Wings Of Steel

Winds Of Time

 |
 |
|


Wenn Ihr das hier lest, dauert es bis zum Release von Winds Of Time noch ein paar Tage, aber eins kann ich Euch versichern: Jeder Heavy Metal-Fan darf sich auf eines DER Highlights des Jahres freuen! Im bisherigen Schaffen des Trios (das bei Livegigs zum Quintett anwächst), namentlich der EP Wings Of Steel von 2022 und dem 14 Monate später, am 19.05 2023, veröffentlichten Longplay-Debüt Gates Of Twilight, findet sich kein einziger schwacher Song. Okay, über die Qualität von „Leather And Lace“ kann man vielleicht diskutieren, doch wenn man bedenkt, dass Glam Metal nicht die Kernkompetenz der Band ist, ist auch dieser Dreiminüter eine Klassenummer! Falls Wings Of Steel damit zeigen wollten, dass so ziemlich jeden Metal-Stil überzeugend und authentisch spielen können – das ist ihnen definitiv gelungen!
Dennoch ist die Truppe einfach am besten, wenn sie ihren ureigenen Mix aus Heavy Metal, Heavy Rock und Epic Metal spielt. Die im Promo-Text genannten Iron Maiden und Judas Priest höre ich in den acht Tracks nicht heraus; dafür aber so ziemlich alles, was im US-Metal Rang und Namen hat. Entsprechend viele Metalheads sollten sie mit ihrer Musik ansprechen!
Was dabei am wichtigsten ist: Wings Of Steel schreiben vor allem richtig gute Songs! Sie haben jede Menge Ideen, dazu das Talent, diese packend umzusetzen – und sie scheuen kein Risiko! Seine Platte mit einem über 10 Minuten langen Opus zu starten und dazu auch noch einen Videoclip zu drehen, ist mutig und zeugt von Selbstvertrauen. Und das völlig zu Recht!
Dieser überlange Song, der Titelsong „Winds Of Time“, steigt mit donnernden Drums und messerscharfen, eleganten Riffs ein. Wenn sich dann noch Leo Unnermarks Superstimme dazugesellt, fühlt sich jeder Metaller wie im siebten Himmel! Geht in Machart und Tempo ein bisschen in Richtung Riot V, ist dabei aber meilenweit davon entfernt, die New Yorker zu kopieren. Unnermark liebt es, die Sirene auszupacken und tut das entsprechend ausgiebig. In den ganz hohen Spitzen erinnert er stark an Midnight, den verstorbenen Meistersänger von Crimson Glory. Ohne Witz! Wer´s nicht glaubt, höre sich bitte schleunigst den Refrain von „To Die In Holy War“ an!
Als ultimativer Kontrast folgt mit der 2:47 Minuten kurzen Attacke „Saints And Sinners“ ein schneller Doublebass-Banger mit wiehernden Gitarren. Herrlich! „Crying“ wartet mit einer gehörigen Schippe Pomp auf. Auf dieser Grundlage können die Vocals passend zum Songtitel jubilieren, brillieren und sich so richtig in die Höhe schrauben!
Und dann rollt es an, das unfassbare „Burning Sands“ - Wahnsinn in Noten! Ich kann gar nichts mehr sagen, nur dass es mir noch besser gefällt als „Winds Of Time“, da wilder! Das eben genannte „To Die In Holy War“ spinnt den Faden weiter, erreicht aber nicht ganz den sich überschlagenden Irrwitz seines Vorgängers.
Nach diesem Doppelschlag kommt das schleppende „Lights Go Out“ wie gerufen. Kriecht fies kribbelnd in Hirn und Bauch – sehr intensiv! Bei „We Rise“ - eine Selbstbeschreibung? - steht im Stream hinter dem Titel das Wort „Focustrack“. Scheint sich werbetechnisch demnach um die Speerspitze dieser Scheibe zu handeln, ist auch eine Heavy-Ballade erster Güte, rein musikalisch, von der Komposition her, aber nicht der Vorzeigetrack. Das zeigt, wie gut der Rest von Winds Of Time ist. Und das Fade-Out nervt!
„Flight Of The Eagle“, mit dem diese Hammerscheibe endet, klingt „We Rise“ zumindest in der ersten Hälfte recht ähnlich, was Stimmung und Atmosphäre betrifft. Aber die Jungs zocken die Nummer mit so viel Feuer und Leidenschaft, dass einem das zwar auf-, aber nicht missfällt. Dazu geht in der zweiten Hälfte, die stilistisch in eine andere Form von Epik umschwenkt, viel zu geil die Post ab!
Wenn – nicht falls! - es Wings Of Steel eines Tages gelingt, eine Platte zu machen, auf der alle Songs die Klasse von „Winds Of Time“ und „Burning Sands“ haben, haben wir einen wahren Klassiker! Diese Power-Truppe hat das Zeug, ganz, ganz groß zu werden!
Jetzt und hier sind es „nur“ 18 Punkte.


Michael Schübeler


| Trackliste |
| 1 | Winds Of Time | 10:40 |
| 2 | Saints And Sinners | 2:47 |
| 3 | Crying | 4:25 |
| 4 | Burning Sands | 6:18 |
| 5 | To Die In Holy War | 5:20 |
| 6 | Lights Go Out | 5:00 |
| 7 | We Rise | 6:37 |
| 8 | Flight Of The Eagle | 8:21 |
|
|
|
|
 |
| Besetzung |
 Leo Unnermark (Vocals)
Parker Halub (Guitars & Bass)
Damien Rainaud (Drums)

|
|
|

|