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Reviews
Walton, W. (Daniel)

Belshazzar’s Feast


Info
Musikrichtung: Oratorium

VÖ: 13.04.2004

Naxos / Naxos
CD DDD (AD 1996-2001) / Best. Nr. 8.555869


Gesamtspielzeit: 48:18



BIBLISCHE RAUSCHZUSTÄNDE

Dieses Stück ist ein … Knaller. Nachdem ich für die aktuelle Ausgabe die klanglich eher schlanke „tendresse“ französischer Barockmeister gleich im Dreierpack goutieren durfte, kommt diese Oratorium-Buttercremetorte gerade zur rechten Zeit. Das hollywoodgrelle Cover versprach da nicht zuviel …
Im Ernst: William Waltons (1902-1983) Oratorium Belshazzar’s Feast (1931) verzichtet auf nichts und bringt ein riesiges Orchester (das noch von zwei Blechbläserbatterien flankiert wird), einen entsprechenden Chor plus Solist aufs Podium. Die Besetzung ist allerdings kein Selbstzweck, sondern wird von Walton mit großer Phantasie eingesetzt, um die alttestamentliche Geschichte des babylonischen König Belsazzar zu inszenieren.

Man erinnere sich: Israel war wieder einmal vom Herrn abgefallen. Dafür wurde es erst vom Propheten Jesaja verwarnt und dann mit Eroberung und Exil bestraft. An den Wasserflüssen Babylons harrte das Volk klagend und auf das Erbarmen Gottes hoffend. Derweil sich die Könige Babels an ihrem Sieg freuten. Besonders arg trieb es König Belsazzar, der mit seinen Frauen bei einem Gelage seinen Götzen aus jenen Kultgefäßen zuprostete, die aus dem Jerusalemer Tempel geraubt worden waren. Offenbar hatte der hohe Herr nicht begriffen, wem er seine Herrschaft in Wahrheit verdankte. Damit verfiel auch er dem göttlichen Gericht: Eine Hand erschien aus dem Nichts und schrieb drei geheimnisvolle Worte an die Wand: Mene, Mene, Thekel, Upharsin. Belsazzar bekommt – wörtlich – weiche Knie. Erst der eilig herbeizitierte Prophet Daniel löste das Rätsel: „Mene, Gott hat dein Königtum gezählt und es preisgegeben. Thekel, du bist auf der Waage gewogen und zu leicht befunden worden. Pheres, dein Reich ist zerteilt und den Medern und Persern gegeben worden.“ Noch in der gleichen Nacht wurde Belsazzar ermordet, sein Reich geteilt.

Das Libretto von Osbert Sitwell kombiniert Texte aus dem Buch Daniel, dem 81. und 137. Psalm und der Johannesoffenbarung. Anders als z. B. in Händels Oratorium „Belshazzar“ gibt es keine richtige Handlung mit diversen Personen und ihren Verstrickungen. Eher könnte man von einem biblischen Tableau sprechen, mit dem orgiastischen Fest des übermütigen Königs als musikdramatischem Mittelpunkt. Walton verschmilzt die wild wuchernde englische Spätromantik à la Edward Elgar und die Tradition englischer Kathedralchöre mit der expressionistischen Klangsprache des frühen 20. Jahrhunderts, die sich vor allem in einer eruptiven Rhythmik äußert. So bleibt er, trotz einiger Neuerungen, auf der Linie der Tradition, was den großen Erfolg zu Lebzeiten erklärt.
Größere Abwechslung und eine farbigere Orchestrierung sind kaum denkbar – da stehen wohl auch noch Wagner, Debussy und Puccini im Hintergrund und selbst Jazz klingt an (Achtung: Orgie!). Schon wegen dieser stilistischen Breite passt der oft bemühte Vergleich mit Carl Orffs Carmina Burana nicht. Hügelgräber und Schloss Neuschwanstein haben ja auch nicht gerade viel gemeinsam …

Also: Ich habe diesen 35-Minuten-Klangrausch und die beiden Orchester-Zugaben durchweg genossen, zumal Paul Daniel die Klang-Silhouette schärft und nie die Kontrolle über das Geschehen verliert. Angesichts des günstigen Preis' ist die mit rund 48 Minuten recht kurze Spielzeit zu verschmerzen. Leider ist der gute Chor trotz der 24bit-Technologie etwas in den Hintergrund geraten, ansonsten ist das Klangbild sehr plastisch.



Georg Henkel



Trackliste
01-09 Belshazzar’s Feast 34:13
10 Crown Imperial 06:45
11 Orb and Sceptre 07:20
Besetzung

Christopher Pruves, Bariton
Simon Lindley, Orgel
Huddersfield Choral Society
Leeds Philharmonic Chorus Laudibus
English North Philharmonia
Ltg. Paul Daniel


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