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Reviews
Boesset, A. (Dumestre)

Je meurs sans mourir


Info
Musikrichtung: Airs de cour

VÖ: 01.07.2004

Alpha / Note 1
CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. Alpha 057


Gesamtspielzeit: 60:29



TRILOGIE KOMPLETT

FRANZÖSISCHE SCHLAGER UM 1600

Mit Anthoine Boësset (1587-1643) komplettieren Le Poème Harmonique und Vincent Dumestre ihre Trilogie der bedeutendsten Vertreter des air de cour im 17. Jahrhundert. Das air de cour war damals die populärste Gesangsform in Frankreich – salopp gesagt: In dieser Gattung wurden die „Schlager“ produziert, entweder als rezitativische airs sérieux für den gehobenen Geschmack oder als airs à boire in Form populärer Trinklieder. Beim königlichen Drucker Ballard erschienen bis ins 18. Jahrhundert hinein Monat für Monat gleich mehrere Bände!

Der aktuellen Einspielung mit Werken Boëssets vorausgegangen waren ja bereits zwei Sammlungen mit Stücken von Estienne Moulinié (1599-1676) (Alpha 005) und Pierre Guédron (ca. 1565-ca. 1620) (Alpha 019).
Guédron ist sicherlich der dramatisch effektvollste der drei. Moulinié erweist sich als überragender Lyriker. Boësset dagegen galt schon den Zeitgenossen als Meister der Mehrstimmigkeit und hat in punkto Produktivität alle seine Kollegen weit übertroffen.
Nun haben sich Le Poème Harmonique bislang bei keiner ihrer Produktionen darauf beschränkt, nur eine einzige Gattung bzw. einen einzigen Komponisten vorzustellen, sondern immer spannende und facettenreich zusammengestellte Programme geboten. So auch hier. Airs im strengen Sinne gibt es nur eine handvoll zu hören. Die aber zeigen die ganze Bandbreite von Boëssets Können. Da ist z. B. ein mehrstimmiges Meisterwerk wie Départ que le devoir me fait précipiter, das eine affektvolle Liebesklage nach allen Regeln der Kunst durch Unregelmäßigkeiten des Metrums, wechselnde Kombinationen der Stimmen, Tonmalerein und kurze deklamatorische Passagen „inszeniert“. Da findet man aber auch eine intime Miniatur für Solostimme und Laute, das titelgebende Je meurs sans mourir. Oder die übermütige Pastorale A la fin cette bergère.
Boëssets Kunst zeigt sich aber auch in Einlagen, die er für die Hofballette (ballet de cour) komponiert hat. Ungemein sinnliche récits wie das der Sirenen aus dem Ballet d’Apollon, z. B. Nicht weniger eingängig zeigt sich der Komponist in den Instrumentalsätzen. Vor allem in den reich verzierten Interpretationen von Le Poème Harmonique entwickeln Stücke wie der schattenhafte Entrée des Fantasques oder das aufrührerische und virtuose Ballet des vaillans combattans einen großen Reiz.
Exotische Kontrapunkte setzen dann noch einige Kompositionen Boëssets, die über die Grenzen Frankreichs hinausblicken und dem italienischen oder spanischen Geschmack huldigen.

FÜR LIEBAHBER UND NEUGIERIGE

Unter der Leitung von Vincent Dumestre ist Poéme Harmonique erneut eine maßstabsetzende Einspielung weitgehend unbekannter Musik gelungen. Herausragend wie immer die exquisite Klangkultur des Ensembles. Bei den vorzüglichen Vokalsolisten verdient neben der phantastischen Sopranistin Claire Lefilliâtre die betörende Haute-Contre-Stimme von Bruno Le Levreur eine besondere Erwähnung.
Liebhaber werden um die drei Sammlungen französischer Meister wohl nicht herumkommen. Und auch der unvoreingenommene Hörer dürfte der Sinnlichkeit, der Expressivität und dem tänzerischen Schwung dieser Musik sofort erliegen.



Georg Henkel



Trackliste
01 Una musiqua (04:10)
02 Départ que le devoir me fait précipiter (05:32)
03-06. Ballet des fous & des estropiés de la cervelle & Ballet des vaillans combattans (07:27)
07. Récit des Syrènes: Quel soleil (02:05)
08. Récit d’Amphion et des Syrènes: Quels doux supplices (00:58)
09. Récit du Dieu des Songes: Quelle merveilleuse advanture (02:47)
10. Récit de Mnémosyne: Quelles beautés, Ô mortels (01:39)
11. Récit du temps: Bien que je vole toutes choses & Aux voleurs, au
secours, accourez tous (02:16)
12. Je meurs sans mourir (02:32)
13. A la fin cette bergère (03:55)
14. Entrée des Laquais (01:49)
15. Dove ne vai, crudele (04:27)
16. Frescos ayres del prado (03:56)
17. La gran chacona (Luis de Briceño) (02:55)
18. La Pacifique (Louis Constantin) (03:08)
19. Ô Dieu! (04:23)
20. Nos esprits libres et contents (anonyme) (05:28)
Besetzung

Claire Lefilliâtre, Sopran
Bruno Le Levreur, Haute-Contre
Jean-François Novelli, Tenor
Arnaud Marzorati, Bariton

Kaori Uemura, Sopran-Gambe
Sylvie Moquet, Sopran-Gambe
Sylvia Abramowicz, Baß-Gambe
Anne-Marie Lasla, Baß-Gambe
Françoise Enock, Kontrabaß
Joël Grare, Schlagzeug
Massimo Moscardo, Erzlaute & Barockgitarre
Benjamin Perrot, Laute & Theorbe
Vincent Dumestre, Barockgitarre & Theorbe

und: Florence Bolton, Baß-Gambe


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