Musik an sich mit-bester-empfehlung.com - Webkatalog - TopNews - Linktausch - Onlinespiele - Mahjongg - Solitaire - Puzzle - Mahjong - Blumen - Singlebörsen


Reviews
Messiaen, O. (Rattle)

Éclairs sur l’Au-delà


Info
Musikrichtung: Orchester

VÖ: 27.08.2004

EMI Classics / EMI
CD (AD 2004) / Best. Nr. 7243 5 577882 2 6


Gesamtspielzeit: 60:25



STRAHLENDE HIMMELSLICHTER

Bei der Interpretation von Werken des französischen Komponisten Olivier Messiaens entscheiden meist schon kleine Nuancen über Gelingen oder Misslingen: Wird aus der Musik eine sinnenbetörende, quasi-liturgische Beschwörung oder ein kitschiges, quietschbuntes Breitwandspektakel? Damit ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass auch gänzlich unterschiedliche Auffassungen auf ihre Weise zu beeindruckenden Lösungen führen können. Nur Unentschlossenheit und Mittelmaß scheint diese Musik nicht zu vertragen.
Nachzuhören ist das anhand zweier Einspielungen von Messiaens Opus ultimum, den Éclairs sur l’Au-delà. Messiaen versucht darin sozusagen mir rein musikalischen Mitteln für kurze Momente – Geistesblitze (éclairs) - den Vorhang des Dunkels und des Nichtwissens zu lüften, um einen Blick in jene himmlische Welt zu tun, die das Thema zahlreicher seiner Kompositionen ist. Der ursprüngliche Titel des Werks lautete dann auch Paradies. Die elf Sätze, auf die die Komposition schließlich anwuchs, ergeben ein sehr persönlich gefärbtes christliches und musikalisches Glaubensbekenntnisse.

2003 erschien eine sehr gelungene Produktion mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg und Sylvain Cambreling (MAS Rezension). In diesem Jahr veröffentlicht EMI die Version von Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern. Was die beiden Einspielungen auf den ersten Blick unterscheidet, sind die Tempi: Cambreling benötigt rund 76, Rattle nur 60 Minuten!
Unterstützt durch eine reizvoll diffuse Akustik, entrückt Cambreling Musik und Hörer. Hymnische Durakkorde, Vogelgesänge, glühende Orchesterfarben, wilde Rhythmen und getragene Bläserchoräle werden bei ihm wirklich zu einer „Himmelssinfonie“ von kosmischem Ausmaß und gelegentlich hypnotischer Wirkung. (Letztes gilt vor allem für die Ecksätze und den maßlos schönen, zentralen „Liebesgesang“ nach Johannes, Demeurs dan l’Amour - In der Liebe bleiben.)

Rattle, der sich schon bei Messiaens epochaler Turangâliâ-Sinfonie (EMI 1986) keine Fesseln auferlegt hat, riskiert dagegen die Flucht nach vorn und setzt auf Durchhörbarkeit, starke Kontraste und geschärfte Timbres; mit seinen zügigen, doch keinesfalls überhasteten Tempi gibt er die Musik diesseitiger und holt den Himmel sozusagen auf die Erde: ein in allen regenbogenfarben schillerndes Sacroland. So lassen die stets brillanten Instrumentaleinsätze der BP lassen die Musik flüstern, donnern, strahlen, funkeln und regelrecht gleißen: Die wie mit dem Laser gezogenen, oszillierenden Spitzentöne der Violinen bei besagtem Demeurs dan l’Amour machen aus der Musik fast schon eine Science-Fiction-Vision. Dagegen zwitschern die Vögelchen im Baum des Lebens etwas gestresst, und auch der Gesang des Prachtleierschwanzes im 3. Satz klingt eher scharf ausgesteuert denn leuchtend bunt. Wie gesagt: Die Nuancen machen bei Messiaen die Musik. Dafür bekommen die Sieben Engel mit den Trompeten eine eindringlich apokalyptische Schlagkraft (auch dank der erdbenbenstarken Großen Trommel). Das numinose Tönen der Posaunen wird sonst nämlich häufig zur platten Filmmusik à la Ben Hur.

Fazit: Eine hörenswerte Alternative in ausgezeichneter Klangqualität. Im schmalen Booklet fehlen leider die Kommentare des Komponisten zu den einzelnen Sätzen.



Georg Henkel



Trackliste
1Apparition du Christ glorieux05:45
2La Constellation du Sagittaire05:53
3L’Oseau-Lyre et la Ville-Finacée04:03
4Les élus marqués du sceau01:53
5Demeurs dan l’Amour10:11
6Les sept Anges aux sept Trompettes04:03
7Et Die essuiera tout larme de leurs Yeux …03:32
8Les Étoiles et la Gloire11:14
9Plusieurs Oiseaux des Arbres de Vie02:28
10Le Chemin de l’Invisible03:43
11Le Christ, Lumière du Paradis07:40
Besetzung

Berliner Philharmoniker

Ltg. Simon Rattle


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>