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Reviews
Donizetti, G. (Fournillier)

Lucia di Lammermoor (DVD)


Info
Musikrichtung: Oper

VÖ: 06.09.2004

TDK / Naxos (DVD (AD: 2003, Live-Mitschnitt) / Best. Nr. DV-OPLDIL)

Gesamtspielzeit: 145:00

Internet:

TDK

Marcelo Álvarez



"LUCIA" IN GENUA

Lange Zeit galt Gaetano Donizettis (1797-1848) tragische Oper "Lucia di Lammermoor" vor allem als Tenor-Oper, in welcher sich der Edgardo-Darsteller produzieren konnte. Erst später wandelte sich das Verständnis und das Interesse galt vornehmlich der Sopranpartie der Lucia mit der berühmten, äußerst diffizilen Wahnsinnsszene. Die 2003 entstandene Produktion aus dem Genueser Teatro Carlo Felice rückt die Maßstäbe gerade und zeigt, dass das Werk nur dann im Gleichgewicht bleibt, wenn Sopranistin und Tenor derart ebenbürtige Virtuosen, wie hier, sind.

Die Geschichte: Der schottische Lord Enrico will seine Machtposition festigen, indem er seine Schwester Lucia mit dem einflußreichen Arturo vermählt. Lucia hingegen liebt Edgardo, der aus einer verfeindeten Familie stammt. Enrico gelingt es, die Liebe der beiden während der Abwesenheit Edgardos durch falsche Unterstellungen zu zerstören, so dass Lucia schließlich eine Heirat mit Arturo akzeptiert. Edgardo glaubt sich verraten und verflucht Lucia. Diese tötet in ihrer Verzweiflung noch in der Hochzeitsnacht ihren Bräutigam Arturo, verfällt dem Wahsinn und stirbt. Als Edgardo davon erfährt und endlich erkennt, dass Lucia stets nur ihn geliebt hat, tötet er sich selbst.

Der Regisseur Graham Vick macht aus dieser Story kein mittelalterlich, düster-romantisches Schauerstück oder bloßes Kostümfest. Das Bühnenbild deutet die häufig notwendigen Schauplatzwechsel vielmehr nur diskret an. Im wesentlichen handelt es sich um eine steinige, mondähnliche Landschaft, die mit unterschiedlichfarbigem Bewuchs stets wiederkehrt. Auch die Ausstattung im übrigen ist angenehm zurückhaltend. Hierin, wie in der Personenführung wird das Bemühen erkennbar, das echte menschliche Drama hinter der manchmal recht kruden Geschichte nachzuzeichnen.
Darstellerisch gelingt das am überzeugendsten Stefania Bonfadelli als Lucia. Die Entwicklung dieses Charakters gestaltet sie sensibel und nie plakativ. Lucias Wahnsinn ist hier eher verinnerlicht und dadurch umso glaubwürdiger. Zugleich überzeugt die junge Sopranistin mit einer jungen, ungemein kraftvollen Stimme, die vor allem in der Stretta erstaunliches leistet.
Sängerisch ebenbürtig ist ihr der neue Star am Tenor-Himmel, Marcelo Álvarez. Scheinbar mühelos ist seine Tongebung - in der Tiefe sonor, im Mittelband stabil und in der Höhe leuchtend ohne jede Kraftmeierei. Auch das leidige Tenor-Vibrato findet sich bei ihm allenfalls wohldosiert. Die Artikulation bleibt durchgehend klar. Kein Wunder also, dass die Schlußszene des ersten Teils der Oper, in welcher Edgardo und Lucia Abschied nehmen, zum puren Hörgenuß wird. Woran es bei Àlvarez fehlt, ist jedoch die glaubwürdige Bühnenpräsenz. Sein Edgardo wirkt seltsam blutleer und gekünstelt, Mimik und Gestik geraten ihm oft grobschlächtig. Überdeutlich wird dies bei jener Szene im zweiten Teil, in welcher Edgardo und Enrico einander blutige Rache schwören: Während Roberto Frontali einen wirklich finsteren und von Haß zerfressenen (zudem gesanglich grandiosen) Enrico abgibt, nimmt man Álvarez den zornigen jungen Mann nicht ab. Hier nicht allein wegen des mangelnden darstellerischen Geschicks, sondern auch, weil er zu sehr um den jederzeitigen Wohlklang seiner Stimme bemüht ist und damit zu wenig wagt.

Cristiano Olivieri zeigt sich mit einer engen Tenorstimme in der Rolle des Arturo überfordert. Die übrigen Nebenpartien sind indes gut besetzt.
Der Chor des Teatro Carlo Felice neigt ein wenig zum oftmals theaterüblichen Schreien. Dafür aber ist das Orchestra del Teatro Carlo Felice glänzend aufgelegt. Unter der dynamischen Leitung von Patrick Fournillier spielt es wie befeuert. Bemerkenswert ist dabei die Leistung und Präsenz des gesamten Bläserapparates. Dem kommt zusätzlich das sehr sorgfältig gestaffelte, saubere Klangbild zugute. Bis auf den (durchaus angebrachten) Szenenapplaus gibt es kaum störende Live-Geräusche, dennoch aber eine allenthalben spürbare Live-Atmosphäre.



Sven Kerkhoff



Besetzung

Enrico: Roberto Frontali, Bariton
Lucia: Stefania Bonfadelli, Sopran
Edgardo: Marcelo Álvarez, Tenor
Arturo: Cristiano Olivieri, Tenor
Raimondo: Mirco Palazzi, Baß
Alisa: Maria Castelli, Mezzosopran
Normanno: Giovanni Maini, Tenor

Chor und Orchester des Teatro Carlo Felice

Ltg. Patrick Fournillier

Regie: Graham Vick


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