Christone “Kingfish” Ingram

Kingfish


Info
Musikrichtung: Blues

VÖ: 17.05.2019

(Alligator Records)

Gesamtspielzeit: 51:29

Internet:

https://www.christonekingfishingram.com/
https://www.in-akustik.de/
https://www.alligator.com/


Na, welche positive Überraschung. Da tönt doch einmal wieder Blues aus den Boxen, der von einem Nachkommen der Urväter des Genres dargeboten wird. Der farbige Gitarrist und Sänger Christone “Kingfish“ Ingram aus Clarksdale, Mississippi ist noch ganz jung, geboren am 19.Januar 1999. Schon wird er als Zukunft des Blues bezeichnet. Na, ob man das so ausdrücken kann? Zunächst gilt es meiner Meinung doch, endlich wieder Blues von einem jungen farbigen Musiker zu hören. Die bleichgesichtige Fraktion des Genres scheint dieses mittlerweile zu beherrschen. Da wird einerseits ganz hervorragender Roots-Blues gespielt, oft ganz in der Tradition der Fifties, und andererseits das, was gemeinhin leider auch unter dem Begriff Blues geführt wird, jedoch eher Rock mit Blueseinfluss ist.

Daher – frischer Wind! Doch andererseits bringt Ingram auch nicht wirklich Neues. Solches haben Musiker wie Chris Thomas King bereits versucht, indem sie versuchten, Blues mit dem unter Farbigen eher beliebten Rap zu vereinen, jedoch ohne Erfolg. Ingram steht mit den Beinen einerseits fest in der Tradition, und andererseits spielt er die moderne Variante mit hart agierendem Gitarrensound, der voller Saft aus den Boxen perlt. Und wenn er dann noch von Buddy Guy, einem der Alten, die heute noch leben, auf “Fresh Out“ begleitet wird, dann weiß man, wohin die Reise geht. Denn Buddy spielt aktuell den gleichen lauten Blues mit viel Druck, oder assoziativ heranzuziehen wäre da noch Bernard Allison, der auch ähnlich kraftvollem modernen Blues bietet und dabei die Tradition nicht aus dem Auge verliert.

Ingram wurde bereits als Teenager bekannt und machte auf sich aufmerksam mit seinem Talent. Kingfish ist sein Debütalbum, und das schien auch wohl lange überfällig. Durch die Familie mit kirchlichem Hintergrund aufgewachsen, also mit Gospel, interessierte sich der junge Mann für die Musik von Robert Johnson, Lightnin’ Hopkins, B.B. King, Muddy Waters, Jimi Hendrix und Prince. Das Interesse für Blues entfachte im Alter von fünf Jahren. 2015 wurde er durch den Schlagzeuger von B.B. King, Tony Coleman, entdeckt und gefördert, und von da an ging es bergauf. Aktuell soll Buddy Guy sein Mentor sein.

Neben seinem großen Talent an der Gitarre ist Ingram auch gesanglich erste Klasse, kraftvoll, emotional und leidenschaftlich, jedem Song angepasst. Und die Stücke haben es in sich. Shuffle mit kraftvollem Rockanstrich ausgestattet, Tradition à la Muddy Waters, trocken rockende Songs, total cool, “It Ain’t Right“ könnte auch von Z.Z. Top so gespielt worden sein, Stücke mit akustischer Gitarre (ganz besonders intensiv der Song “Hard Times“, wobei hier Keb Mo‘ die Gitarre spielt), feine gefühlvolle Balladen, die den Gitarrensound so richtig gänsehautmäßig bringen (“If You Love Me“) und weitere Reminiszenzen an Klassiker des Blues und Stilrichtungen, all‘ das sind Eckpfeiler für eine hoffentlich erfolgreiche Zukunft des jungen Mannes, der auch hoffentlich am Blues alter Prägung festhalten wird. Freunden und Klassenkameraden gegenüber soll er sich stets hat rechtfertigen müssen, warum er denn dieses alte Zeug spielt. Seine Antwort soll gewesen sein: “This is history. This birthed what you guys listen to today, because you know rap is nothing but the blues’ grandchild.”




Wolfgang Giese



Trackliste
1 Outside Of This Town
2 Fresh Out (Feat Buddy Guy)
3 It Ain't Right
4 Been Here Before
5 If You Love Me
6 Love Ain't My Favorite Word
7 Listen
8 Before I'm Old
9 Believe These Blues
10 Trouble
11 Hard Times
12 That's Fine By Me
Besetzung

Christone “Kingfish“ Ingram (guitars, vocals)
Tom Hambridge (drums, background vocals, tambourine)
Bob McNelley (guitar -#1, 5, 7, 8, 9)
Tommy MacDonald (bass)
Buddy Guy (guitar, vocals - #2)
Marty Sammon (piano - #4, 10, 12, Hammond B3 organ - #6, 7
Billy Branch (harmonica - #5)
Keb Mo’ (guitar - #5, 7, 8, 9, vocals - #7, Resonator guitar -#11)
Chris Black (drums -#5)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>