Yoshika Colwell

On The Wing

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Heute stelle ich Yoshika Collwell vor, eine englische Songwriterin aus der Grafschaft Kent. Mit etwa Anfang Dreissig legt sie nun erst, nachdem sie bereits lange musikalisch aktiv ist, ihr Debütalbum, On The Wing, vor. Sie soll seit Jahren ein Fan von Joni Mitchell sein, und ich bin gespannt, ob sich das niederschlagen wird in den elf Songs dieser Veröffentlichung.
Einige Ereignisse in ihren Zwanzigern sollen prägend gewesen sein für die Entstehung der Musik, offensichtlich verbunden mit auch nicht so guten Erlebnissen, inklusive eines Prozesses der Selbstfindung. Verpackt ist das Alles grundsätzlich in eine folkige Atmosphäre, gleich zu Beginn ausgedrückt durch den Sound der akustischen Gitarre und Gesang, der sehr zurückhaltend und auf gewisse Art von Zartheit erfüllt ist, ich habe den Eindruck, dass eine Art Einsamkeit dargestellt wird. Erst "In Bloom" wird dann ein wenig lebhafter, hier erinnern mich die Drums ein wenig an die Anfangszeit der Musik von Neil Young, mit diesem schleppendem Rhythmus.
Doch letzlich ist es jede Menge Melancholie, die sich wie ein roter Faden durch die Songs zieht. Und so fällt mir vergleichend nicht zwingend Joni Mitchell ein, sondern vielmehr Nick Drake mit seiner besonderen Art, britischen Folk zu gestalten. Mir gefällt "Late Night" sehr gut, die zarte Instrumentierung, ich höre Harfen, eine Pedal Steel, kleine eingeflochtene Tupfer einer E-Gitarre und angenehme Background Vocals, so ist eine sehr verträumte Stimmung erzeugt worden.
"Into The Water" ist wiederum viel zurückhaltender, und auch hier spielt die Harfe eine wichtige Rolle bei der Gestaltung dieser verträumten Darbietung. Allenfalls kann ich Bezug nehmen auf Joni Mitchell, als diese ein solches Album wie "Clouds" veröffentlichte. Nun, ein weiterer Aspekt, ungeachtet der möglichen geplanten Absicht der Aussage, dieses Album mit einer solchen auszustatten, ist es neben der Melancholie und gelegentlichen Traurigkeit etwas, was mir ständig entgegenperlt, und das sind ganz einfach Schönheit im Ausdruck, Entspanntheit, letztlich Emotionen jeglicher Schattierung.
Vielleicht ist es auch so, dass diese Musik entsprechend unterschiedlich wirken kann analog zur derzeitigen Gemüts- und Erfahrungssituation von Hörern*innen, so dass es letzlich aus meiner Sicht gelungen scheint, eine individuelle Identifikation mit der Musik herzustellen, und das ist es doch auch, was wichtig ist, und etwas, das für Yoshika Collwell mit dieser Platte einen Grundstein legen kann, sich als wichtige Singer/Songwriterin zu etablieren. Das hoffe ich jedenfalls!


Wolfgang Giese


| Trackliste |
1 On & On (3:52)
2 Last Night (3:29)
3 In Bloom (3:56)
4 Turn My Face Away (4:12)
5 It'll Never Be Enough (4:05)
6 Into The Water (4:08)
7 There's Got To Be A Loser Babe (4:22)
8 Fighting On The Wing (5:22)
9 A Poem About Walking (3:22)
10 Once In A Blue Moon (4:15)
11 Maybe (4:53)
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| Besetzung |
 Yoshika Colwell (vocals, guitar)
Joe Harris (guitar)
Ben Reed (bass)
Oli Bayston (keys, acoustic guitar)
Liam Hutton (drums)
Joe Harvey-Whyte (pedal steel)
Rachel Kitchlew (harp)
Andrew Davie (backing vocals)
Jimmy Hogarth (bass, guitar)
Elysian Collective (strings)
Laurie Ross (synth)

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