich nicht nur der Verfasser dieser Zeilen besonders, nachdem das vergangene Bang-Your-Head-Gastspiel reichlich kurz ausfiel (siehe August-Ausgabe) und die Band sowieso recht rar in unseren Gefilden unterwegs ist. Angekündigt wurde eine spezielle Ample destruction-Show (legendäres Debütalbum von 1984), und dementsprechend groß waren die Erwartungen der Fans. Bereits vor Beginn waren jede Menge "Tyrant"-Rufe zu hören. Aber los ging es erst einmal mit einem ganzen Füllhorn an Songs neueren Datums. Gestartet wurde mit einem verhalten aufgenommenen "Fate's triumph", aber gleich mit dem folgenden "Iron eagle" kam reichlich Bewegung ins Auditorium. Das kurz darauf gespielte "Chain of command" wurde so lauthals mitgesungen, dass man glatt den Fischerchören Konkurrenz machte. Jag Panzer zeigten wieder ihre spielerische Klasse, und besonders Sänger Harry Conklin zog mit seiner Ausstrahlung und einer wie immer absolut phantastischen Gesangsleistung alle in seinen Bann. Mit laufender Spielzeit wurden die ewiggestrigen Altfans aber langsam ungeduldig und fragten sich, wann denn endlich ihre Lieder an der Reihe wären. Nach zwei Titeln des aktuellen Casting the stones-Werks war es endlich soweit und mit "Battlezones" von der Debüt-EP folgte der Blick zurück in die frühen Achtziger. Weiter wurde zwar nicht das ganze Debütalbum gespielt, aber mit "Generally hostile" (hammermäßig, das Publikum steht Kopf), "License to kill", "Warfare", "Symphony of terror" und dem abschließenden "The crucifix" war es doch entsprechend gut vertreten. Ein absolut fantastisches Konzert von tollen und sympathischen Musikern mit einer guten Setlist. Bitte bald wieder kommen und den Hammerfalls dieser Welt zeigen, wo der Hammer wirklich hängt!

Von den Briten Raven hatte ich mir ehrlich gesagt nicht allzu viel erwartet. Waren sie doch in den letzten Jahren irgendwie versumpft und die Jüngsten sind sie auch nicht mehr. Aber so kann man sich täuschen. Entpuppte sich das Trio im Nachhinein als heimlicher Headliner. Recht zackig ging´s mit "Seven shades" des immer noch aktuellen One for all-Albums los, und schon hier wetzten die beiden Gallagher-Brüder wie von der Tarantel gestochen über die Bühne, während Drummer Joe Hasselvander ein stabiles Fundament hinter seinem Kit bildet. Fröhlich weiter ging es sodann mit Mitgröhlstoff der Marke "Live at the inferno" und "All for one". Hier war wirklich die Hölle los und es entstand sogar ein mittelgroßer Moshpit vor der Bühne. Raven fegten regelrecht über die Meute hinweg und NWOBHM-Klassiker wurden im Minutentakt losgefeuert (u.a. "Hell patrol", "Faster than the speed of light", "Rock until you drop", "Mind over metal"). Zwischendrin durfte Mark Gallagher ein kleines Gitarrensolo zum Besten geben, welches zwar nicht wirklich unterhaltsam war, aber seinen Zweck erfüllte. Schlusspunkt bildeten das obligatorische "Don´t need your money" und "Break the chain" (inkl. Medley aus T.Rex, AC/DC und Black Sabbath). Hier wurde noch mal richtig aufgedreht und nicht nur die Band gab alles, sondern auch das Publikum zeigte bei diversen Mitsingspielchen, was in ihm steckt. Das Comeback war somit absolut geglückt und den euphorischen Schlussapplaus hatten sich Raven reichlich verdient. Nach dieser hochenergetischen Vorstellung war es auch kein Wunder, dass eine erste Abwanderungswelle einsetzte und die folgende Band vor einer wesentlich geringern Kulisse starten musste.


Gekrönt wurde das KIT Nr. 5 von Virgin Steele. Der König saß allerdings etwas wacklig auf seinem Thron. Das lag vor allem an dem absolut furchtbaren Sound (man merke: laut ist nicht gleichzeitig gut) und der von vielen kritisierten Setlist. Aber der Reihe nach. Begonnen wurde mit etwas Verspätung mit den neueren Titeln "Kingdom of the fearless" und "The voice as a weapon". David DeFeis präsentierte sich agil wie selten und man meinte fast, er sei einem Jungbrunnen entstiegen (vielleicht übertrieb er es deswegen ab und an etwas mit überschwänglich schrillem Gesang). Nach der kurzen Kostprobe seiner Metaloper folgten ein paar Songs vom Invictus-Album. Wie von seiner Atreus-Geschichte bekannt, wurden die meisten Songs von verzierenden In- und Outros verbunden. Wirkte sehr theatralisch und auf Dauer auch etwas ermüdend. Wirklich ausgelassene Stimmung mochte nicht so recht aufkommen, auch wenn einige Hardcorefans das natürlich anderes sahen. Die Band ließ es sich dazu nicht nehmen ein Gitarren- (absolut gähn) und ein Schlagzeugsolo darzubieten. Nach einer Weile verließen auch immer mehr Leute nach dem langen Konzerttag die Halle, so dass am Schluss nur noch ein mehr oder weniger kleines Häuflein übrig blieb. Dieses wurde allerdings mit solchen Göttergaben wie "A symphony of steel", "Veni, Vidi, Vici", "Noble savage", "Emalaith" und dem abschließenden "The burning of Rome" belohnt. Nach anstrengenden zwei Stunden fand der Auftritt sein Ende und beschloss damit ein weiteres hervorragendes Keep-it-true. Die Show sollte übrigens für eine DVD-Veröffentlichung aufgezeichnet werden, aber ob sich die Band aufgrund des Gesamtsounds und der spärlichen Publikumsdichte damit einen Gefallen tut ist fraglich.

Irgendwann findet auch die schönste Veranstaltung sein Ende, und was soll man als Schlussfazit noch sagen außer: Sche´ war´s wieder mal! Rückblickend gab es nichts, was man großartig bemängeln könnte. Und sofern wir vor Ort wieder gern gesehen sind, wird das Team von Musiksansich.de auf jeden Fall wieder vom nächsten Keep-it-true-Festival berichten. Der Termin hierfür ist Samstag, der 08.04.2006 am gleichen Ort. Eine Warm-up-Show findet ebenfalls wieder einen Tag vorher in der Turnhalle Dittigheim statt. Folgende Bands sind für den Haupttag bereits offiziell bestätigt: Riot, Exciter, Ross the Boss (presenting a night of early Manowar!), Solitude Aeturnus, Paradox, Axehammer, Silver Fist, Darkness (GER), Wotan und Powervice. Für die Warm-up Show hat man Hirax und Drifter verpflichtet.

Falls ihr dieses gemütliche Konzertereignis einmal besuchen wollt, nicht vergessen rechtzeitig Karten zu ordern, denn der Publikumszuspruch war bei der fünften Ausgabe bereits riesig. Und ansonsten nicht vergessen: Reinheitsgebot – Metal is the law!


Mario Karl



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