Baston, J. (Ratas del viejo Mundo)

Flämische und Französische Chansons


Info
Musikrichtung: Renaissance Ensemble / Vokal

VÖ: 08.07.2022

(Ramée / Note 1 / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. RAM 2103)

Gesamtspielzeit: 58:17



FOLK-SOUND UND WOHLKLANG

Geradezu folkig klingt der Beginn des neuesten Albums von Ratas del viejo Mundo. Die kehlige Färbung der solistischen Singstimme über einem Gamben-Drone mag bei solchem Repertoire nach wie vor eher ungewohnt sein – immerhin handelt es sich um Vokalmusik aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bei diesem Repertoire ist eine – fraglos sehr schöne und angemessene! – engelsgleiche, lineare Stimmführung nach wie vor die Regel. Doch die mundartliche flämische Sprache und der frivole Text, auf den Josquin Baston diesen Chanson komponiert hat, rechtfertigen die derbere Auffassung.

Schon bei den vorangegangenen Einspielungen hat das Ensemble ja gezeigt, dass Alte Musik durchaus mehr Farben und Schattierungen verträgt; da ist man wie manch anderes der jüngeren Ensembles auf der Suche nach einem neuen Ton.
Und so wird auch das bislang randständige Repertoire des Josquin Baston auf interessante Weise ausgeleuchtet, um jedem Stück einen unverwechselbaren Charakter zu geben. Baston, über dessen Leben und Werdegang kaum etwas bekannt ist, komponierte auf der Höhe der damaligen Zeit und war nicht umsonst in diversen Notendrucken vertreten. Der Komponist kann sowohl in einzelnen, liedhaft schlichten wie reich ausgestatteten mehrstimmigen Kompositionen überzeugen. Kontemplativ-Entrücktes steht neben rhythmisch differenzierten Passagen, in denen Worte verspielt ausgedeutet werden.

Schematisch ist bei diesen Interpreten nichts, man findet auf dieser Platte eben auch den bekannten Wohlklang, den man mit Renaissance-Musik, sei sie weltlich oder geistlich, gemeinhin verbindet. Aber dann werden in den vielstimmigeren Stücken immer wieder auch einzelne Stimmen deutlicher von einander abgesetzt, die polyphonen Geflechte klangfarblich differenziert. Das sorgt für eine gewisse Gegenwärtigkeit und auch Eingängigkeit dieser alten Satzkunst. Wobei die begleiteten Instrumente, Gamben und Theorbe, teilweise einzelne oder auch sämtliche Stimmen spielen und so den gleitenden Übergang zwischen Vokal- und Instrumentalmusik aus dieser Zeit sinnfällig machen.



Georg Henkel



Trackliste
Een gilde heeft syn deerne; Languir me fais; Dum transisset Sabbatum; Si mon languir; Toutes les nuyctz; Spes mea Domine; Verhuecht u nu; Een gilde jent reet laest naer Ghent; Doulce memoire; Dueil double deuil; Eheu dolor; Lecker Beetgen en Cleyn Bier; Lyden en verdraghen; Fors seullement; Si loyal amour; Een meysken was vroech opgestaen; Si pauper nihil offerat; Si tu te plains
Besetzung

Ratas del viejo mundo


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>