Musik an sich


Reviews
Vladislav Shoot - High Cross Symphony
(Sojuz)
20. Jahrhundert
Trackliste:
1-4: High Cross Symphony
5-7: Sinfonia da Camera - 5
8: Ex Animo

Wer ist Vladislav Shoot?

Wenn Arnold Schönberg eine Frau gewesen wäre und zur Zeit Richard Wagners gelebt hätte, und wenn die beiden ein Kind gezeugt hätten - dann hätte es vielleicht Vladislav Shoot geheißen.

Wie gesagt... vielleicht. Denn ganz so leicht lässt sich die Musik des Russen nicht einordnen. Zwischen Atonalität, Tragik und Mysteriösität taucht in seiner "High Cross Symphony" immer wieder zaghafter Bombast auf. Das wirkt einerseits richtig inkonsequent, andererseits aber auch schlicht und einfach angenehm. Der Kontrast macht's.

Schade nur, dass das Symphony Orchestra "Sergei Rachmaninov" unter der Leitung von Vladimir Ponkin dieser Herausforderung nur in den eingängigen "Bombast-Parts" wirklich gewachsen ist. Sobald es ins Pianissimo geht gelingt es insbesondere den Streichern nicht mehr, die Spannung aufrecht zu erhalten.

Da, wo die Interpreten im ersten Stück scheitern, tat es der Komponist im zweiten. Die Kammersinfonie nimmt ein kleines und sehr simples Motiv auf, das in Moll und mit dramatischer aber minimaler Orchestrierung wohl zu ungeahnter Größe aufsteigen soll. Ohne Erfolg, denn zu durchschaubar und trivial wurde hier komponiert. Für den geübten Hörer - und ein solcher ist der Konsument atonaler Klassik in den allermeisten Fällen, bietet das Werk leider nur eine Viertelstunde gepflegter Langeweile.

So ist der Höhepunkt zweifelsohne das dramatische "Ex Animo", das ein enormes Maß an Abwechslung bietet und den schon in der "High Cross Symphony" deutlich überlegenen Bläsern die Möglichkeit bietet, sich stärker in Szene zu setzen. Hier herrscht ein geordnetes Chaos, dass den Hörer mit jedem Durchlauf immer neue Nuancen aufzeigt und doch nie ganz erfasst werden kann. Ein episches Werk, das mit allen Emotionen zwischen Angst, Bedrohung, Schrecken und Romantik aufwarten kann.

Letztlich ist diese Veröffentlichung also von sehr wechselhafter Qualität und somit nicht leicht zu bewerten. Positiv anzurechnen ist auf jeden Fall, dass es sich bei allen drei Stücken um Ersteinspielungen handelt - Exklusivität ist also garantiert, und da es aufgrund der geringen Popularität des Komponisten auch sicherlich nicht so schnell weitere Interpretationen der Werke geben wird, kann hier durchaus zugegriffen werden.

12 von 20 Punkte

Hendrik Stahl

Internet: www.sojuz-cd.de

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