Musik an sich


Reviews
Makossa & Megablast

Soy Como Soy


Info
Musikrichtung: Afro, Electronica

VÖ: 11.11.2011

(Luv Lite Recordings/ !K7/ Alive)

Gesamtspielzeit: 78:25

Internet:

http://www.makossa-megablast.com


Afrikanische perkussive Musik ist Trancemusik. Stundenlanges Trommeln erzeugt einen hypnotischen Zustand. Insofern ist afrikanische Trommelmusik den monotonen Beats der elektronischen Clubmusik nicht unähnlich. Beide wollen im Grunde das Gleiche, sieht man mal von den ethnisch-religiösen Hintergründen der afrikanischen Rhythmen ab. Nun gibt es als Verbindungen beider Richtungen zwar genügend Remixe afrikanischer Popmusik, seltener allerdings werden afrikanische Rhythmen elektronisch produziert und mit Vocals, Perkussion und Basslines versehen. Dieses Konzept der Wiener DJs Makossa & Megablast wurde selten so stimmig, packend und komplex umgesetzt, weshalb das Projekt auch live weltweit begeistert. Bei Soy Como Soy besteht Ekstasegefahr und würden sich die beiden Produzenten nicht ab und zu selbst abbremsen, könnte man auf dem Dancefloor zusammenbrechen. Die Musik ist ständig im Fluss, weil die Stücke oft ineinander übergehen und die treibenden Beats werden von Gästen wie dem Mastermind in Sachen Afro Beat, Tony Allen, oder den griffigen Vocals von Hubert Tubbs (Ex-Tower of Power) und insbesondere Vokalistinnen wie OG Spiritual Goddess aus Zimbabwe und Cleydys Villalon aus Kuba unterstützt. Makossa & Megablast bevorzugen dabei das direkte Zusammenspiel im Studio statt dem File-Sending über das Web und das merkt man in positiver Hinsicht.

Nun ist ein derartiges Konzept nicht grundsätzlich neu. Bereits 2002 präsentierte Frederic Galliano mit seinen African Divas eine ähnliche Live-Show, passte sich später aber zu sehr den Sounds der afrikanischen Billigproduktionen an. Auch die kongolesischen Streetbands á la Konono N° 1 sollte man hier nicht vergessen. Doch Makossa & Megablast sind dennoch anders. Im Grunde kombinieren sie die Hypnotik afrikanischer Rhythmik mit den Sounds elektronischer Musik vergangener Jahrzehnte. Insofern spielen hier auch viele analoge Sounds eine Rolle. Conga-Rhythmen einerseits, aber auch sphärische Schwebesounds und alte Sequenzerrhythmen wie man sie teils gar noch von Jean-Michel Jarre oder Tangerine Dream her kennt, sowie monotone Gesangsfetzen gehen hier eine intensive Wiener Melange ein. Das Album steigert sich dynamisch sehr geschickt bis zum Höhepunkt der Titel vier bis acht, um dann langsam wieder runterzukommen. Bereits der Einstieg „Wangu“ mit der Kombination eines Balafon-Loops, dem Drums von Tony Allen sowie röhrigen Synthieklängen und beschwörenden Gesängen nimmt einen gefangen. Danach gibt Howard Tubbs in „Coming Home“ der Musik einen unerwarteten Soul-Touch. Ab „Imimi“ heißt es anschnallen, diese Rhythmik geht kaum dichter und mit dem autogetunten Gesang von Cleydys Villalon und entsprechenden Piepsern bekommt „Bailalo“ – Nomen est Omen – einen gehörigen Schuss Baile Funk. Die düsigen Sequenzerrhythmen und elektronischen Drum- Breaks in „Kinky Ebony“ sind allerdings dann der Höhepunkt des Albums.
Beim nachfolgenden Landeanflug stört allein der zweite Titel mit Hubert Tubbs „Peace“, dessen pazifistisches Schlagwortgedresche eher unfreiwillig komisch wirkt. Der Rest schüttelt einem allerdings unwiderstehlich die Knochen durch.



Hans-Jürgen Lenhart



Trackliste
1Intro0:22
2 Wangu5:43
3 Coming Home7:12
4 Imimi4:01
5 Bailalo3:51
6 Kinky Ebony6:09
7 Soy Como Soy4:02
8 Jungo6:32
9 Shalo Baby4:41
10 Home Journey6:02
11 If I U Me5:28
12 Release The Pressure5:54
13 Don’t Fight It6:34
14 Peace5:43
15 Love You6:11
Besetzung

Makossa & Megablast: Production, programming
Singers: Hubert Tubbs, OG Spiritual Goddess, Cleydys Villalon, Martine-Nicole Rojina, Sugar B.
Drums: Tony Allen



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