Musik an sich


Artikel
TILLMANN im Interview – Achtung, die Band mit dem Fahrstuhl kommt!




Info
Gesprächspartner: Tillmann

Zeit: 29.09.2006

Ort: Rockmusik Hamlar

Interview: Face 2 Face

Stil: Deutscher Rock

Internet:
http://www.tillmann.de

Ihr wollt kernigen Rock mit Bratgitarren, möchtet aber nicht auf mitreißende Melodien verzichten? Ihr mögt gerne Songs mit deutschen Texten aber euch ist das Meiste was man zu hören bekommt zu peinlich oder zu weinerlich? Ihr habt noch Niemanden gefunden der Euch das bietet? Tja, dann ist vielleicht Tillmann genau das Richtige für Euch! Das agile Power-Trio aus dem Großraum Augsburg bietet genau dieses. Anajo, Nova International und die alt eingesessenen The Seer sind nämlich nicht das Einzige was die Fuggerstadt im Herzen bayerisch Schwabens momentan zu bieten hat.

Tillmann, das sind Gitarrist und Sänger Thomas Kiemle, Schlagzeuger Dieter „Sammy“ Kandler und Bassist Christian Scholz. Die Band existiert bereits seit Mitte der 90er Jahre und kann mit Blutroter Stein (1998) und Gott der Stadt (1999) bereits zwei CDs vorweisen. In früheren Jahren hatte man zeitweise auch einen Keyboarder, sowie eine Sängerin mit an Bord. Die Band hat unter der Ägide ihres Produzenten Nils Hermanski (ehemals Gitarrist der Band Tubestar) ein neues Machwerk namens Vorsicht, Fahrstuhl! (s. Review) aufgenommen und in die Welt hinaus geschickt. Grund genug für MAS sich in der gemütlichen Atmosphäre des Rockmusik Hamlar mit Drummer und Sprachrohr Sammy zu treffen, um ein wenig über das Album und die Band im Allgemeinen zu unterhalten. Sammy entpuppte sich hier als sehr angenehmer und redseliger Gesprächspartner, der nur allzu gerne Auskunft über sämtliche Fragen erteilte. Hier ein Auszug aus dem recht umfangreichen Gespräch:


MAS:
Tillmann gibt es jetzt doch schon ein paar Jahre. Musikalisch und besetzungstechnisch habt ihr doch auch schon ein paar Sachen ausprobiert. Unter anderem hatten ihr mit Axo einen Keyboarder und mit Davina eine Sängerin in der Band.

Sammy:
Unser Ex-Keyboarder ist damals beim letzten Konzert der Tour zu den Songs von Gott der Stadt direkt nach dem Gig ausgestiegen. Unsere damalige Sängerin nahm er auch gleich mit. So schnell kann’s gehen. Da waren wir innerhalb von 10 Minuten wieder zu dritt. Der Tom, der Chris und ich. Und das hält bis heute so. Und rückblickend war es auch gut, dass es so war.

MAS:
Tom und Du seid ja auch die einzigen Überlebenden des Ur-Lineups von Tillmann. Auf eurem Debüt Blutroter Stein hattet ihr ja noch einen anderen Bassisten. Was gibt’s da zu erzählen?

Sammy:
Ja genau das war der Ludwig Mayershofer. Wir waren ihm aber alles zu unkommerziell damals. Wir haben zwar viele Auftritte gespielt und Blutroter Stein hat sich auch relativ gut verkauft für eine solch unbekannte Band wie uns. Ca. 1.000 konnten wir davon auf unseren Konzerten unter die Leute bringen. Das hat ihm aber alles nicht so richtig gefallen und er nahm sich auch immer weniger Zeit für uns. Als ich später in einer Anzeige las, dass er eine neue Band sucht war dieses Kapitel für uns auch beendet. Nachdem wir für kurze Zeit nur ein Duo waren, habe ich in unserer Gegend eine Rocknacht veranstaltet, bei der auch die Band Paranoia (Vorgängerband von Nova International – Anm.d.Red.) aufgetreten ist. Deren Bassist fand ich auf Anhieb klasse. Als sich diese Band dann zerstritt und mehr oder weniger auflöste, fragte ich ihn einfach ob er nicht Lust hätte bei uns beiden Bass zu spielen. Er fand uns wohl sympathisch und hat gleich zugesagt, und dass obwohl er gar nichts von uns wusste und kannte. Und so ist er bis heute bei Tillmann.

