Phenomena

Anthology


Info
Musikrichtung: Melodic Metal / AOR

VÖ: 03.05.2019

(Explore Rights / Cherry Red / Rough Trade)

Gesamtspielzeit: 69:13


Auf die Frage, ob Phenomena nun eine echte Band, oder nur ein Projekt war, lässt sich wohl keine rechte Antwort finden – schon gar nicht, wenn man die Reanimationsversuche mit in den Blick nimmt, die nach der Zeit der drei ersten LPs stattfanden, die auf dieser Anthology berücksichtigt werden.

Auch das Booklet hilft nicht weiter. Zwar enthält es – vorbildlich für eine Best of – die Lyrics der Songs. Dafür drückt es sich auch nur um Ansätze von Liner Notes. Was sehr schade ist, da auf der Compilation auch Stücke vertreten sind, die von keinem der drei Alben stammen. Da hätte man sich doch ein paar Worte zu den Quellen gewünscht.

Die Sammlung startet mit drei Trümpfen vom 1985er Debüt, das mit u.a. Glenn Hughes (Voc), Neil Murray (B), Cozy Powell (Dr) und Don Airey (Keys) auch über das promineteste Line up verfügt. Einer edlen Plüsch-Rock-Hymne folgt der Power Hit „Dance with the Devil“ und die Gänsehaut-Ballade „Phoenix rising”. Alle drei Stücke hätten den Dauereinsatz in entsprechenden Radio-Programmen auch heute noch verdient.

Es folgen zwei eher blasse non-Album-Tracks, die den Griff zur Skip-Taste nicht unsinnig erscheinen lassen.

Auch das zweite Phenomena-Album Dream Runner (1987) wird mit drei Stücken berücksichtigt. Grandios – vielleicht das stärkste Stück der Band – ist „Did it all for Love“ mit John Wetton am Gesang. Das Stück klingt als wäre es direkt für Asia geschrieben worden und hätte selbst auf deren besten Alben eine gute Figur gemacht. Das Sahnehäubchen auf dem Track sind die weiblichen Co-Vocals. Leider verrät weder das Booklet dieser Anthology, das ansonsten auch bei diesem Track alle Mitwirkenden angibt, noch das zu der Original-CD die Identität der Sängerin. Meine Ohren sagen mir, dass es Alyson Moyet sein könnte.
Zweiter Sieger dieses Albums ist „Hearts on Fire“, bei dem ich an Gary Moores Album After the War denken musste, auch wenn Phenomena deutlich hymnischer und poppiger zu Werke gehen.

Dass nun gerade das dritte Album Innervision, das nach einer längeren Pause 1992 erschienen ist, mit vier Stücken vertreten ist, entspricht definitiv nicht der Qualität der Stücke. Die stärkste Nummer ist der an Rick Springfield erinnernde Rocker „If you want to rock“ mit Scott Gorham an der Gitarre. Dem Synthie-Pop „Banzai“ flößt aber auch der Thin Lizzy-Recke kein wirkliches Leben ein; genau wie Brian May daran scheitert aus der Rock Ballade „What about Love“ etwas Spektakuläres zu machen.

Der dritte und letzte non-Album-Track „Stealing Heaven“ könnte auch von den späteren Foreigner stammen – kein Highlight, aber solider Stoff.

Die beiden 12“-Mixe, die Anthology kompletieren, sind nicht in der Lage meine Skepsis diesem Format gegenüber zu widerlegen. „Did it all for Love“ ist eigentlich nur länger als das Original, während „Still of the Night“ im 12” Remix zu einem recht zerfahrenen Etwas zermixt wird. Aber man kann den Player ja nach Track 14 abschalten – oder noch besser, wieder von vorne starten, wo die echten Nuggets dieser Band(?) zu finden sind.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Still the Night 3:27
2 Dance with the Devil 4:44
3 Phoenix rising 4:44
4 Assassins of the Night 5:06
5 Running with the Pack 3:09
6 Stop! 4:38
7 Did it all for Love 5:03
8 Hearts on Fire 4:53
9 Banzai (Single Edit) 4:01
10 What about Love 5:03
11 If you want to rock 4:21
12 How much do You love me? 4:01
13 Stealing Heaven 4:00
14 Did it all for Love (12" Remix) 6:15
15 Still the Night (12" Remix) 5:47

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