Higgs Chicks

Doomscrolling mit Kurt (LP)


Info
Musikrichtung: Fusion (Kraut-Country)

VÖ: 12.09.2025

(Empathie-Tonträger)

Gesamtspielzeit: 42:30

Internet:

https://www.facebook.com/p/Higgs-Chicks-61555647346440/
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Die Higgs Chicks sind eine Band aus der Schweiz. Doomscrolling mit Kurt ist ihr Debütalbum. Es ist nicht einfach, die Musik zu katalogisieren, denn man wird von einem bunten Mix diverser Stile überrascht. Vornehmlich, und das steht zumeist im Vordergrund, höre ich entsprechende Anteile von Blues. Hierzu gesellt sich der eine oder andere Schuß Country, ein wenig Folk dazu und eine Prise Rock, fertig ist die recht ungewöhnliche Mixtur.

Grundsätzlich setzt sich diese Band zusammen aus Marc Zimmermann und Beat Wipf. Beide bezeichnen ihre Musik selbst als „Kraut-Country“, weil, und so hat man sich entsprechend geäußert, der Sound „roh, direkt, verspielt, manchmal absurd und immer mit Haltung“ sein soll. Doch nicht nur die sieben Eigenkompositionen stellen sich so dar, sondern auch die fünf Coverversionen. So hören wir auch Musik von Olifr M. Guz (#9), Donna Summer/Peter Bellotte/Giorgio Moroder (I Feel Love, dass sich nicht in der Trackliste findet, aber bei den Texten zwischen #2 & 3 gelistet ist), Hank Williams (#4), Tom Waits/Kathleen Brennon (#3), Townes van Zandt (#10) Jimmy Driftwood (#11) und das von R.L. Burnside inspirierte „Poor Little Elephant“.

Ja, und genau startet die Platte, man meint sogleich, sich an R.L. Burnside und seinen rauen Blues zu erinnern. Diese Mischung zwischen Deltablues und vielleicht ein wenig Ry Cooder. Doch nicht nur hier, sondern auch bei anderen Songs scheint der Geist dieser neuen Art des Blues durch die Musik zu schweben, Namen wie Junior Kimbrough oder Alvin „Youngblood“ Hart stehen hier stellvertretend neben dem bereits erwähnten Burnside.

Aber auch ein Versuch, sich in Richtung Country auszudrücken, entwickelt sich mit „Long Way Home“, mich kann der Gesang hier nicht unbedingt überzeugen, zwar recht rau im Ausdruck, doch das gewisse Country-Feeling stellt sich bei mir so gar nicht ein.“ I'm so Lonesome I Could Cry“, eine Spur Tragic durchweht diesen Song von Hank Williams, dann entdecke ich eine etwas nervig wirkende Mischung zwischen Banjo und Fuzz-Gitarre bei „Secret Hobbies“.

Mit dem recht „anständigen“ Country-Blues „Artists Blues“ kann ich mich ein wenig „anfreunden“, dann gibt es zwei deutschsprachige Songs mit „Würmchen“ und mit „Wünschelfuchs“. Letzterer ist recht interessant interpretiert, assoziiere ich hier ein wenig mehr, in Richtung Doors („Roadhouse Blues“) und einige Canned Heat-Zitate scheine ich zu bemerken bei diesem schleppenden Fuzz-Boogie. Der Klassiker „Tennessee Stud“, von dem es recht viele Versionen gibt, wirkt in dieser Bearbeitung leider ein wenig unbeholfen und wenig überzeugend.

Klar, die Musik besticht in ihrer Art doch mit ihrer Direktheit, Ungeschliffenheit, Rohheit und Unbekümmertheit des Vortrages, der sich frech über Genre-Schubladen hinwegsetzt, insofern sehr individuell in der Gestaltung ist, und mitunter angenehm „schräg und schief“.

Übrigens – nicht erschrecken beim Herausnehmen der LP aus der Hülle, denn es sieht aus, als sei die Oberfläche völlig verschrumpelt und verknittert, ein guter Gag, „Cream-Vinyl“ nennt sich das...



Wolfgang Giese



Trackliste
Seite A:

1 Poor Little Elephant
2 Too Much Too Soon
3 Long Way Home
4 I’m So Lonesome
5 Secret Hobbies
6 Doomscrolling Mit Kurt

Seite B:

7 Würmchen
8 Artists Blues
9 1 Bis 10
10 Nothing
11 Tennessee Stud
12 Wünschelfuchs
 
Besetzung

Beat Wipf (Gesang, Akustikgitarren, Resonatorgitarren, Banjo, Bontempi-Orgel, Schlagzeug, Perkussion)
Marc Zimmermann (Bass, E-Gitarren, Lapsteel, Piano, Keyboards, Moog, Solina String Ensemble, Theremin, Triangel, Chor)
Gäste:
Bettina Bussinger (Chor - #11, Flüstern - #12)
Luca Padovan (Schlagzeug- #12)


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