Madeleine Peyroux

Careless Love


Info
Musikrichtung: Pop-Jazz-Fusion

VÖ: 27.08.2021

(Rounder)

Gesamtspielzeit: 116:14

Internet:

https://madeleinepeyroux.com/
https://rounder.com/
https://www.promo-team.de/


Madeleine Peyroux, geboren 1974 in Georgia, überraschte mich 1996 mit ihrem Debüt-Album, "Dreamland". Ich muss vorausschicken, dass ich ein großer Freund der Musik einer der für mich besten Jazz-Sängerinnen bin, von Billie Holiday. Und genau daran erinnerte mich die Stimme der Protagonistin damals sehr. War das wohl beabsichtigt? Wollte Madeleine Peyroux sie imitieren oder war das ganz einfach ihre Stimme? Doch es war ja nicht nur die Stimmfarbe, sondern auch diese geschmeidige Gestaltung der Melodien, die nahezu annähernd zu Billie klang.

Auf "Dreamland" bot die Künstlerin ein gefächertes Repertoire aus Swing Standards, Stücken aus Folk, aus Blues und Eigenkompositionen. Ein Highlight war sicher auch "La Vie En Rose", bekannt von Edith Piaf. Und so klang auch nicht jeder Song typischerweise nach Billie Holiday.

Doch es sollte acht lange Jahre warten, bis das Nachfolgealbum erschien - Careless Love. Nicht nur hinsichtlich dessen, dass die zahlreich versammelten Jazzmusiker auf dem Debüt nun anderen Musikern gewichen waren, Musiker aus dem Rock- und Pop-Bereich, hatte sich ein Wandel ergeben, auch waren nun Interpretationen von Songs von Leonard Cohen oder Bob Dylan vertreten. Auch die Nähe zu Billie Holiday war einer verstärkten Eigengestaltung der Stimme gewichen, jedoch nicht vollständig entschwunden.

So wirkt die Stimme teils weicher, zurückhaltender und fokussierter. Geblieben ist diese Kunst der Phrasierung, die Billie zu Eigen war. Jedoch ist der jazzige Ausdruck stark in den Hintergrund gedrängt worden, eine entsprechende Atmosphäre bleibt jedoch dennoch durch die hochklassigen Musiker gewährleistet, zum Beispiel durch das auf den Punkt passende Gitarrenspiel von Dean Parks und die swingende Gestaltung durch die Rhythm Section. So ist deutlich zu erkennen, dass die Protagonistin dabei war, ihren eigenen Stil fortzuführen und zu entwickeln.

Die "alte" Stimmung der Debüts schimmert dann noch durch, wenn Songs wie "Don't Cry", "I'll Look Around" oder beim Titelsong. Besonders empfindsam interpretieren die Musiker den Song "No More", in bester Jazz-Balladen-Manier, mit einem Trompetensolo von Lee Thornburg.

Dieses Album aus 2004 erscheint nun in einer DeLuxe-Neuauflage auf 2 CDs, ebenfalls als 3-LP-Set und digital. Die neue Ausgabe enthält ein bisher unveröffentlichtes Konzert von 15. Juli 2005 vom spanischen "Festival de Jazz de Vitoria-Gasteiz". Beide physischen Ausgaben enthalten kürzlich entdeckte Fotos, die während der ursprünglichen Veröffentlichung von Careless Love aufgenommen wurden. Dazu gibt es neue Liner Notes der mit dem GRAMMY® Award ausgezeichneten Journalistin Ashley Kahn, die kürzlich mit Peyroux über die Entstehung des Albums und ihren triumphalen Auftritt in Spanien sprach.

Das Bonus-Live-Album wurde im Quartett-Format eingespielt und spiegelt aus meiner Sicht eine andere Atmosphäre als auf den beiden bisherigen Studio-Alben wider. So klingt die Protagonistin für mich anders, wenn sie fast alle Tracks von Careless Love vorträgt, sowie drei dort nicht enthaltene Songs. Denn nun bleiben von der offensichtlich im Studio stärker herausgestellten Ähnlichkeit zur Stimme von Billie Holiday nur Anteile. Diese gedehnten Textbögen, die bei Billie das Gefühl entwickelten, sie würde ihre Stimme als zusätzliches Instrument einsetzen, sind nun weniger vorhanden und die Geschmeidigkeit der Stimme weicht einer nun mehr persönlichen Note, etwas, das sich im Laufe weiterer zukünftiger Veröffentlichungen immer mehr verstärken sollte.

So stellen die Songs der Liveeinspielung musikalisch eine Art Hinwendung zu einer anderen musikalischen Richtung dar, Jazz bleibt Bestandteil, aber auch Anteile des Singer/Songwriter-Genres und die eine oder andere Spur Pop vereinen sich nun zu einem ruhigen Ganzen, Musik, die ganz locker und entspannt dargeboten wird.



Wolfgang Giese



Trackliste
CD 1:

1 Dance Me to the End of Love
2 Don't Wait Too Long
3 Don't Cry Baby
4 You're Gonna Make Me Lonesome when You Go
5 Between the Bars
6 No More
7 Lonesome Road
8 J'ai Deux Amours
9 Weary Blues
10 I'll Look Around
11 Careless Love
12 This is Heaven to Me

CD 2:

1 Dance Me to the End of Love
2 Don't Cry Baby
3 Don't Wait Too Long
4 You're Gonna Make Me Lonesome when You Go
5 Between the Bars
6 J'ai Deux Amours
7 Walking After Midnight
8 No More
9 Lonesome Road
10 I Hear Music
11 I'll Look Around
12 Careless Love
13 Destination Moon
14 This is Heaven to Me
Besetzung

CD 1:

Madeleine Peyroux (vocals, acoustic guitar)
Dean Parks (guitar)
Larry Goldings (piano, Wurlitzer piano, Estey, Hammond organ, celeste)
David Piltch (bass)
Jay Bellerose (drums, percussion)
Lee Thornburg – trumpet - #6, 12)
Scott Amendola (brushes - #10)

CD 2:

Madeleine Peyroux (vocals, acoustic guitar)
Kevin Hays (piano)
Matt Penman (bass)
Scott Amendola (drums)


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