Musik an sich


 
Inhalt
News
Reviews
Leserbriefe
Links
Impressum
 
Musik an sich
 
Merlons Lichter - Die wahre Mutter Gottes
(Lawine/ Virgin)
Mittelalter-Ethno-Rock

 

Mit dem 1996 veröffentlichten Album "Water naked Nature" haben sich die Merlons (Heute: Merlons Lichter) die Latte auf eine derartige Höhe gelegt, dass ein erneutes Überspringen kaum denkbar erscheint. WnN war eine perfekte Synthese mittelalterlicher und moderner Klänge. Dabei wählen die Erlanger nicht nur die bacchantischen Bilder des Mittleralters, die sich ungebrochen mit einem Sex & Drugs & Rock´n´Roll-Image verbinden lassen, und die Bands im Veitstanz über die Bühne jagen lassen. Die Merlons retten die spirituelle Dimension mittelalterlicher Musik in die Gegenwart hinüber.

Wenn "Die wahre Mutter Gottes" auch nicht die 20-Punkte-Qualität von WnN erreicht, wohnt doch auch ihren Kompositionen eine schamanenhaft fesselnde Kraft inne, die Versuche nachvollziehbar macht, sich mittels Musik und Obertongesang aus dieser Welt zu befreien, um ein tieferes transzendentes Wissen um die Geheimnisse des Seins zu erfahren.

Überhaupt durchzieht die religiöse Dimension die neue CD auf allen Ebenen von der Musik über die Texte bis zum Cover. Der Sänger(?) - als Jesus mit Wundmalen dargestellt ziert die Front; eine sehr irdische Maria (ein Säugling an der nackten Brust, die Scham zwischen den gespreizten Beinen deutlich sichtbar) die Rückseite des Booklets. Was auf den ersten Blick blasphemisch erscheinen mag, gewinnt im Rahmen der Gesamt-CD einen anderen Stellenwert.

"Eine mystische Erfahrung Kraft der Liebe im Mai 1999" habe die Musiker der Merlons dazu berufen unter neuem Namen "ihre Botschaft durch Musik zu verbreiten," heißt es spektakulär im Presseinfo. Aber in der Tat, sie erscheinen als Menschen auf der Suche, auf der Suche nach dem Heiligen, dem Wahren, dem was glaubbar ist. Die Maria auf dem Cover symbolisiert dabei die Grundentscheidung, dass dieses Heilige nichts überirdisch Reines sein kann, sondern alle Aspekte des Lebens in sich vereinen muss.

Dass die mit einem Mix aus alten und modernen Instrumenten eingespielte CD in nur drei Tagen im Kasten gewesen sein soll, erscheint bei der Perfektion der Aufnahmen und der Tiefe der Interpretation kaum glaubbar.

Die CD startet mit "Maifeuer", einem wahren Aufbruchslied, dass die Tradition religiöser Feste im Frühjahr am Ende der kalten Jahreszeit aufnimmt; ein Lied, das den Mut zum Start, zum Sich-auf-die-Suche-Machen beschreibt. Sie endet symbolisch im Frieden der Unendlichkeit, wenn eine ewig gleiche Brandung langsam im CD-Player verklingt.

Frömmelnde Christen und starre Dogmatiker werden mit dieser CD ihre Probleme haben. Menschen, die fertige Antworten suchen, werden enttäuscht werden. Aber wer offen in die Wunder dieser Welt, sowohl in die der diesseitigen, wie die der jenseitigen, eintauchen möchte, sollte sich einmal in die musikalische und die Gedankenwelt der Wahren Mutter Gottes entführen lassen.

Norbert von Fransecky

16 von 20 Punkte

www.merlons.de
 

Inhalt | Impressum | Links | News | Reviews | Leserbriefe
zur Homepage | eMail Abo bestellen | Download aktuelle Ausgabe