Musik an sich


Reviews
Atlantean Kodex

The Golden Bough


Info
Musikrichtung: Epic Metal

VÖ: 01.10.2010

(Cruz del Sur Music)

Gesamtspielzeit: 68:08

Internet:

http://www.atlanteankodex.de
http://www.myspace.com/atlanteankodex



The new iron age!


Der traditionsmetallische Untergrund lebt. Und das italienische Label Cruz del Sur schafft es immer wieder, die eine oder andere Perle aus dem Nebel zu ziehen. Die neueste Entdeckung sind Atlantean Kodex aus der bayerischen Oberpfalz, die bereits in der Szene mit ihren Pnakotic Demos mit ordentlich Vorschusslorbeeren versehen wurden. Ob ihr Albumdebüt wohl den hohen Erwartungen entspricht? Um es kurz zu machen: Ja, in der Tat! Wenn es eine deutsche Band gibt, die den Spirit alter Manowar (Stichwort Into glory ride - lange bevor sie sich in eine Witzkombo verwandelt hatten) und Bathory zu ihren Wikingertagen wiederbelebt, dann sind es wohl Atlantean Kodex. Mit einfacher Instrumentierung schafft es die Band auch ganz ohne Keyboard- und Orchesterfirlefanz bombastisch zu klingen. Dazu kommt noch eine doomige Schwere und Erhabenheit der Marke Candlemass und Solstice. Aber trotz all dieser Referenzen schaffen es Atlantean Kodex einfach nach Atlantean Kodex zu klingen!

Die überlangen Songs von The Golden Bough werden dominiert von schweren, aber relativ einfachen Riffs, ausladenden Arrangements und den erhabenen Melodielinien von Sänger Markus Becker, der seine Texte mit klarer und heller Stimme vorträgt und für ein gewisses Maß an Melancholie sorgt. Und obwohl in den Songs gar nicht allzu viel passiert, reißen sie doch unheimlich mit und werden zu keiner Sekunde langweilig. Beste Beispiele sind das doomige „A prophet in the forest“ und das grandiose und ergreifende „Pilgrim“, das sich spätestens mit seinem „Child in time“-Gedächtnispart am Ende ins Gedächtnis fräst. Ein Pluspunkt sind auch die Gitarrenleads und Soli, welche an sich zwar simpel sind, aber einfach emotional und manchmal zum Heulen schön rüber kommen.

Irgendwann wird man regelrecht verzaubert und treibt man einfach nur dahin, was nicht nur an den Songs, sondern auch am guten Fluss der Platte liegt. Diverse Zwischenspielchen sorgen für einen Zugewinn für Atmosphäre und passend gesetzte Breaks für die richtigen Überraschungsmomente und Wendungen. Vom stampfenden Midtempo, über sakralen Doom und stellenweise auftauchende Doublebass-Gewitter und wieder zurück. Dabei wirkt der etwas untypische Powersong „Disciple of the Iron Crown“ regelrecht erfrischend und der fast rockige Charme und der Mitsingrefrain der Bandhymne „Atlantean Kodex“ lässt endgültig die geballten Fäuste in den Himmel schnellen.

Endlich mal wieder ein Metalalbum, welches alles andere als digital und leblos klingt (rustikaler Sound inklusive), das atmet und sich so im Ohr entfaltet, das auch ohne die übliche Drachen-und-Schwerter-Lyrik auskommt und einfach berührt. Das haben im letzten Jahr Griftegård mit Solemn, sacred, severe und vor allem die Labelkollegen While Heaven Wept mit Vast oceans lachrymose geschafft. Dieses Jahr sind es eben Atlantean Kodex mit ihrem The Golden Bough. Ein Platz in der Jahres-Topten ist der Band damit definitiv sicher!



Mario Karl



Trackliste
1Fountain of Nepenthe10:08
2 Pilgrim11:27
3 The White Goddess0:56
4 Temple of Katholic Magick8:20
5 Disciples of the Iron Crown4:12
6 Vesperal Hymn6:16
7 The Atlantean Kodex7:18
8 A Prophet in the Forest15:00
9 The Golden Bough1:50
Besetzung

Markus Becker (Vocals)
Michael Koch (Lead Guitars)
Florian Kreuzer (Bass)
Manuel Trummer (Rhythm Guitars)
Mario Weiss (Battery)


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