Musik an sich Vocatus - Geld verdienen mit Beschwerden!

Reviews


Inhalt
News
Reviews
Leserbriefe
Impressum



Musik an sich
 
J. S. Bach (1685-1750): Suiten für Solo-Cello
(Naxos) bereits erschienen
Barock Instrumental
 

Alexander Rudin (Cello)

Bachs sechs Suiten BWV 1007-1012 sind so etwas wie der Heilige Gral für Cellisten. Pablo Casals widmete der Suche nach der angemessenen Interpretation fast ein ganzes Musikerleben, bevor er sich an eine Aufnahme wagte. Sein frei schwingendes, tänzerisches Spiel, das die Stücke von ihrem drögen Etuden-Ton ebenso wie von der Patina eines falschen Pathos befreite, vermittelt trotz akustischer Beschränkungen auch nach fast 70 Jahren noch etwas von der Neuartigkeit der Auffassung. Der aktuelle Katalog verzeichnet überdies mehr als 30 weitere Aufnahmen, dazu eine Reihe von Bearbeitungen. Gegen die so verschiedenartigen, dabei faszinierenden Deutungen Casals, Rostropovichs, Yo-YoMas, Harnoncourts, Fourniers, Bylsmas ... hat es da jede neue Aufnahme naturgemäß schwer, überhaupt noch wahrgenommen zu werden.

Naxos, das Budget-Label mit Qualitätsanspruch, operiert da gewissermaßen etwas außerhalb des Kanons. In diesem Fall ist es der russische Cellist Alexander Rudin, der nun auch diese Repertoirelücke im Naxos-Katalog schließt. Technisch über jeden Zweifel erhaben, präsentiert er seine Version der Suiten auf zwei unterschiedlichen Instrumenten, eines davon mit fünf statt der üblichen vier Seiten. Dieses Cello spielt Rudin nur bei BWV 1012, was der vertrackten Satzweise und ‚Höhenlastigkeit' der Suite sehr entgegenkommt.

Der Klang der Instrumente ist sonor und rund, wobei das in BWV 1007-1011 verwendete Barockcello angenehm dunkel timbriert ist. Rudins Spiel zeichnet sich durch Klarheit und Geradlinigkeit aus - und ist damit insgesamt leider von einer Nüchternheit, die die Poesie der Stücke etwas unterbelichtet läßt. Auch bleibt ihr tänzerischer Charakter - und damit der Moment der spannungsvollen Binnendramaturgie - auf der Strecke. Zwar hört sich alles ‚richtig' an, aber nichts läßt wirklich aufhorchen. Bei diesem konzentriert-asketischen Ansatz klingts dann doch wieder arg nach Fingerübung und Pflichtlektüre für Cellisten. Da die Stücke dem Hörer einiges mehr an Konzentration und Einfühlung abverlangen, als z. B. Bachs Orchesterwerke, ist Rudins Ansatz für einen Einstieg also nur bedingt geeignet.

Trotz des günstigen Preis' und angesichts der großen Konkurrenz:

12 von 20 Punkte

Georg Henkel

 

Inhalt | Impressum | News | Reviews | Leserbriefe
zur Homepage | eMail Abo bestellen | Download aktuelle Ausgabe