Kintopf/Fox

Cellz


Info
Musikrichtung: Avantgarde

VÖ: 17.07.2020

(Eigenlabel)

Gesamtspielzeit: 51:49

Internet:

https://rogerkintopf.com/kintopf-fox/
https://www.martinaweinmar.de/


Kintopf/Fox, das sind die beiden Musiker Roger Kintopf, Kontrabassist und Komponist sowie Victor Fox, ein deutscher Jazzmusiker (Tenorsaxophon, Bassklarinette, Komposition) Beide sind bereits lange Teil der deutschen Jazzszene und haben sich in verschiedenen Formation Erfahrungen angeeignet, in grossen wie in kleinen Besetzungen.

Die Stücke zur gemeinsamen Platte Cellz haben sie zusammen in einem Zeitraum von mehr als drei Jahren entwickelt. Gleich von Beginn an fällt es mir sehr schwer, eine konkrete Schublade innerhalb des Genres Jazz zu finden, denn neben Jazz wirkt die Musik sehr von avantgardistischen Strömungen durchzogen. Schnell fällt mir auf, dass sie für individuelle und experimentelle Kurzfilme gut zu verwenden wäre. Wollte ich Assoziationen herstellen, dann könnte ich unter Umständen auch an John Zorn oder John Surman denken.

Auf jeden Fall ist das hier nicht mit üblichen Strukturen zu vergleichen, da schwingt Free Jazz genauso mit wie Klänge von Neuer Musik aus dem Klassikbereich, aber auch Folkloristisches, stark ausgeprägt zum Beispiel bei "BLXXD I" . Instrumente wirken mitunter wie zweckentfremdet und die Beiden scheinen zu versuchen, sie ausserhalb der den Instrumenten gesetzten Grenzen zu verwenden, nun, im Line-up liest man es dann ja auch - "Prepared Doublebass".

Eigentlich, und das trotz der dreiundzwanzig Stücke, fehlt oft die Struktur, jedes einzelne Stück wirkt im Wesentlichen improvisiert und lässt auf mehr spontane Ideen schliessen. Jedoch denke ich, dass im Vorfeld schon Vorgaben existierten, die dann aus dem Stegreif offensichtlich entwickelt wurden. Denn die klanglichen Bearbeitungen lassen ebenfalls darauf schliessen, dass klassisch kompositorische Ansätze vorlagen. Mir persönlich gefallen solche Songs, die sich am ehesten am freien Jazz orientieren, wie zum Beispiel "BRTZ I", wenn sich das Saxofon in den Vordergrund schiebt und der Bass das Ganze auffüllt.

So ist diese Musik schwer konsumierbar, wenig zugänglich, harmonisch oft abstrakt und stark auf die Absicht der beiden Musiker zugeschnitten. Wie sind eigentlich die Songtitel zu verstehen? Im Booklet heisst es hierzu: "Sie sind zu verstehen als eine Widmung an Kunst und Inspiration aus der Vergangenheit, sowie als eine Weiterführung Derselben in eine noch unergründete Zukunft". Jeder/Jedem mag es vielleicht auch anders ergehen, mir fallen da angesichts einiger Titel gleich Wörter ein wie "Mitchell" "Park", "Stockhausen", und wahrscheinlich noch mehr Kombinationen, würde man in die Tiefe gehen.... Nun denn, das ist etwas Besonderes, was Kintopf/Fox vorgelegt haben. Man mag es oder man mag es nicht, so könnte es polarisieren. Mir gefällt es grundsätzlich, aber wahrscheinlich nicht immer.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 ZRN
2 MTCHLL I
3 KBRCK
4 PRK I
5 SCDNBB I
6 STCKHSN
7 BRTZ I
8 MTCHLL II
9 DRSSR
10 PRK II
11 XNKS
12 BRR
13 CXCX
14 BLXXD II
15 BRTZ II
16 HDN
17 PRK III
18 MTCHLL III
19 SCDNBB II
20 BRTZ III
21 CRBSR
22 PRK IV
23 BLXXD I
Besetzung

Roger Kintopf (prepared doublebass)
Victor Fox (tenor saxophone, soprano saxophone, bass clarinet)


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