MAS:
Meiner Meinung nach ist diese Dreierbesetzung perfekt vom Zusammenspiel und der Klangfarbe her. Relativ selten so etwas.

Sammy:
Ich finde es auch jetzt so am geilsten. Wir haben halt schon alles durchgemacht in unsere Bandgeschichte. Wir hatten schon einen Keyboarder in der Band, eine Sängerin die nicht wirklich zu uns passte; waren schon zu viert unterwegs und zu fünft. Wenn man jetzt jahrelang nur in einer Dreierbesetzung gespielt hätte sähe das vielleicht etwas anders und man wollte mal was Neues ausprobieren. Aber so dachten wir uns einfach „Scheiß doch drauf! Geht doch so genauso“. Natürlich hat man das zwar manchmal das Problem bestimmte Studiospielereien wie jetzt z.B. auf Vorsicht, Fahrstuhl! so auf die Bühne zu bringen, so dass es relativ authentisch ist. Aber was soll’s.

MAS:
Wobei ich finde, dass das Album euren Live-Sound ziemlich gut repräsentiert. Voll auf den Zeiger und ziemlich schnörkellos.

Sammy:
Das war auch unser Ziel bei den Aufnahmen. Eine Platte zu machen, die möglichst mit dem übereinstimmt was man auch auf der Bühne rüberbringt. Natürlich muss man dort auf ein paar Overdubs verzichten.

MAS:
Aber lass uns mal zu eurem neuen Album Vorsicht, Fahrstuhl! kommen. War das auch der Grund für die lange Pause zwischen Gott der Stadt und jetzt dem neuen Album? Oder einfach akuter Geldmangel?

Sammy:
Da passierte so einiges in der Zeit. Nach Gott der Stadt haben wir noch ne Tour gespielt. Dann ist die Sängerin gekommen mit der wir einige Songs geschrieben uns als Demos aufgenommen haben. Da ist aber nie eine Platte veröffentlicht worden, da sie zwischenzeitlich schon wieder ausgestiegen war. Als nächster ist der Keyboarder ausgestiegen. Da ist schon ganz viel Zeit vergangen, in der wir schon immer wieder eine CD machen wollten. Dann kam eine etwas unglückliche Label-Geschichte, sich zwei Jahre lang hingezogen hat. Und bis wir diese Platte fertig gebracht haben wieder eineinhalb Jahre. Ach ja, und der akute Geldmangel der besteht heute noch (lacht).

MAS:
Moment, Du sagest Label? Aber Vorsicht, Fahrstuhl! erschien doch mehr oder weniger im Eigenvertrieb?

Sammy:
Ja momentan noch Eigenvertrieb. Was wir bereits getan haben ist, dass wir einen externen Promoter eingeschaltet haben, der für uns die Pressegeschichten übernimmt um unseren Namen etwas in Umlauf zu bekommen um auch ein das Interesse eines Labels etwas zu wecken, denn als komplett unbekannter Newcomer hat man da keine besonders große Chance mehr heutzutage.
Und zu dieser Label-Geschichte: Wir hatten ja bereit vor ca. zwei Jahren einen Plattenvertrag bei einem kleinen Label, dessen Namen ich allerdings jetzt nicht nennen werde. Und das war anfangs auch ganz unser Ding. Lieber was Kleines mit Leuten die wirklich auf uns stehen. Im Endeffekt schwebten die allerdings in einer ganz anderen Welt wie wir. Ob das jetzt sinnlose Albumtitel-Vorschläge wie „Butter bei die Fische“ waren oder besonders das Rumpfuschen in unserer Musik, solange bis nichts mehr von Tillmann übrig war. Und noch so manch andere seltsame Geschichten. Nichts konnte man ihnen recht machen und alles für irgendwie immer daneben für sie. Also besonders glücklich wurden wir miteinander somit nicht wirklich und so kam es auch zu keiner Veröffentlichung.

MAS:
Vorhin hast Du mit Albumtitel schon ein gutes Stichwort genannt. Wie kommt man dazu seine CD Vorsicht, Fahrstuhl! zu nennen?

Sammy:
Wie wir darauf gekommen sind kann ich Dir ganz einfach erklären. Wie hier im Inlay zu sehen gibt´s in unserem Proberaum diesen alten Lastenfahrstuhl. Und darüber ist dieses Schild „Vorsicht Fahrstuhl – Maximalbelastung ...“ usw.

