Musik an sich


Reviews
Fullmoon Classics 1-3

Barber, S. … Wagner, R. (Diverse)


Info
Musikrichtung: Orchester

VÖ: 16.07.2010

( Berlin Classics / Edel / je 2 CD / ADD & DDD / 1963-2003 / Best. Nr. 0300103BC - 0300104BC - 0300104BC)



KLASSIK ZUM GRUSELN

Schier unbegrenzt scheinen die Möglichkeiten, aus dem Backkatalog themenbezogene Suiten zusammenzustellen. Was gab es da nicht alles schon: Klassik zum Backen, Kochen, Saugen … jetzt gibt es auch noch die „Vollmond-Klassik“. Passend zur aktuellen vampirischen Gruselwelle hat das Label Berlin seinen Fundus auf gänsehautkompatible Stückchen vor allem aus der Romantik und klassischen Moderne durchsucht, gebrauchsfertig zugeschnitten und stimmungsvoll abgepackt.
Die Aufnahmen mit oft namhaften Interpreten entstanden zwischen 1963 und 2006, sind aber in jedem Fall mindestens solide zu nennen. Dem Cover nach dürfte die Zielgruppe eher ein jugendliches oder junggebliebenes Publikum sein, das vielleicht nicht viel klassische Musik kennt oder schätzt, sich aber von einer gruftigen Bestoff-Zusammenstellung locken lässt.
Drei Folgen mit je zwei CDs wurden kreiert. Die Covertexte verweisen noch einmal auf die Nähe zur Filmmusik, Mystery und Gothik, die sich bei dem klassisch-romantischen Repertoire ja häufig bedient haben. Aber keine Angst vor glatten Muzak-Zubereitungen: Es gibt auf diesen sechs CDs immer die Originale zu hören, die wegen ihrer programmatischen oder emotionalen Wirkung ausgewählt wurden. Neben den üblichen Verdächtigen (Bachs D-Moll-Toccata und Orffs Eingangschor aus der Carmina Burana gehen ja irgendwie immer) ist so ziemlich jeder vertreten, der im 19. und frühen 20. Jahrhundert Rang und Namen hat: Beethoven, Mendelssohn, Berlioz, List, Wagner, Mussorgsky, Dukas, Reger, Mahler, Grieg, Shostakovich, Stravinsky … Aber auch ein Stückchen von Schönberg (die „Vergangenheit“ aus den Fünf Stücken für Orchester) findet sich. Je nach Grusel- und Passions-Bedarf hat man die Wahl zwischen mehr getragenen (Immortal Romance) oder aufpeitschenden Stücken (Danse Macabre) oder kann es auch mal mit Gesang (Voices in the Dark) probieren, darunter sogar Lieder von Franz Schubert.
Dass viele Einzelsätze aus größeren Werkzusammenhängen genommen wurden, ist dabei unvermeidlich. Aber wer weiß, ob da nicht der eine oder andere unbescholtene Hörer auf den Geschmack kommt und weiter hören möchte … auch da, wo keine Grufttüren quietschen, Hexen kichern und Vampire ihr Eckzähne wetzen.

Georg Henkel



Besetzung

Diverse Orchester und Dirigenten


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