Walter Trout

Sign Of The Times


Info
Musikrichtung: Blues Rock - Fusion

VÖ: 05.09.2025

(Provogue/Mascot)

Gesamtspielzeit: 49:06

Internet:

https://www.waltertrout.com/
http://www.netinfect.de
https://www.mascotlabelgroup.com/


Der 1951 in New Jersey geborene Walter Trout lief mir erstmals über den Weg, als er seit 1984 für einige Jahre Gitarrist bei John Mayall war. Dabei hatte ich irgendwie gar nicht so recht wahrgenommen, dass er bereits vorher bei Canned Heat und bei John Lee Hooker aktiv war.

Seit 1989 ist er dann solo unterwegs, in dem Jahr gründete er die Walter Trout Band. 2014 erlitt er einen persönlichen Schicksalsschlag, als er aufgrund einer nicht medikamentös behandelbaren Lebererkrankung auf einer Intensivstation lag, bis durch eine Spendenaktion im Mai 2014 eine Lebertransplantion durchgeführt wurde, die er letztlich gut überstand.

Nach danach mehreren veröffentlichten Alben ist nun das aktuelle erschienen, Sign Of The Times. Und das ist ein wahrhaft besonderes geworden, bezieht der Protagonist doch ganz klar Stellung auf das, was uns an täglichem Wahnsinn umgibt. "Artificial", künstlich, ja, Vieles, das uns an Natürlichem abhanden gekommen ist, wird mit diesem Song kritisiert, "artificial mind, artificial sadness, artificial tears and artificial fears, it's just artificial, I can't tell you what's real anymore".

Nun, "real" und absolut nicht "artificial" ist seine Musik! Im beigefügten Booklet kann man die Texte nachlesen und nachempfinden und ich meine, das ist in diesem Fall sehr gut und entgegenkommend, weil der Ausdruck der Musik und die Aussagen, die dahinter stehen, als Einheit besser zu Gemüte führen sind.

Im genannten Eröffnungssong erwartet uns ein lasziv schleppender toller Sound, der sich einbohrt, ganz lebendig und voller Inbrunst und Seele, so dass man als Hörer*in davon direkt betroffen sein dürfte. Im Gegensatz zu vielen technisch kühlen Blues Rock-Produktionen, die ich an dieser Stelle lieber nicht erwähnen möchte, ist das hier derart glaubhaft gelungen, Gratulation!

So denke ich, dass Trout mit diesem Album sicher auch Autobiografisches aufgreift und/oder Teile davon verarbeitet und sehr glaubhaft darstellt. Dabei bedient er sich dem Blues als Basis, ohne dessen Strukturen imitieren zu wollen, sondern seine eigene Sprache spricht, gleich nachzuvollziehen mit "Blood On My Pillow", das mich stark an den Sound des British Blues Booms der Sixties erinnert, an jene Zeit, als viele Bands auf der Grundlage von Blues ihren eigenen Stil zu entwickeln begannen. So strahlt auch dieser Song ganz viel Gefühl aus, sein Gitarrenspiel kommt aus der Tiefe, und wird nicht zuallererst durch technische Gimmicks bestimmt, sein Gesang und sein Gitarrenspiel gehen eine großartige Einheit ein.

Und dann kommt er, der wütende Song, der Titelsong "Sign Of The Times"! Enorm druckvoll und voller Empörung erscheint es, wenn Trout davon singt, von Stimmen der Verzweiflung umgeben zu sein, von weinenden Menschen, von Kugeln und Bomben, Flugzeugen und Drohnen, auf die sozialen Medien schimpft, von "Money kings and their sons" singt, und dass sie diese Medien besitzen und bestimmen, den Verlust demokratischer Strukturen erwähnt er, ja, "It's a sign of the times we're livin' in, now, now"!!! Eingepackt ist der Song in wuchtigen Gitarrensound, mächtige Background Vocals, die sich in den Vordergrund lautstark vorwärtsschieben, und sein eigener Gesang ist dazu noch sehr wütend, das Gitarrensolo hat viel von Jimi Hendrix und scheint diese geballte Wut perfekt auszudrücken. Der Text soll im Übrigen von der Ehefrau stammen.

Nach diesem "Killersong" wird es ruhig und beschaulich, "Mona Lisa Smile", mit Akustikgitarre und Akkordeon. Ansonsten wechseln sich die Stimmungen ab und es ist somit die Abwechslung garantiert, ein wenig mehr vom Bluesschema lösen sich Songs wie "Hurt No More", ein Rocksong, der gar ein wenig Pop atmet. Erneut geht es in Richtung Hendrix mit "No Strings Attached", ich stelle mir gerade vor, wie ihn die Band Of Gypsies gespielt hätte, denn daran muss ich spontan denken, auch hinsichtlich des Feelings dieses Songs.

Sanftes Westcoast - Feeling mit "I Remember", ein Hauch Eagles vielleicht, "Hightech Woman" shuffelt cool, "Back To The Blues" mit Akustikgitarre und Harp geht es mit "Too Bad" und mit dem Rocker "Struggle To Believe" ist dieses bemerkenswerte Album schon wieder dabei. Ja, Trout schreibt mit Sign Of The Times das Wort Emotion ganz groß und hat Musik geschaffen, die ganz einfach ehrlich und überzeugend klingt.

Im Übrigen noch ein kleiner Hinweis am Rande. In der in der aufklappbaren Verpackung der CD mit der Besetzungsliste der Band wird Walter Trout lediglich mit "Vocals, harmonica" aufgeführt! Na, wer spielt denn hier Gitarre???



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Artificial (4:25)
2 Blood On My Pillow (5:18)
3 Sign of the Times (5:11)
4 Mona Lisa Smile (4:21)
5 Hurt No More (4:33)
6 No Strings Attached (5:10)
7 I Remember (5:36)
8 Hightech Woman (CD only track) (4:46)
9 Too Bad (3:29)
10 Struggle To Believe (6:16)
Besetzung

Walter Trout (vocals, guitars, harmonica, background vocals)
Teddy 'Zig Zag' Andreadis (Hammond B3, pianos, accordion, background vocals)
John Avila (bass, background vocals)
Michael Leasure (drums, background vocals )
Thomas Ross Johansen (Hammond B3, shaker & tambourine - #4, tambourine - #1, 3, 5, background vocals )
Wally Bass (background vocals)



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