MAS:
Ach, den gibt´s wirklich? Ich hab das nur für einen Witz gehalten, als ich das auf Eurer Homepage gelesen hatte.

Sammy:
(Lacht) Nein das ist wirklich kein Witz. Ist ein geiler Aufhänger und könnte auch ein Witz sein. Ist aber tatsächlich so.

MAS:
Wie liefen denn die Aufnahmen zum Album ab? Spielt ihr alles live im Studio ein oder macht jeder seine Parts alleine?

Sammy:
Wir spielten das alles live ein. Wir gingen zu dritt da rein und spielten ein paar Takes. Der beste schaffte es dann so auf die Platte, wenn man von ein paar Overdubs hier und da mal absieht. Aber das hat man vor 50 Jahren schon so gemacht und das wird auch noch so bleiben. Aber vom Prinzip ist live einspielen genau das Ding für uns. Die Arbeitsweise wollte ich schon früher so haben. Das haben die Jungs dann ausprobiert und die haben sehr schnell gemerkt, dass das einfach geiler ist. Da kommt dann auch auf CD viel mehr von der Energie rüber.

MAS:
Schön, dass ihr dieses Rock ´n Roll-Feeling dann auch in dem Maße so bewahren konntet.

Sammy:
Was uns bei den Aufnahmen auch sehr entgegen gekommen ist war der Nils. Ganz einfach weil er eine ganz angenehme Persönlichkeit ist und ein supernetter Kerl ist, weil er auf „Bratgitarren“ steht, weil er auf starken Schlagzeugsound steht und weil er auch selber ein super Gitarrist ist und deshalb auch Ahnung von der Sache hat. Und ein Riesenvorteil von ihm ist, dass er wirklich das Letzte aus Dir rausholt und es auch entsprechend versteht wie er das anzupacken hat.

MAS:
Er war also nicht nur ein reiner Toningenieur für euch, sondern schon noch eine Stufe mehr.

Sammy:
So sieht’s aus. Und den wollen wir auch langfristig bei uns im Boot haben!

MAS:
Wie viele Songs wurden eigentlich für Vorsicht, Fahrstuhl! geschrieben. Diese 14 Lieder sind doch sicher nicht alle Stücke, die sich mit den Jahren angesammelt haben.

Sammy:
Wir haben dafür 35 Songs geschrieben und die meisten davon sogar in Rohform aufgenommen. Es war echt sauschwierig hier am Ende eine Auswahl zu treffen. Und es tut mir um jeden Song leid, den wir auf die Seite schieben mussten. Am liebsten würde ich gleich heute wieder ins Studio gehen und noch eine neue Scheibe nachschieben.

MAS:
Was ich jetzt auf der neuen CD ein wenig vermisse sind ein paar ruhiger Nummer wie der Tillmann-Klassiker schlechthin: „Blutroter Stein“.

Sammy:
„Blutroter Stein“ ist halt eine einmalige Nummer. Da bekomm sogar ich heute noch eine Gänsehaut wenn ich die höre. Beim Schreiben der neuen Songs war aber halt einfach nicht in Balladenstimmung. Klingt vielleicht ein wenig blöd, aber als wir auf einen Schlag zu dritt waren haben wir einen Monat lang gar nichts mehr gemacht und hätten uns fast aufgelöst. Bis ich mich mit dem Tom zu zweit im Proberaum verzogen hab und wir einfach drauflos spielten und es einfach ganz spontan aufnahmen. Nur Gitarre und Schlagzeug. Richtiges Rumgerotze halt. Auf die Art sind viele Songs entstanden. Nach gewisser Zeit kam der Chris mit seinem Bass dazu. Dann waren wir erst wieder eine richtige Band und fanden es total stark zu dritt. Es klang fett genug und auch andere Kleinigkeiten die in der größeren Besetzung störten waren einfach nicht mehr da. Und das war damals die Motivation dahinter.
So ging es dann weiter. Und Balladen nun gut. Wir spielten einfach drauflos und schauten was dabei rauskommt. Wenn dabei eine massentauglichere Nummer entsteht super, falls nicht auch recht. „Weltraumfee“ oder „Schwimmen im Meer“ sind solche Beispiele. Aber das ist ja nicht alles. Es sind auch kranke Nummern auf der CD zu finden.

