Musik an sich


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Geist Live im Bahnhof, Bad Salzuflen. 9. Mai 2009




Info
Künstler: Geist

Zeit: 09.05.2009

Ort: Bahnhof, Bad Salzuflen

Besucher: ca. 100

Internet:
http://www.the-geist-reich.de

Es ist ein warmer Tag im Mai, an dem ich dieses Konzert in den alten Wartehallen des kleinen Bahnhofes von Bad Salzuflen besuche. Ich komme mir zunächst auch ein wenig fremd vor, denn obwohl ich mit der generellen Kleidungsfarbe schwarz ziemlich richtig liege, sind meine Haare doch um mindestens 30 Zentimeter zu kurz, mein Gesicht zu haarfrei und ich bin wohl auch ca. 10 bis 15 Jahre älter als die meisten anderen Besucher. Umso erstaunter schauen dann einige der Szenejungs und Mädels, als mich der Sänger Alboin und der Soundmann Faruk mit Handschlag begrüßen. Das trägt natürlich gleich zum besseren Wohlbefinden an eher ungewöhnlichen Orten bei.
Es sollte im Übrigen ein langer Abend werden, dieses CD Release Konzert, denn es treten nicht nur Geist auf, sondern noch zwei weitere Bands der Black und Darkmetal Szene. Da ich auf Grund verschiedener Dinge erst heute, drei Monate später, zum Schreiben des zugehörigen Berichtes komme, muss ich zugeben, dass mir nicht nur die Namen dieser Bands, sondern auch zu großen Teilen die zugehörige Musik weitest gehend entfallen ist. Ich weiß nur, dass es sehr, sehr düster und sehr, sehr laut war. Ich kann mich auch noch an eine Band erinnern, die sich zu „Wasserleichen“ geschminkt hatte. Diese bot einen beeindruckenden Sound aus Blackmetal und Lärm, allein wurde mir hier zuviel gegrowlt.

Als letztes kamen dann natürlich Geist auf die Bühne, die nicht nur das neue Album Galeere präsentieren wollten, sondern auch einen Querschnitt durch Ihr bisheriges Schaffen. So spielten sie einen dreigeteilten Set. Der erste wurde mit den nautischen elektronischen Klängen (Meeresrauschen, Echolot) eingeleitet und bot dann auf der mit Tauen abgehängten Bühne einen Eindruck des noch eher als wütend und brutal zu bezeichnenden Debüts Patina mit den Songs:
"snow white"
"wanderer bei fels und fjord"
"patina"
"winters schwingenschlag".
Diese ließen den kleinen Saal erzittern. Manchmal war es schon ein Stück weit zu laut, doch die Atmosphäre passte und das Beeindruckende und Beängstigende nahm auch durch den wummernden Bass in der Bauchgegend Gestalt an. Nach diesen vier Songs ging die Band erst einmal wieder von der Bühne, die dunklen nautischen Klänge zogen über die Zuhörer und die Band erholte sich einige Minuten.

Nach Ihrer Rückkehr wurde dann das zweite Album Kainsmal, welches schon wesentlich dunkler und melancholischer ist, mit den Stücken
"erben aller einsamkeit"
"einst war es wein"
"stille wasser"
"kainsmal"
gefeatuered. Die Wucht der Songs holte einen fast von den Füßen. Die Gehörgänge wurden schon sehr strapaziert. Die Band sprühte vor Freude, ihre Songs live darbieten zu können. Der Sänger Cypher D. Rex zog die Zuhörer in seinen Bann. Doch man merkte auch, dass die Band genauso wie das Publikum heiß auf die neuen Songs war, und so freute man sich ein wenig, als die Band zum neuerlichen Rauschen der See die Bühne verließ und man gespannt auf die Darbietung von Galeere wartete.

Im Februar hatte Bandchef Alboin ja noch zu mir gesagt, dass man das Album wohl nicht komplett auf der anstehenden Tour durchspielen würde. Ich weiß auch nicht, ob es bei diesem Vorstellungskonzert eine einmalige Sache war, aber es hat mich sehr gefreut, dass Geist das fantastische Galeere an diesem Abend in seiner Gesamtheit boten. Also waren die Songs des dritten und letzten Teils die Folgenden:
"galeere"
"einen winter auf see"
"durch lichtlose tiefen"
"helike"
"unter toten kapitänen".

Mit den Geräuschen der See zog die Band Ihre Zuhörer an diesem Abend genauso in den Bann, wie sie es auf dem Album tut und schickt das paralysierte Publikum auf Ihre dunkel metallische Galeere, auf der die dumpfen Trommeln hallen und melancholische Gitarrenwände nach ihnen greifen. Die Kühle der Elektronik und der scharfen Gitarren lässt es einen Winter auf See verleben, bevor man langsam Richtung Meeresboden durch lichtlose Tiefen treibt. Aber der absolute Höhepunkt des Konzertes wie des Albums ist das 15 Minuten währende "Unter toten Kapitänen mit seiner Mischung aus dunkler Elektronik, perlenden und schneidenden Gitarren, die am Ende in einem kalten, melancholischen Meer enden. Insgesamt kam es mir so vor, als ob Geist das Album etwas kürzer dargeboten hätten, aber sie haben es definitiv in absoluter Perfektion dargeboten, was ich bei der Location und den technischen Mitteln nicht wirklich erwartet hätte.
Nach dem die Band nach den "Toten Kapitänen" die Bühne wieder kurz verlassen hatte und die Elektronik vor sich hin dröhnte, kamen sie recht schnell, verstärkt um die Mitglieder der anderen Bands zurück um den Mayhem Song "freezing moon"“ darzubieten. Ich muss gestehen, dass meine Ohren nun allerdings genug hatten, und ich bei dieser sehr harschen und lauten Zugabe bereits auf dem Weg zu meinem Auto in der warmen Mailuft war.
Es war für mich ein ungewöhnliches, aber tolles Konzert. Einziger Minuspunkt war die doch etwas übertrieben Lautstärke, die einen teilweise doch überfordert hat.
Jedoch haben Geist einem sehr starken Album ein ebenso starkes Konzert folgen lassen!


Wolfgang Kabsch



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