Musik an sich


Reviews
Schieferdecker, J. Chr. (Elbipolis)

Musicalische Concerte (Hamburg 1713)


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 4.10.2011

(Challenge Records / Challenge / CD / DDD / 2011 / Best. Nr. CC72531)

Gesamtspielzeit: 72:36

Internet:

Elbipolis Barockorchester Hamburg



FAST NUR PREMIEREN

Mit dem offenbar immer noch werbewirksamen Attribut "World première recordings" wird hier mal wieder etwas großzügig umgegangen: Wer Ohren hat zu hören, der dürfte spätestens 2005 auf Schieferdeckers (1679-1732) einzig überlieferte Instrumentalmusik aufmerksam geworden sein. Damals präsentierte die Akademie für Alte Musik Berlin (harmonia mundi) bereits das erste der insgesamt dreizehn Konzerte umfassenden Sammlung der "Musicalischen Concerte", die der Barockmeister 1713 publizierte. Auf dieser CD nun gibt es neben jenem ersten noch fünf weitere Concerti daraus zu hören. Schieferdecker komponierte sie, nachdem er nach einigen Jahren an der Hamburger Oper 1707 als Nachfolger Buxtehudes als Organist an die Lübecker Marienkirche gewechselt war. Die Konzerte allerdings weisen immer noch einen klar hamburgischen Einschlag aus, eine gewisse Verwandtschaft zum Klangideal des dortigen Opernkapellmeisters Reinhard Keiser ist unverkennbar. Zwar ist ihnen der Zug ins Gefällige weitgehend fremd, so manche Wendung wirkt geradezu urtümlich barock und widerborstig. Aber das Ganze strebt doch deutlich zu mehr Leichtigkeit und Eleganz, will kunstsinnig unterhalten. Und beispielsweise die lyrisch-verträumte Aria für Solo-Oboe im Konzert Nr. 6 weist bereits den Weg in die musikalische Zukunft des 18. Jahrhunderts, den im norddeutschen Raum Georg Philipp Telemann dann konsequent weiterbeschritten hat.

Dem Ansatz unterhaltsamen Musizierens verbunden präsentiert das Elbipolis Barockorchester Hamburg Schieferdeckers abwechslungsreiche Werke flott und oftmals musikantisch-frech, was schon frühere Produktionen des jungen Ensembles auszeichnete. Die kleine Besetzung ermöglicht einen schlanken, alerten Zugriff, der dieser sympathischen Musik ausgezeichnet zu Gesicht steht.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-5 Concert c-moll
6-11 Concert F-Dur
12-18 Concert d-moll
19-23 Concert G-Dur
24-28 Concert a-moll
29-35 Concert d-moll
Besetzung

Elbipolis Barockorchester Hamburg
Jürgen Groß, Albrecht Kühner, Jochen Grüner: Violine
Inka Döring: Violoncello
Luise Haugk, Thomas Jahn, Petrta Ambrosi: Oboe
Györgyi Farkas: Fagott
Ophira Zakai: Theorbe
Jörg Jacobi: Cembalo
Michael Metzler: Perkussion


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