Daughtry

Cage To Rattle


Info
Musikrichtung: Pop / Pseudo-Rock

VÖ: 26.07.2018

(RCA / Sony)

Gesamtspielzeit: 38:17

Internet:

http://www.daughtryofficial.com


Gott, sind langweilig geworden! Bereits der Albumtitel Cage To Rattle ist purer Etikettenschwindel, denn er gaukelt einem vor, es mit einem Rockalbum zu tun zu haben. Und das ist glatt gelogen!

Das Vorgängerwerk Baptized fiel vor fünf Jahren extrem poppig aus, konnte aber nach wie vor mit packenden Songs überzeugen. 2018 spielen Daughtry dagegen beliebige Berieselungsmusik vom Gewöhnlichsten. Von wenigen Momenten abgesehen wird einem hier am Reißbrett entworfener Pop zugemutet, der die Charts mit der Brechstange knacken soll. Hoffentlich bleibt es bei diesem einen Versuch!
Die ersten acht Songs und damit vier Fünftel dieser Platte klingen müde, ausgelaugt und träge. Uninspiriert! Mir drängt sich der Eindruck auf, als seien die Musiker selbst nicht überzeugt von dem was sie da machen oder würden Überbleibsel zum Besten geben, die sie damals bei Break The Spell als zu schwach aussortiert haben.

Und da eine gelangweilte Performance nun mal ein langweiliges Resultat zur Folge hat, ist Daughtrys fünfter Release der Tiefpunkt ihrer Discographie. Zusätzlich hat Produzent Jacquire King (Kings Of Leon, Norah Jones usw.) wie zuletzt bei Now, dem aktuellen, klinisch reinen Album von Shania Twain, noch einmal mit dem ganz heißen Bügeleisen drübergeschmirgelt, damit es auch wirklich jeder nett findet. So... irgendwie. Damit hat er das an der Klippe entlangtaumelnde Cage To Rattle endgültig in den Abgrund der Belanglosigkeit gestoßen.
Keine Ahnung, ob es früher echt oder gefakt war, aber hier ist definitiv nichts mehr echt. Ach, schlimmer: Die Dramatik in der weinerlichen Selbstmitleids-Arie „Death Of Me“ und, wenn auch minimal weniger, „As You Are“, ist nicht nur aufgesetzt, sie nervt kolossal! Und dann packt man diese beiden so ähnlichen Titel auch noch hintereinander!

Natürlich hat Chris Daughtry immer noch eine tolle Stimme („Gravity“!). Doch er hat auch „seine“ Gesangslinien, die er immer wieder benutzt, weil sie funktionieren. Warum soll er sich also die Mühe machen, sich etwas anderes auszudenken? Macht er bei seinen Texten ja auch nicht. Worthülsen. Hohle Phrasen.
Da auch das Tempo kaum einmal variiert, fällt es mittlerweile schwer, die einzelnen Tracks auseinanderzuhalten. Zudem dominiert sein Gesang das Geschehen dermaßen, dass man kaum mitbekommt, was die Musiker um ihn herum (bzw. hinter ihm) machen. Vielleicht soll das ja so sein, damit man nicht sofort merkt, dass Leadgitarrist Josh Steely die Hände gefesselt wurden? Wenigstens hat man den armen Kerl extra für die letzten beiden Songs kurz wieder losgebunden. Bis dahin klingen Daughtry wie ein Solokünstler mit Begleitung, obwohl sie doch angeblich eine Band sind.

Mein trauriges Resümee lautet daher: Zuerst sind Daughtry schlecht geworden. Jetzt wird mir schlecht. Ich bin raus! Und ich nehme ganz sicher nicht Cage To Rattle mit nach draußen, sondern Break The Spell. Das war derselbe Stil, gar nicht mal so viel rockiger, und doch klangen Musik und Gesang ganz anders. Hungriger. Giftiger. Noch nicht so extrem nach „Wir wollen Erfolg um jeden Preis!“, noch nicht so dreist nach Nickelback („Backbone“, trotz der Abkupferei tatsächlich ein kleiner Lichtblick!). Deren letztes Meisterwerk Feed the Machine enthält übrigens alles, was dieser Scheibe fehlt, im Überfluss!



Michael Schübeler



Trackliste
1Just Found Heaven 4:13
2 Backbone 3:01
3 Deep End 3:50
4 As You Are 3:40
5 Death Of Me 3:30
6 Bad Habits 3:30
7 Back In Time 4:10
8 Gravity 3:40
9 Stuff Of Legends 3:50
10 White Flag 4:53
Besetzung

Chris Daughtry (Lead Voc, Rhythm Git)
Josh Steely (Lead Git)
Brian Craddock (Rhythm Git, Backing Voc)
Josh Paul (Bass Git, Backing Voc)
Brandon Maclin (Drums, Backing Voc)
Elvio Fernandes (Keys, Backing Voc)

Chad Howat (Keys, Programming)
Eric Darken (Percussion, Programming)
Spencer Thomson (Git, Keys, Programming)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>