Kety Fusco

Bohème


Info
Musikrichtung: Electronic

VÖ: 19.09.2025

(A Tree In The Field)

Gesamtspielzeit: 33:19

Internet:

https://www.ketyfusco.com/
https://www.loudherpr.com/
https://www.atreeinafieldrecords.com/


Kety Fusco ist eine klassisch ausgebildete Harfenistin mit Erfahrungen mit Orchestern und Kammermusikensembles. Durch den Wunsch, über den Tellerrand der Tradition zu schauen, begann sie, mit der elektrischen Harfe zu experimentieren. Damit war sie durchaus auch erfolgreich, gab es doch Einladungen in die Royal Albert Hall und das Montreux Jazz Festival.

So entstand auch ein experimentelles Album mit „The Harp – Chapter I“, und Iggy Pop war es, der diese Musik auf BBC Radio vorstellte. Nun, auf diesem zweiten Album der Protagonistin, Bohème, wirkt Iggy dann auch als Gast auf dem Song „SHE“ mit.

Ansonsten, mangels der Nennung eines Line-ups, vermute ich, dass hier nur die Harfe in jeglicher Form zur Anwendung kam, und das wird mir durch das Begleitmaterial zur Platte auch bestätigt. „Jeder Ton auf Bohème stammt von der Harfe“. Ferner ist zu lesen, dass Klangmanipulationen, Unterwasseraufnahmen und unkonventionelle Spieltechniken diese eigene musikalische Sprache erschaffen, fernab traditioneller Grenzen. So wird die Harfe sogar unter Wasser getaucht, und der dann entstandene Sound mit eingeflochten.

Neun Songs erwarten uns, und wenn uns das Thema von „Für Therese“ bekannt vorkommt, ja, dann liegen wir richtig, das ist eine Neubearbeitung von Beethoven's „Für Elise“. So ist Musik entstanden, die mit Sicherheit fordert, weil sie ungewöhnlich und anders klingt. Nun, mitunter fühle ich mich allerdings erinnert an solche Stimmungen, wie ich sie von vielen Songs von Mike Oldfield kenne.

Die Künstlerin selbst äussert sich zum Album wie folgt: „Es gibt Harfenist:innen, die ihre ganz eigenen Wege gehen. Mit Bohème setze ich meinen fort – eine befreiende Klangreise, geboren aus dem Wunsch, neue Horizonte ohne Kompromisse zu erkunden. Dieses Projekt steht für eine völlig neue Sicht auf meine Beziehung zur Harfe – und zum Klang selbst.“ Und so entstand etwas recht Avantgardistisches und Ungewöhnliches, das für mich als Hörer erst einmal „reifen“ muss.

Denkt man grundsätzlich an Musik mit einer Harfe, wird man damit bestimmte Klangvorstellungen verbinden, doch hiervon muss man sich verabschieden mit dem, was mit diesem Album geboten wird, Soundscapes sind es, die man erwarten darf, solche, die man sicher auch gut für bestimmte Spielfilme nutzen könnte. Und der Opener, „Hi, this is Harp“, klingt irgendwie gar nicht nach Harfe, es erklingt vornehmlich Perkussion, wie auch bei „BLOW“ stark eingesetzt, mitunter einem Herzschlag gleich klingend, und schon bald bin ich hier sofort bei Mike Oldfield, doch nicht der Synthie, sondern die Harfe trägt das Thema vor. Iggy Pop singt auf „SHE“ gar nicht, mit dunkler Stimme spricht er einige wiederkehrende Worte und bringt eine dezent düstere Stimmung ein, und wieder klingt es für mich nach Oldfield.

 Die nachfolgenden Songs schwanken zwischen Avantgarde und Romantik, und immer wieder dumpfe Perkussionsklänge, die eine besondere Stimmung im Einklang mit den diversen Klanggestaltungen der Harfe erzeugen. Wer möchte, kann sich entspannt zurücklehnen und sich treiben lassen von dieser energiegeladenen Musik. Bei „Für Therese“ zum Abschluss, stellt sich mir die Frage, warum man den Originaltitel nicht beibehalten hat, denn das Thema ist doch eindeutig, ob Beethoven dafür noch Tantiemen erhält???



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Hi, this is Harp 
2 BLOW 
3 SHE feat. Iggy Pop 
4 Naima 
5 Resistance
6 Karma
7 Nocturne
8 Ninna Nanna feat. Mà
9 Für Therese (Bonus)
Besetzung

Kety Fusco (harp, electronics)
Iggy Pop (voice - #3)


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