Steve Perry

Traces


Info
Musikrichtung: Rock, AOR

VÖ: 05.10.2018

(Universal Music)

Gesamtspielzeit: 40:16

Internet:

https://steveperry.com/


Man darf es schon als Sensation ansehen, dass Steve Perry, die ehemalige Stimme der AOR-Könige Journey mal wieder zum Mikro greift. Zum letzten Mal war er auf einem Album seiner Ex-Band (Trial By Fire, 1996) zu hören. Zwei Jahre vorher erschien seine immer noch „aktuelle“ Soloplatte For The Love Of Strange Medicine.

Jetzt griff er die Spuren (engl. Traces) sprichwortlich auf und sammelte Ideen für ein neues Album, für welches er zehn Songs zusammentrug. Das vorab veröffentlichte „No Erasin'“ war dabei schon mal ein erster Paukenschlag. Ein bedächtig aufbauender, melodischer Rocksong, der zu verstehen gab: „Hallo, ich bin wieder da und mit mir ist immer noch zu rechnen“. Perry Stimme klingt heute zwar wesentlich rauer, nicht mehr ganz so kraftvoll und sahning, dafür immer noch charismatisch und vielleicht sogar noch etwas „souliger“. Emotional sind die Songs der Platte auf jeden Fall. Voller Liebe, vielleicht auch melancholisch, aber nicht verbittert. Bezeichnend, dass der Mann ausgerechnet durch den Tod seiner Lebensgefährtin einen inneren Drang nach einem Comeback fand.

Man sollte sich allerdings kein packendes (Hard-)Rockalbum erwarten. Denn das ist Traces auf keinen Fall. Wie man es von dem Künstler kennt, sind die meisten Songs eher balladesk und ruhig angelegt. Sie brodeln mehr unter der Oberfläche. Im Mittelpunk steht das Gefühl, welches der Sänger in den Vordergrund stellt. Das kann man an Songs wie „In The Rain“ oder „I Need You“ ruhig kitschig finden. Authentisch rüber kommt es allemal. Zudem ist es musikalisch kompetent umgesetzt – was man von einem Musiker dieses Kalibers auf der anderen Seiten natürlich auch erwartet. Nur zweimal wird es etwas rockiger. Beim zeitgemäßen, von klaren Gitarren angetriebenen „Sun Shines Gray“ sowie beim bluesig wirkenden und wirklich guten „No More Cryin'“.

Eine Erwartung muss man allerdings etwas dämpfen. Man kennt die großen Hook-Monster mit den mächtigen Melodiebögen, welche auf Steve Perrys Konto gehen. Nicht nur die lauten Nummern, nein, besonders die Balladen, welche aus seinem Mund drangen, waren mächtig. Das ist hier anders. Traces hat immer wieder schöne, eingängige Melodien. Aber diese wirken nicht so schnell und nicht mit einer solchen Vehemenz. Das Album ist schon viel mehr zurückhaltend bis bedächtig, manchmal schon fast langweilig. Und das ist schon ein bisschen eine Enttäuschung, auch wenn es beileibe keine schlechte Songsammlung ist.

Das sollte einem im Vorfeld klar sein. Trotzdem schön, wieder mal von Steve Perry zu hören!



Mario Karl



Trackliste
1No Erasin'4:07
2 We're Still Here4:06
3 Most Of All4:21
4 No More Cryin'4:28
5 In The Rain4:07
6 Sun Shines Gray3:55
7 You Belong To Me4:05
8 Easy To Love4:02
9 I Need You2:58
10 We Fly4:56

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