MAS:
Na mit Nummern wie „Total normal“ oder „Wachs auf die Haut“ wird auch derjenige fündig der es etwas anders mag. Besonders letzterer besitzt diesen schönen Kontrast zwischen einschmeichelnder Melodie und einem Text der aufhorchen lässt.

Sammy:
Das nenn ich so den „Hotel California“-Effekt. (lacht) Nette Melodie und fieser Text.

MAS:
Jetzt sind schon so einige Songtitel gefallen. Gehen wir doch die Tracklist der CD durch und Du erzählst mir ein bisschen was zu den einzelnen Songs. Was hältst Du davon?

Sammy:
Ja, warum nicht. Gerne.

MAS:
„Geld, Gold und Glücklichsein“.

Sammy:
Oh, dieser Song den man hier hört war damals ein First Take! Es geht hier eigentlich um die kleinen Leute - um die meisten von uns. Was würden wir denn machen, wenn wir zum Beispiel 35 Millionen gewinnen würden. Bleiben wir normal oder flippen wir aus?

MAS:
„Blütenrausch“. Jetzt mal blöd gefragt, der hat aber nix mit illegalen Substanzen zu tun? (lacht)

Sammy:
(lacht) Nein, der hat nichts mit Drogen zu tun. Wir verarbeiten hier keine eigenen Erlebnisse. Es geht eher ums "in den Anderen hineinsehen können".

MAS:
„Keine Zeit“.

Sammy:
Da hat einer von uns dreien irgendwann keine Zeit oder keine Lust für Irgendwas gehabt - ja, ist wirklich so. Und die anderen haben gleich einen Song daraus gemacht. Also, bleibt immer wachsam.

MAS:
„Schwimmen im Meer“.

Sammy:
Der Traum vom Meer. Den hat doch jeder irgendwie, wenn’s mal nicht so läuft. Ist ja auch was tolles diese weite und der strand. Es ist aber eben dieser Traum "... keine spuren im Sand....".

MAS:
„Wachs auf die Haut“. Ich hoffe mal der ist nicht autobiografisch! (lacht)

Sammy:
Nene, keiner von uns ist ein SM-Freak. Man geht einfach mit offenen Augen durch die Welt. Und was es da alles so gibt …

MAS:
„Wenn ich mal groß bin“. Habt ihr da aus eurer Kindheit noch was nachzuholen? (lacht)

Sammy:
Hier geht’s um unsere Kindheitsträume und wahrscheinlich nicht nur unsere. Jeder hat als Kind verschiedene Vorstellungen wie das alles mal wird. Wir haben einfach in unseren Erinnerungen gekramt.

MAS:
„Eisbär“. Die erste Cover-Nummer die es je bis auf eine der Tillmann-CDs geschafft hat. Eure Version finde ich wirklich super. Ihr habt den ja nicht einfach nur nachgespielt, sondern auch noch eine weiter Strophe hinzugefügt.

Sammy:
Ganz genau! Die ist uns erst zusammen im Studio eingefallen. Wir haben da ein wenig rumgeblödelt, bis unser Produzent Nils uns überzeugt hat, dies so aufzunehmen. Unser Bassist fand das dagegen alles andere toll. Im Gegensatz zum Tom, Nils und mir. Wir haben nur während wir das eingespielt haben ein Problem mit der Genehmigung gehabt, denn man verändert ja den Song komplett, also auch den Text. Und das sind die Komponisten immer sehr empfindlich. Wir haben das aber trotzdem so aufgenommen und es einfach mal dem Verleger für Deutschland geschickt. Der glaubte anfangs nicht wirklich daran, eine Freigabe zu bekommen. Aber nach zwei Wochen hatten wir diese von Martin Eicher (Original-Komponist des Titels – Anm.d.Red.) ohne Probleme doch bekommen. Darüber haben wir uns natürlich sehr gefreut.

MAS:
„Total normal“.

Sammy:
Wir sind einfach nur total normal. Vielleicht ein wenig bekloppt aber eigentlich ziemlich normal. (lacht) Aber wer oder was ist eigentlich normal? Das sollte hier einfach in Frage gestellt werden.

MAS:
„Karussell“.

Sammy:
Jaja, das Karussell. Es dreht sich immer nur im Kreis herum. Wenn man im Karussell sitzt dreht sich alles um einen herum. Sprich die Welt da draußen wird plötzlich interessant. Leider sitzt man aber im Karussell und kommt da so schnell nicht wieder raus. Und ist die Fahrt dann aus. Ja, dann ist wieder alles "total normal".

