Musik an sich


Reviews
Talk Talk

Spirit of Eden


Info
Musikrichtung: Avantgarde

VÖ: 30.03.2012 (1988)

(EMI)

Gesamtspielzeit: 41:30


Mit Spirit of Eden erreichen wir „den Höhepunkt der Talk Talk-Discographie“.

Wer diesen Satz angesichts der Punktezahl unter dieser Review für Ironie hält, liegt daneben. Die Anführungszeichen markieren ein sinngemäßes Zitat, das die Wertung zusammenfasst, die über dieses vierte Talk Talk-Album in den letzten Jahre verstärkt vor allem in Prog-Gazetten gefällt wird.
Unser Wolle wird mit heftigstem Kopfnicken zustimmen. Als er ein Album aussuchte, um es im November 2009 für unsere 100. Ausgabe zu besprechen, „fiel meine Entscheidung sofort und deutlich,“ auf Spirit of Eden. So Herr Kabsch zu Beginn seiner Review in der Jubiläums-MAS.

Bei mir verwandelt sich das lang Gesicht, das ich beim ersten Mal hören gemacht, allerdings auch nach dem xten Hör nicht zu einem Ausrufe- sondern nur zu einem Fragezeichen.

Die ehemals erste LP-Seite, die besonders hoch gelobt wird, besteht in meinen Ohren überwiegend aus vereinzelten Anschlägen auf Saiten, den Drums, den Keyboard- oder Piano-Tasten. Das soll wohl melancholisch sein und anderen Bands, die sich mit Banalitäten wie Melodie, Rhythmus oder Atmosphäre jahrelang voraus. Nur kurzzeitig lassen sich in „Eden“ und „Desire“ gebundenere Strukturen erkennen – und die sind meilenweit von den Highlights der ersten drei Alben entfernt. In dieser Hinsicht stimmen mir übrigens fast alle Kritiker zu – nur die Wertung dessen ist halt anders.

Im zweiten sind die Strukturen etwas deutlicher. Mein Liebling ist das Orgelmotiv von „I believe in you“, aus dem etwas hätte werden können, das hier aber eher wie eine vertrocknete Pflaume wirkt. Ähnlich geht es mir mit der recht wilden Schlussphase von “Desire“. Kurzzeitig lassen wilde Gitarrenorgien an einen Hendrix Adepten denken.

Wenn jetzt jemand einwendet, Talk Talk seien mit diesem Album immerhin so etwas wie Vorreiter des Art Rocks gewesen, dann stimme ich dem unter Vorbehalt zu. Aber leider schlafen mir gerade bei den Art Rock Bands, auf die diese Behauptung zutrifft, ebenfalls die Füße ein.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1The Rainbow 8:02
2 Eden 7:40
3 Desire 7:17
4 Inheritance 5:24
5 I believe in you 6:17
6 Wealth 6:44
Besetzung

Lee Harris (Dr)
Paul Webb (B)
Tim Friese-Greene (Keys, Git)
Mark Hollis (Vocals, Keys, Git)
Martin Ditcham (Perc)
Robbie McIntosh (Dobro, 12 string Git)
Mark Feltham (Mundharmonika)
Simon Edwards (B)
Danny Thompson (B)
Henry Lowther (Trompete)
Nigel Kennedy (Violine)
Andrew Stowell (Fagott)
Michael Jeans (Oboe)
Andrew Marriner (Klarinette)
Christopher Hooker (Englischhorn)
Choir of Chelmsford Cathedral


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>