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Billy Boy Arnold

The Blues Soul Of Billy Boy Arnold


Info
Musikrichtung: Blues/Soul/R&B

VÖ: 24.10.2014

(Stony Plain)

Gesamtspielzeit: 60:03


William "Billy Boy" Arnold wurde am 16.September 1935 in Chicago geboren, war also keiner der zugereisten Blueser, die sich der Bluesszene der Stadt anschlossen.
Er ist einer der letzten noch lebenden legendären Musiker aus Chicago, Einer, der den Sound der Fünfziger und frühen Sechziger mitgeprägt hat.
Er spielte nicht den satten Sound von Little Walter, sondern eher in der Tradition von John Lee “Sonny Boy“ Williamson, also der erste der beiden Sonny Boys. Von diesem hatte er, kurz vor dessen Tod im Jahre 1948, die ersten Lektionen auf der Blues-Harp erhalten. Der damals 13Jährige Billy Boy hatte all seinen Mut zusammengenommen, um an die Tür seines Idols zu klopfen. Nun, es hatte sich gelohnt, denn er sollte schon bald zu den führenden Bluesern der Windy City gehören.

Doch, wider Erwarten, wie so viele andere, schloss er sich nicht dem Chess Label an, sondern zeichnete beim Konkurrenten Vee –Jay. Dennoch war er zu hören auf etlichen Aufnahmen von Chess, als er zum Beispiel bei Bo Diddley mitspielte. Hier gab es noch eine andere Verbindung, nämlich jene des auch mit Bo spielenden Jody Williams, mit dem und dem Bruder Jerome Arnold er 1957 eine eigene Band gegründet hatte. Mit Jody verbindet ihn noch heute eine Freundschaft. Beiden gemein ist auch, dass sie einst das Musikbusiness verließen, um sich anderen Berufen zu widmen. Beide erlebten dann auch ein Comeback, so Arnold mit seinem 1993 für Alligator Records eingespielten Album Back Where I Belong. In loser Folge gibt es seitdem neue Veröffentlichungen, und diese ist nun die aktuelle.

Ich bin wirklich froh, dass es auch noch heute solche Platten gibt, die die Musik der wichtigen Jahre in Chicago präsentieren, solche, die für mich noch wahren Blues darstellen und nicht auf Superlative zielen, die durch mittlerweile viele Künstler dargeboten werden, stets unter dem Deckmäntelchen des Blues. Dabei ist das in der Regel ganz simpler Rock, angereichert mit Elementen des Blues.
So klingt diese Musik sehr authentisch, jedoch nie altbacken, sondern sehr modern arrangiert vom bleichgesichtigen Produzenten und Mitmusiker Duke Robillard.

Das hier ist feinster Blues, mit einer kräftigen Zutat Soul, wie sich der Blues bereits in seiner Entwicklungsphase ab Ende der Siebziger darstellte, als Künstler wie zum Beispiel Jimmy Johnson das Genre modernisierten.
I'd Rather Drink Muddy Water swingt gewaltig und Duke spielt eine ‘dreckig‘ angezerrte Gitarre wie einst Willie Johnson, als dieser in den frühen Fünfzigern Gitarrist bei Howlin‘ Wolf war.
Der Slowblues Worried ist eine Feature für den sensibel und gefühlvoll agierenden Robillard und der Jazztitel Work Song, bei dem einst Arnolds Bruder Jerome in der Version von Paul Butterfield beteiligt war, ist hier kürzer als jenes Stück gehalten, wird aber dem Anspruch, jazzige Atmosphäre zu versprühen, durchaus gerecht.
Im Übrigen fällt Billy Boy auf durch seine jugendlich wirkende Stimme. So ist ein hervorragendes Bluesalbum gelungen, das für mich zu den Besten des Genres in diesem Jahr zählen wird.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Coal Man [Mack Rice] (2:55)
2 I'd Rather Drink Muddy Water [Eddie Miller] (4:01)
3 You Give Me Nothing To Go On [Ted Taylor] (3:37)
4 99 Lbs. [Donald Bryant] (3:07)
5 A Mother's Prayer [Joe Tex] (3:11)
6 St. James Infirmary [Trad., arranged/adapted by Billy Boy Arnold] (4:35)
7 Don't Set Me Free [A.Jones/F.James] (3:03)
8 What's On The Menu Mama [Billy Boy Arnold] (6:15)
9 Worried Dream [Riley (B.B.) King] (7:37)
10 Nadine (Is It You?) [Chuck Berry] (3:26)
11 Work Song [Oscar Brown Jr./Nathaniel Adderley](4:29)
12 Dance For Me Baby [Billy Boy Arnold] (3:50)
13 Ain't That Just Like A Woman [F.Moore/C.Demetrius] (4:17)
14 Keep On Rubbing [Billy Boy Arnold] (6:06)
Besetzung

Billy Boy Arnold (vocals and harmonica)
Duke Robillard (guitars and background vocals)
Bruce Bears (piano, Hammond organ)
Brad Hallen (acoustic and electric bass)
Mark Teixeira (drums, background vocals)
Rich Lataille (alto and tenor sax)
Mark Earley (tenor and baritone sax)
Doug Woolverton (trumpet)
Anita Suhanin (background vocals)
Jack Gauthier (background vocals)



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