MAS:
„Herr Dehmal“.


Sammy:
Der Herr Dehmel ist ein alter Lüstling und schleicht mit ganz viel Kohle durchs Kaufhaus der Lüste (in Braunschweig). Er will sich endlich auch mal seine Wünsche erfüllen. Aber als er an der Kasse steht, wird er ausgerufen und dann verlässt ihn der Mut. Jaja, der Raumkapitän Dehmel, die Sau! (lacht)

MAS:
Die letzten vier Titel sind unter dem Thema „Geschichten aus dem All“ aufgeführt und klingen auch ein wenig anders. Warum dieses?

Sammy:
Diese Songs wurden von uns selbst in unserem kleinen Studio aufgenommen. Deshalb heben sie sich auch etwas vom Rest ab. Aber die gefielen uns so gut, dass wir sie unbedingt auf der Platte haben wollten. Sie wurden lediglich von Nils neu gemischt und so auf die CD übernommen.

MAS:
Der erste Song aus der Reihe ist „Weltraumfee“. Was gibt’s dazu zu sagen?

Sammy:
Es geht um die Faszination Fliegen. Das Weltall und die vielen kleinen und großen Träume. "...nimm mich mit, das Raumschiff fährt...".

MAS:
Der „Funkverkehr“ ist doch eher ein Hörspiel als ein Song?

Sammy:
Die Story um unseren Herrn Dehmel geht in die nächste Runde. Man hat ihn an der Kasse erkannt und jetzt muss er natürlich weg weit weg. (lacht) Ein Hörspiel, zufällig entstanden und immer wieder gern gehört.

MAS:
Jetzt geht’s mit dem „Astronaut“ aber weit hinaus in die Sphären.

Sammy:
Sehr alte Nummer. Einer der besten Songs auf der Platte. Falco meets Eagles und Muse. Ich liebe diesen Song!

MAS:
Und jetzt noch der Abschluss „Nur fliegen“.

Sammy:
A Capella von Tom und mir. Genau hinhören: wirklich nur Gesang und eine Klappergitarre. Alle Schlagzeuge und Bassgitarren sind gesungen. Sollte eigentlich morgens um drei nur noch ein kleiner Scherz sein. Der hat uns aber so gut gefallen, der musste einfach auf die Platte.

MAS:
Wo wollt ihr denn also Band so hin in Zukunft? Gehen wir mal davon aus Vorsicht, Fahrstuhl! würde der gewünschte Erfolg werden.

Sammy:
Das ist ein Thema über das wir drei uns in letzter Zeit oft unterhalten haben. Uns würde es vollkommen reichen wenn wir einen kleinen feinen Deal hätten. Eine Firma die uns einfach machen lässt, ein bisschen Werbung für uns macht und die Platte wenn sie fertig ist in zumindest ausgesuchte Läden stellt. Dazu eine kleine Agentur die uns zumindest im Sommer auf ein paar gute Festivals bringt. Das würde uns für den Anfang schon vollauf genügen. Das allein ist heute ja schon schwer genug, es zu schaffen, dass du in einem Klub nicht nur vor 10 Leuten spielst, sonder auch 50 oder 100, die nur wegen uns kommen. Und wenn wir das wirklich in naher Zukunft erreichen könnten, hätten wir schon einen großen Schritt getan.

MAS:
Wenn wir schon beim Livespielen sind: Was erwartet einen unbedarften Hörer bei einem Tillmann-Konzert?

Sammy:
Drei Kerle, die mächtig Lust auf Musik haben und immer alles geben! Außerdem handgemachte Musik, einen satten Sound und jede menge lustige ansagen von unserem Tom. Die sind auch für Chris und mich immer neu. (lacht)

MAS:
Wenn ihr mal als Vorgruppe für eine bekannte Band spielen dürftet. Was wäre da Dein Wunschkandidat?

Sammy:
Mein absoluter Traum wäre ja Vorgruppe für Fehlfarben. Die habe ich erst vor kurzem live gesehen und die sind immer noch vom Feinsten. Natürlich ist für eine vertraglose Band unmöglich eine ganze Tour mitzuspielen, aber ein oder zwei Gigs das wäre nicht schlecht.



