d´Astorga & Lalli (Les Abbagliati)

Kantaten / Sonaten


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 06.11.2020

(Ramée / Outhere Music / Note 1 / CD / 2019 / Best. Nr. RAM 1907)

Gesamtspielzeit: 58:56

Internet:

Les Abbagliati



LOSE VERBUNDEN

Auch mit lose geknüpften Fäden lässt sich ein hübsches Päckchen packen. Und so darf man das Narrativ, welches auf dieser CD um die Freundschaft des Librettisten und Kleinkriminellen Domenico Lalli mit dem Diplomaten, Komponisten und Abenteurer Emanule d´Astorga gesponnen wird, als eher lose Verbindung verstehen, um die präsentierten Werke unter ein gemeinsames Motto zu stellen.

Im Mittelpunkt steht die Ersteinspielung dreier Solo-Kantaten im italienischen Stil. Während ähnlichen Stücken aus der Feder von Giovanni Bononcini schon wiederholt Aufmerksamkeit zuteil wurde, dürfen d´Astorgas Kantaten noch immer als Exoten im Barock-Repertoire gelten. Dabei stehen diese jenen von Bononcini in puncto Verdichtung der Mittel, Virtuosität und bukolischem Lyrismus in nichts nach. Die Sopranistin Soetkin Elbers trifft sehr schön den richtigen Ton zwischen keckem Ausdruck und sanglich ausgezogenen Linien. Bisweilen hätten diese Opern en miniature allerdings durchaus einen dramatischeren Ausdruck verkraftet.

Eingebettet sind die drei Kantaten in eine originelle, zum Teil auch eigenwillige Auswahl kleinerer Instrumentalwerke. Neben dem berückend schönen, der Traversflöte eine ideale Bühne bereitenden Concerto a quattro - bei dem noch immer offen ist, ob es nun von Händel, Telemann oder gar einem ganz anderen Autor herrührt -, finden sich u.a. eine Triosonate von Händel und die Kompilation von Sätzen aus zwei Cellosonaten Vivalids mit Sätzen aus einer Händel´schen Violinsonate. Das Ensemble Les Abbagliati bezeichnet dies vorwitzig als Pasticcio in barocker Tradition, aber dazu stehen sich die Sätze tonartlich, besetzungstechnisch und im kompositorischen Grundansatz dann doch etwas zu fern. Andererseits ist es nur konsequent, von hier aus wieder mit einem einzelnen Scarlatti-Largo zur nächsten d´Astorga-Kantate überzuleiten. "Erlaubt ist, was gefällt" - und zu gefallen vermag all dies, da nicht nur klangschön, sondern auch mit galantem Schwung musiziert wird und die Tontechnik ganz Arbeit geleistet hat, um zu einem sehr direkten, kammermusikalisch intimen und zugleich perfekt ausgewogenen Klangbild zu gelangen.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-4 G. F. Händel (?): Concerto a quattro d-moll
5-8 G. Bononcini: Kantate "Sento dentro del petto"
9-12 G. F. Händel: Trionsonate d-moll, HWV 386b
13-7 E. d´Astroga: Kantate "Che ti giova Amor crudele"
18-19 A. Vivaldi: aus den Cellosonaten RV 46/47
20-21 G. F. Händel: aus der Violinsonate g-moll, HWV 364a
22 A. Scarlatti: aus der Cellosonate d-moll
23-25 E. d´Astroga: Kantate "Non è sol la lontananza"
Besetzung

Soetkin Elbers: Sopran

Les Abbagliati


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>