Musik an sich


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Monteverdi, C. (Cavina)

Scherzi Musicali


Info
Musikrichtung: Barock Ensemble

VÖ: 01.07.2009

(Glossa / Note 1 CD / DDD / 2008 / Best. Nr. GCD 920915)

Gesamtspielzeit: 54:40



OPERNTAUGLICH

Das Einfache muss nicht eintönig und simpel klingen. Dass Claudio Monteverdis Scherzi Musicali zu den leichteren Stücken aus der Feder des Meisters gehören, kann man allenthalben lesen. Dabei gibt es genug ernsthafte musikalische Seiten an ihnen zu entdecken. Sie sind ein Mikrokosmos von lyrischen und dramatischen Stimmungen. Ohrenlust bereiten dabei der tänzerischer Schwung und die ausdrucksstarke Harmonik, die beide eingebettet sind in sinnliche Melodien. Das ist frühbarocke Unterhaltungsmusik im besten Sinne des Wortes, niveauvoll, charmant und immer eingängig. Vielleicht sind es diese Stücke Monteverdis, die den Opern-Arien eines G. F. Händel am nächsten kommen.
Für die Interpreten kommt es darauf an, die vielen Nuancen der Stücke herauszubringen und ihre jeweilige Eigenart zu treffen. Manches folgt eher dem deklamierenden Stil, anderes prunkt mit eingängigen kantablen Wendung. Wieder anderes wirkt mit seinem gehenden Bass fast schon jazzig. Da ist dann auch die Begleitung gefordert. Die Ausführenden müssen sie für die einzelnen Stücke arrangieren; Gelegenheiten zur Improvisation und Auszierung gibt es dabei reichlich. Entsprechend bunt nehmen sich die nicht wenigen, auch auszugsweisen Einspielungen dieser Sammlung aus.

Claudio Cavina und sein Ensemble La Venexiana verfolgen unermüdlich ihre Monteverdi-Gesamteinspielung. Wie schon bei den Madrigalbüchern, so haben sie auch hier ihre Aufgabe wieder überzeugend gelöst. Sie wahren die goldene Mitte zwischen historischer Strenge und moderner Finesse. Das Instrumentalensemble ist groß und vielfältig besetzt. Unterschiedliche Registermischungen zwischen Gamben, Zinken, Streichern und diversen Continuo-Instrumenten eröffnen Klangräume, in denen der fruchtige Sopran von Emanuela Gallis schön zur Geltung kommt.
Gallis Einfühlungsvermögen macht aus Monteverdis Miniaturen ausgesprochen individuelle Nummern, die wie geschaffen sind für eine imaginäre Oper. Sie findet ansprechende Farben für den mal ironischen und koketten, dann wieder ergriffenen und klagenden Ton der Stücke. Der erwartungsvollen Erotik von Con che soavità gibt sie mit leicht kehliger Tongebung eine sinnliche, fast schon laszive Note. Sehnsüchtig und schmachtend, mit empfindsamen Rubati legt sie Si dolc’è il tormento an. Effektvoll sind hier die angehauchten Spitzentöne. Emphatisch klingt dagegen Ecco di dolci raggi. In der aufblühenden, obertonreichen Höhe erinnert Gallis Stimme manchmal ein klein wenig an diejenige von Montserrat Figueras. Das berühmte Lamento di Arianna, eine berühmte Zugabe aus der ansonsten verschollenen Oper L’Arianna, sticht durch eine spannungsvoll gedrängte Darbietung heraus.



Georg Henkel



Besetzung

Emanuela Galli: Sopran

La Venexiana

Claudio Cavina: Leitung



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