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Reviews
Telemann, G.Ph. (Karabits)

Pastorelle en Musique


Info
Musikrichtung: Barockoper

VÖ: 01.09.2005

Capriccio / Delta Music (2 SACD hybrid (AD: 2004, live) / Best.nr. 71 054/55)

Gesamtspielzeit: 105:29

Internet:

Capriccio

Capella Leopoldina



TELEMANNS FRANZÖSISCHER CHARME

Die Anzahl der uns überlieferten Bühnenwerke Georg Philipp Telemanns (1681-1767) ist bedauerlich gering. Umso erfreulicher nimmt sich die Entdeckung aus, die hier gemacht wurde. In einem zunächst noch in Kiew befindlichen Archiv (Stichwort Beutekunst) tauchte die handschriftliche Kopie eines Werkes mit dem Namen "Pastorelle en Musique" auf. Von einer solchen Komposition Telemanns war bis dato nichts bekannt, aber dass das Stück ihm zuzuordnen sein dürfte, kann niemand ernsthaft bezweifeln, der die Musik gehört hat. Zu deutlich ist hier Telemanns musikalische Handschrift erkennbar und zwar die seiner frühen Schaffensperiode. So ist die Zuordnung zu den Frankfurter Jahren (1712-1721), die Peter Huth in dem kundigen Booklettext vorschlägt, absolut plausibel.

Inhaltlich handelt es sich um eines der damals beliebten Schäferspiele auf Grundlage der von Moliére verfassten Geschichte um Calisto und Damon. Diese finden letztendlich natürlich ebenso glücklich zueinander, wie das weitere Schäferpaar (Iris und Amyntas). Die burlesk-komische Figur des Knirfix ergänzt das Personaltableau.
Die amourösen Verwicklungen vertonte Telemann in einem v.a. auf französische Vorbilder zurückgreifenden Stil, also entgegen der Mode der Zeit im deutschen Sprachraum, die die italienische Musik bervorzugte. Das frankophile Element geht sogar so weit, dass die Partie des Damon von den nur ihm zugewiesenen "Airs de Cour" geprägt ist, liedhaften Stücken auf einen jeweils französischen Text, während das Werk im übrigen deutschsprachig bleibt. Aber auch in den anderen Teilen gibt es eine Vielzahl französischer Stilelemente (Rhythmen aus diversen Tanzsätzen, Einsatz der Drehleier, Wahl der Melodik), während die italienischen Anteile sich auf gewisse Verzierungen und Harmonien beschränken. Der für Telemann so typische "vermischte Stil" ist hier also noch nicht ganz ins Gleichgewicht gekommen.
Durch die üppige und zudem vielfältige Instrumentierung verbreitet das Werk neben französischer Eleganz aber auch einige barocke Pracht. Zudem lassen die Koloraturen den Sängern reichlich Spielraum, virtuos zu brillieren.

Hiermit nun allerdings zeigt sich die Sängerriege häufig überfordert. Ohnehin sind die Arien keineswegs so harmlos, wie das Sujet, sondern über weite Strecken extrem anspruchsvoll. Dem wird zunächst kaum einer der Solisten gerecht. Einzig Barbara Fink macht von Beginn an einen souveränen Eindruck. Die übrigen Solisten klingen demgegenüber mal atem-, mal ausdruckslos, stets aber fast erschreckend schlaff.
Beim erfrischend und akzentuiert aufspielenden Orchester Capella Leopoldina (auf Originalinstrumenten) zieht der junge Kirill Karabits deshalb aus Rücksicht auf die Sänger desöfteren die Handbremse an. Erst nach gut 70 Minuten ist plötzlich ein deutlicher Qualitätssprung zu bemerken und auf einmal scheinen sich alle Akteure freigesungen zu haben. Das ist naturgemäß etwas zu spät bei 105 Minuten Gesamtspielzeit, aber so wird am Ende doch deutlich, was für ein prachtvolles und unterhaltsames Bühnenwerk Telemanns hier aus den Tiefen des Archivs zutage gefördert wurde.

Weitere Aufführungen und/oder Einspielungen bleiben also zu wünschen. Dies zumal, als die vorliegende Produktion neben den künstlerischen Schwächen zudem durch deutliche Nebengeräusche (im Mai 2004 muss die Bronchitis in Österreich grassiert haben...) und ein zu trockenes, kaum gestaffeltes Klangbild getrübt wird. Da hilft auch die SACD-Technik wenig.



Sven Kerkhoff



Besetzung

Doerthe Maria Sandmann (Caliste)
Barbara Fink (Iris)
Matthias Hausmann (Damon)
Lydia Vierliner (Amyntas)
Bernhard Berchtold (Knirfix)

Capella Leopoldina

Dirigent: Kirill Karabits




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