Musik an sich


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Rameau, J. Ph. (Hantaï - Sempé)

Symphonies à deux clavecins – Sinfonien für zwei Cembali


Info
Musikrichtung: Barock Cembalo

VÖ: 17.08.2012

(Mirare / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2011 / Best. Nr. MIR 164)

Gesamtspielzeit: 75:00



CEMBALORAUSCH

Ganz exzellent, was Pierre Hantaï und Skip Sempé hier auf ihren zwei Cembali aus Rameaus Opernmusiken machen. Ob es sich um Konzertsätze, Ouvertüren – aus Les Indes Galantes, Pygmalion – oder um einen der zahllosen Tänze aus seinem reichen Bühnenschaffen handelt: Man vermisst in keinem Moment die oft raffiniert orchestrierten Originale, sondern staunt in diesem Fall immer wieder über die Wandlungsfähigkeit des doppelten Cembaloklangs.

Bereits die Instrumente sind glücklich gewählt und ergänzen sich durch ihre sehr verschiedenen Klangcharaktere: Zum Einsatz kommen in wechselnden Kombinationen zwei eher sonore französische Modelle sowie ein schärfer timrierters Instrument nach deutschem Vorbild. Rameau hat die Klangphantasie der beiden Interpreten unüberhörbar zu Höchstleistungen inspiriert und man hört an den vielen schönen Details und witzigen Einfällen das Vergnügen, mit dem Hantaï und Sempé sich der Musik Rameaus widmen. Durch die geschickte Kombination der Register sowie durch den Wechsel von Solo- und Tutti-Spiel gelingt es tatsächlich, die Vorlagen einer klangfarblichen und dynamisch gleichwertigen Reinstrumentierung zu unterziehen. Mal agiert man als gleichberechtigtes Duo, mal im kraftvollen Unisono, mal übernimmt einer die Haupt- und der andere die Contino-Begleitstimme. Und manchmal spielen sich beide die musikalischen Bälle im Wechsel zu.

Neben dem Humor, den die Spieler in vielen Stücken entdecken, kann sich auch die betörende melancholische Atmosphäre z. B. der Musetten und Sarabanden ohne Abstriche entfalten. Nicht nur das überaus delikate Air Tendre aus Dardanus erscheint plötzlich wie eine Originalkomposition für Cembalo. Köstlich sind überdies die reichen Auszierungen, die zu feinen mikrorhythmischen Effekten führen. Bei all dem orientieren sich die Interpreten an historischen Vorbildern. Die Stücke aus Les Indes Galantes hat Rameau selbst für zwei Cembali eingerichtet, die übrigen legen eine solche Lösung nahe, vor allem, wenn diese so kongenial ist wie bei Hantaï und Sempé.



Georg Henkel



Besetzung

Pierre Hantaï & Skip Sempé: Cembali


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