Diskografie
Blutroter Stein (1998)
Gott der Stadt (1999)
Vorsicht, Fahrstuhl! (2006)
MAS:
Das wäre natürlich die ultimative Chance. Dann wie sonst erreicht man heute noch ohne massige Werbung noch die Leute? Doch nur durch das massige Livespielen und gute Konzerte.

Sammy:
Das sehe ich ganze genauso wie Du. Gigs spielen so viel wie möglich. Immer wieder genau dorthin gehen wo die Leute sind denen wir gefallen. Und auf dieser Basis einfach aufbauen für alles Weitere. Wir sind jetzt keine Profilneurotiker die jeden Abend von hunderten von Leuten spielen müssen. (lacht) Klar würde mir das raushängen mal vor 10.000 Leuten zu spielen. Aber ich glaube um das zu schaffen müssten wir schon was anderes machen und drei Tänzerinnen und Zeugs engagieren. Und auf so was habe ich einfach keinen Bock. Da mache ich lieber weiterhin mein krankes Schrammelzeug.

MAS:
Das wäre dann wohl der Todesstoß für Tillmann. Dann laufen euch auch noch letzten verbliebenen Tillmann-Fans davon.

Sammy:
Ja Du wirst es nicht glauben, aber es gibt wirklich mehr echte Fans als ich selbst gedacht habe. Das habe ich jetzt nach dem Verkaufsstart der CD wirklich gemerkt. Wir hatten schon zahlreiche Anfragen danach und das obwohl noch niemand wirklich davon wusste. Da wart ihr von eurem Magazin echt die ersten die davon berichtet hatten.

MAS:
Da sieht man es mal wieder! MAS ist der Konkurrenz mal wieder einen Schritt voraus. (lacht) Aber jetzt haben so viel über Labels, Traumvorstellungen und Musik im Allgemeinen gesprochen. Kommen wir doch wieder zurück weswegen wir hier sitzen. Und zwar Vorsicht, Fahrstuhl!. Wie ist denn die Arbeitsteilung bei euch in der Band, wer schreibt die Songs und die Texte? Macht das jeder allein in seinem Kämmerlein oder mehr zusammen im Proberaum?

Sammy:
Also wir machen das eigentlich immer nur zusammen. Oder zumindest der Tom und ich. Oftmals ist es so, dass die Ideen von uns beiden kommen. Da geht ganz viel an uns vorbei und wir greifen das Beste davon raus und machen einen Trash-Song zu zweit daraus. Dann kommt der Chris dazu und macht die Feinheiten. Das ist genau der richtige Freak für so Spielereien. Macht also die richtig geilen Sachen rein. (lacht) Und die Texte sind zu 90 % von mir.

MAS:
Also bist Du das gestörte Element in der Band?

Sammy:
Nein, das ist schon mehr der Tom. (lacht)

MAS:
Mich würde es interessieren wo Eure musikalischen Vorlieben so liegen. Was hört ihr privat denn so?

Sammy:
In meinem Fall sind das klassische Rockbands wie Led Zeppelin oder Uriah Heep. Aber auch besonders aktuelles wie Placebo. Über die Band lasse ich absolut nichts kommen! Der Tom ist ein großer Fan von NDW- und New Wave-Sachen. Ich denke das kann man auch ein wenig raushören. Und der Chris, dadurch dass er wenig jünger als wie anderen sind steht der mehr auf Bands wie Placebo oder Muse. Diese Einflüsse ergeben dann wohl den Tillmann-Sound. Wenn jetzt lauter Leute wie ich in der Band wären, hätten wir wahrscheinlich so einen alten verstaubten Led-Zeppelin-Sound.

So verging die Zeit wie im Fluge. Und es gab außer dem hier abgedruckten noch viel mehr zu erzählen. Z.B. wie Tillmann in Münster (Westfalen) aufgrund eines Zeitungsartikels in der dortigen Lokalzeitung und der Namensgleichheit mit dem amtierenden Bürgermeister Dr. Berthold Tillmann (Stichwort: „Gott der Stadt“) zu kleiner Berühmtheit kamen. Und noch so einiges mehr. Aber das heben wir uns mal für das nächste Mal auf. Eines wollte Sammy aber zum Schluss noch an unsere Leser loswerden. Und zwar dieses:

Wir freuen uns sehr über Euer Interesse an diesem Interview. Besucht uns doch mal auf unserer Internet-Seite. Für den Jahreswechsel sind auch wieder einige Konzerte geplant und wir freuen uns wirklich wenn wir wieder für Euch rocken können!


Mario Karl



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