Musik an sich


Reviews
John Lennon (& Yoko Ono)

Double Fantasy (stripped down)


Info
Musikrichtung: Beat / Pop / New Wave / Avangarde

VÖ: 30.10.2010

(Capitol Records / EMI)

Internet:

http://www.johnlennon.com


Am 9. Oktober 2010 wäre John Lennon 70 Jahre geworden. Auf Grund dieses Datums ebenso wie der traurigen Tatsache, das sich sein Todestag am 8. Dezember auch bereits zum 30. Male jährt, gibt es aufwändige Widerveröffentlichungen seiner Alben zum einem als Box mit allen Alben die unter der Aufsicht von Yoko Ono remastered wurden, dann eine 4 CD Best of Sammlung Namens Gimme some truth und die hier besprochene 2 CD Fassung seines letzten zu seinen Lebzeiten veröffentlichten Albums Double Fantasy.

Double Fantasy war eines der ersten Alben, die ich persönlich mir gekauft habe. Ich kann nicht mehr genau sagen, ob ich es direkt nach der Veröffentlichung oder doch erst nach dem tragischem Geschehen vom 8. Dezember gekauft habe. Aber ich weiß noch ziemlich genau, das ich es mir wegen den wundervollen Singles „(Just Like) Starting Over“ und „Woman“ gekauft habe. Und damals war ich unglaublich überrascht von den tollen Popsongs und ebenso geschockt von den zumeist sperrigen und zickigen New Wave Songs der Yoko Ono.
Mit dem Abstand von den Jahren muss man ganz klar zu den Ono Songs sagen, das sie mit diesen Aufnahmen Ihrer Zeit um Längen voraus war, der New Wave Sound, den sie hier bot sollte eine Blaupuse für viele nachfolgende Bands werden.
Die Lennon Songs hingegen waren ziemlich straighte Rock / Popsongs, ausgestattet mit fantastischen Melodien und einer opulenten Instrumentierung. Es sollte sein Comeback nach vierjähriger Pause auf Grund von persönlichen Problemen in Verbindung mit einer Schreibblockade sein. Das es sein Vermächtnis werden sollte, konnte zum Zeitpunkt der Veröffentlichung niemand ahnen.
Dieses Album kommt nun in einer 2 CD Version auf den Markt, die nach dem Beispiel der Stripped Version des Beatles Klassikers Let it be eine „von der typischen Produktion der 80er Jahre“ befreite Version und eine Remasterete Version des Albums enthält. Nun, der Versuch mit Let it be war weites gehend gescheitert, und auch bei Double Fantasy Stripped down ist das Ergbnis zu mindest fragwürdig.
Die auf der ersten CD enthaltenen Lennon Stücke wirken sicherlich eine gute Portion rockiger und auch etwas dreckiger. Dem wird ein wenig Nachdruck verliehen, in dem man einige Sprachsequenzen von den Sessions mit einfließen ließ.
Insgesamt erscheinen die remiten Versionen von den schwungvolleren Songs wie „ (Just Like) Starting Over“, „Cleanup Time” und “I'm Losing You” mehr zu gewinnen als die balladesken “Woman” oder “Beautiful Boy”. Trotzdem sind alle Remixes gelungen, sie verleihen den Songs ein zeitloseres Flair und ermöglichen Zugriff auf einige der besten Lennon Kompositionen in einem guten Klanggewand. Die Ono Tracks, die schon damals recht elektronisch waren und kaum auf akustische Instrumente zu reduzieren sind (was ja ein „Stripped“ Zusatz andeutet) scheinen mir hingegen kaum bearbeitet zu sein. Ich mochte diese Unterschiedlichkeit der beiden Künstler auf einem Album und im Wechsel schon damals und auch heute gefällt es mir nach wie vor sehr gut und die damals visionären Songs von Yoko Ono klingen heute vielleicht nicht mehr provozierend, aber auch bei weitem nicht angestaubt oder veraltet. Moderne Acts wie z.B. die Dresden Dolls haben hier mit sicher eine Menge gelernt.

Die zweite CD bietet dann das ganze Album noch einmal in nur remasterter Version, also mit der angeblich so schändlichen 80er Jahre Produktion. Und ja, tatsächlich „(Just Like) Starting Over” klingt wesentlich weicher und „Woman“ klingt wie eine große Ballade mit vielen Streichern, Schmalz und Pahos – welches der natürlich auch schönen auf Schlagzeug und Gitarre reduzierten „Remixed“ Version ganz abgeht. Aber ich fand damals schon nicht, das es eine schreckliche Produktion gewesen wäre, und auch heute kann ich nur sagen: es gab in den 80ern Schlimme Produktionen, diese zählt sicher nicht dazu. Und: der Künstler wollte es ja auch so haben.
So bleibt unter dem Strich wieder die Gretchenfrage: braucht man die Remixed Versionen oder braucht man sie nicht? Die Antwort lautet: Jeder Lennon Fan sollte die Remasterte Version besitzen, die klanglich keine Wünsche offen lässt und das es diese nur mit dem netten Bonus der Remixten Stripped Down Versionen gibt, ist es eine feine Sache, denn diese ermöglicht zumindest den Einblick darauf, wie die Songs wohl ursprünglich in einer Vorproduktionsphase geklungen haben werden.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
Disk 1

.1. (Just Like) Starting Over (2010 Remix) John Lennon 4:24
2. Kiss Kiss Kiss (2010 Remix) Yoko Ono 2:44
3. Cleanup Time (2010 Remix) John Lennon 3:56
4. Give Me Something (2010 Remix) Yoko Ono 1:31
5. I'm Losing You (2010 Remix) John Lennon 4:25
6. I'm Moving On (2010 Remix) Yoko Ono 2:28
7. Beautiful Boy (Darling Boy) (2010 Remix) John Lennon 3:50
8. Watching The Wheels (2010 Remix) John Lennon 3:32
9. Yes, I'm Your Angel (2010 Remix) Yoko Ono 2:53
10. Woman (2010 Remix) John Lennon 3:45
11. Beautiful Boys (2010 Remix) Yoko Ono 3:15
12. Dear Yoko (2010 Remix) John Lennon 3:03
13. Every Man Has A Woman Who Loves Him (2010 Remix) Yoko Ono 4:45
14. Hard Times Are Over (2010 Remix) Yoko Ono 3:37

Disk 2

1. (Just Like) Starting Over (2010 - Remaster) John Lennon 3:56
2. Kiss Kiss Kiss (2010 - Remaster) Yoko Ono 2:42
3. Cleanup Time (2010 - Remaster) John Lennon 2:58
4. Give Me Something (2010 - Remaster) Yoko Ono 1:34
5. I'm Losing You (2010 - Remaster) John Lennon 3:57
6. I'm Moving On (2010 - Remaster) Yoko Ono 2:22
7. Beautiful Boy (Darling Boy) (2010 - Remaster) John Lennon 4:05
8. Watching The Wheels (2010 - Remaster) John Lennon 3:59
9. Yes, I'm Your Angel (2010 - Remaster) Yoko Ono 3:09
10. Woman (2010 - Remaster) John Lennon 3:32
11. Beautiful Boys (2010 - Remaster) Yoko Ono 2:55
12. Dear Yoko (2010 - Remaster) John Lennon 2:34
13. Every Man Has A Woman Who Loves Him (2010 - Remaster) Yoko Ono 4:03
14. Hard Times Are Over (2010 - Remaster)

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