Musik an sich


Reviews
Serj Tankian

Imperfect Harmonies


Info
Musikrichtung: "Electro-Orchestral-Jazz-Rock"

VÖ: 17.09.2010

(Reprise Records/Warner Music)

Gesamtspielzeit: 44:14

Internet:

http://www.serjtankian.com


Serj Tankian - ich brauche ein wenig, um in dem Mann im Anzug auf dem Cover den System Of A Down-Frontmann wiederzuerkennen, der mit Imperfect Harmonies sein zweites Soloalbum nach Elect the Dead vorlegt. Bezeichnete er dieses noch als Rockalbum mit "progressive melodic elements", könne man Imperfect Harmonies nur im ersten Moment in die Rock-Schublade stecken. Die Instrumentierung unterscheidet sich hingegen grundlegend: Trotz Drum, Bass und Gitarren machen die elektronische und orchestralen Klänge den Reiz dieses Albums aus, die Serj Tankian unter einen Hut zu bringen versucht. "Electro-Orchestral-Jazz-Rock" nennt er das dann, weil jede dieser Richtungen ihren Einfluß hinterlassen hat...

Die ersten Klänge von "Disowned Inc." sind dagegen erst einmal so orchestral wie brachial, bevor dann wirklich (ich habs in der Beschreibung nicht glauben wollen!) so etwas wie Jazz auf den Hörer zurollt, versetzt mit leichten Ethnoklängen. Dann wieder Brachiales. Dann Elektropop. Dann alles zusammen. Wired. Abgefahren. Anstrengend. Aber anregend und ebenso spannend wie unberechenbar.
"Borders are..." to be ignored möchte man den folgenden Titel angesichts des Openers ergänzen, doch ist dieser sowohl dunkler als auch berechenbarer geraten: eine dunkle Symphonie, getragen im wesentlichen von Tankians charakteristischer Stimme. Diese ist es allerdings auch alleine, die den Bombast abzufedern weiß, und ohne sie würde der Song nahezu in die Belanglosigkeit rutschen. Und mit "Deserving?" ist dann leider der Kredit des Openers verbraucht, das ist nur noch eine überladene Mischung aus Bombastpop und Gothic-Anleihen, zu der die leicht disharmonische Stimme Tankians nicht immer passen will. Also statt dessen lieber wieder mehr Symphonisches, versetzt mit Ethnopop ("Beatus"), bei denen Serj Tankian vielleicht lieber auf echte Instrumente hätte setzen sollen, so kommt ein Hauch des Unglaubwürdigen mit hinein, auch wenn der Song wieder etwas mehr Spannung aufzubauen versteht - wohlgemerkt: "etwas"...
Und wenig aufregend geht Imperfect Harmonies weiter: symphonischer Pop ("Reconstructive Demonstrations"), symphonischer Pop mit einem leichten Dance-Rhythmus ("Electron"), balladesker Pop ("Gate 21") usw. usw. Nur noch einmal kommt durch Gitarren etwas Abwechslung hinein ("Left of Center").

Fans der metallischen Seite von SOAD können an diesem Album getrost vorbeigehen, solche hingegen, die an der Band mehr das Chaotische und Experimentelle geschätzt haben werden sich ebenfalls verwundert die Augen reiben bei vielfach so seichtem Pop - angesichts der vollmundigen Ankündigung eine wirkliche Enttäuschung, aber vielleicht etwas für Fans von symphonischem und leicht düsterem Pop...



Andreas Matena



Trackliste
1Disowned Inc.4:07
2 Borders are...4:38
3 Deserving?4:06
4 Beatus4:42
5 Reconstructive Demonstrations5:05
6 Electron3:46
7 Gate 212:43
8 Yes, it´s Genocide3:15
9 Peace be revenged3:59
10 Left of Center3:07
11 Wings of Summer4:46

 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>