BuJazzO

30 Jahre Bundesjazzorchester


Info
Musikrichtung: Big Band Jazz

VÖ: 03.08.2018

(Double Moon Records)

Gesamtspielzeit: 75:33

Internet:

http://www.bundesjazzorchester.de
https://www1.wdr.de/index.html
https://challengerecords.com/
https://www.martinaweinmar.de/


Vor dreißig Jahren wurde diese bundesdeutsche Einrichtung gegründet, das Bundesjazzorchester (BuJazzO), als offizielles Jugendjazzorchester der Bundesrepublik Deutschland. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Westdeutsche Rundfunk, die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) und die Daimler AG teilen sich die Förderung des Projekts. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tragen mit Eigenbeiträgen zur Finanzierung bei.

Als eine der Grundregeln wurde festgelegt, dass kein Mitglied älter als 24 sein darf, bei Erreichen des Alters rückten neue Musiker nach. So war eine ständige Frischzellenkur gewährleistet. Nun ist diese Jubiläums-CD erschienen. Eigentlich ist ein einzelner Silberling gar nicht ausreichend, um die umfangreiche Geschichte darzustellen. Nun, auf 30 Jahre Bundesjazzorchester sind ja tatsächlich auch nur die Jahre 2013 bis 2018 abgebildet, insofern ist diese Einzel-CD sicher ausreichend mit diesem Querschnitt durch die Arbeit der letzten Jahre.

Neben den wechselnden Musikern gab es auch immer wieder neue Leiter, 2013 war es Jiggs Whigham und 2018 Ansgar Striepens. Davor und dazwischen zählen solche Künstler wie der Gründer Peter Herbolzheimer, Mike Herting, Jörg Achim Keller dazu. Ebenfalls waren oft Gastsolisten anwesend, auf dieser CD sind das zum Beispiel Nils Landgren, Kurt Elling und Wolfgang Niedecken. Auch dadurch war und ist stets sichergestellt, dass man verschieden Spielarten und Ausprägungen des Jazz abdeckt, zwischen ganz traditionellen Klängen der Big Bands vergangener Tage sowie Einbezüge moderner Elemente der Musik.

“Inner Urge“ zum Beispiel erinnert noch an alte Tugenden à la Ellington, mit einem moderneren Arrangement glänzt “Das Geheimnis der Marquise“, hier aufgenommen durch Studenten des Erich-Thienhaus-Instituts der Hochschule für Musik Detmold, selbige sind auch verantwortlich für die mit großem Chor angereicherten “It Could Happen To You“ und “The Whole Truth“. Sehr funky wird es dann mit “Ain’t Nobody“ von Nils Landgren, der hier auch singt neben seinem Posaunen-Einsatz. Hier höre ich ein wenig die alte Schule von Herbolzheimer. “Kristallnaach“, klar, hier kommt Wolfgang Niedecken ins Spiel, der mit rauer Stimme von satter Orchestrierung umrahmt wird. “Life In Times Of The Big Crunch“, das klingt anfänglich wie eine Mischung aus Willem Breuker und Frank Zappa, hier zeigt sich dann auch eine abseits des Mainstreams angesiedelte Bearbeitung, und so wurde auch das von Billy Strayhorn komponierte “Elf“ in ein ganz neues interessantes Gewand perkussives Gewand gepackt.

“La Suerte De Los Tontos“ entstand unter der Leitung von Jiggs Whigham gemeinsam mit dem National Youth Jazz Orchestra (England) sowie dem Nationaal Jeugd Jazz Orkest (Niederlande), das ist sicher eines der lebhaftesten und interessantesten Titel des Albums, mit Einfluss aus Afrika und Spanien, und mit “Verley uns Frieden“ hören wir Martin Luthers Choral in der Neufassung von Michael Villmow. Ja, wir finden somit ein gutes Abbild des Schaffens dieser bundesdeutschen Einrichtung. Schön wäre es allerdings gewesen, die gesamte Phase ab 1988 abzudecken, vielleicht kommt ja einmal etwas nach. Denn schließlich hat das Orchester in seiner Zeit zahlreichen Musikern als Sprungbrett zum Erfolg gedient, zum Beispiel Till Brönner, Roger Cicero, Tom Gaebel, Julia Hülsmann, Sebastian Sternal, Nils Wogram, Michael Wollny oder Nils Wülker.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Inner Urge
2 A Sleepin' Bee
3 Steppin' Out
4 Das Geheimnis Der Marquise
5 It Could Happen to You
6 Ain't Nobody
7 The Whole Truth
8 Kristallnaach
9 Le Cyclopathe
10 Life in Times of the Big Crunch
11 Elf
12 La Suerte de Los Tontos
13 Verley Uns Frieden
Besetzung

Verschiedene Besetzungen


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