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Reviews
Berlioz, H. (Norrington)

Symphonie fantastique


Info
Musikrichtung: Romantik

VÖ: 29.03.2004

hänssler classic / Naxos (CD DDD (AD: 2003 live) / Best. Nr. 93.103)

Gesamtspielzeit: 68:50

Internet:

hänssler classic




NORRINGTON ZUM ZWEITEN

Schon 1988 hat Roger Norrington das gleiche Programm auf CD aufgenommen. Damals dirigierte er die London Classic Players, ein Ensemble mit historischen Instrumenten. Bei der jetzt erschienenen Live-Aufnahme spielt das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR unter seiner Leitung hingegen auf modernen Instrumenten. Seine Erfahrungen in der historischen Aufführungspraxis bringt Norrington dennoch wie immer konsequent mit ein und plädiert dabei nachhaltig und wohltuend für ein vibratoloses Spiel. Außerdem hat er z.B. eine diametrale Sitzordnung des Orchesters durchgesetzt, mit der sich die kontrastierende Effekte besser verwirklichen lassen.

All dies führt dazu, dass seine Interpretation der Symphonie fantastique, jenes wohl berühmtesten Werkes von Hector Berlioz (1803-1869), frei ist von jedem romantisch weichgespülten Touch.
Vielmehr setzt Norrington das programmatische Stück, in dem sich alles um die (selbst-)zerstörerische Liebe eines jungen Musiker zu einer für ihn unerreichbaren Frau dreht, unter Hervorhebung der Zerissenheit und der existenziell bedrohlichen Aspekte um. Dass die Einspielung dennoch nicht durchweg zu überzeugen vermag, liegt daran, dass der Dirigent bei diesem Bemühen mehr auf den kurzfristig wirksamen Effekt und den schnellen Farbwechsel setzt, als auf die großen Entwicklungslinien. Natürlich knallt die Pauke effektvoll, natürlich taucht das Leitmotiv changierend genug auf. Und ganz besonders schön gelingt es Norrington, die verschiedenartigen Orchesterfarben aufblühen zu lassen und die geniale Instrumentierung Berlioz´ herauszuarbeiten. Aber wenn es etwa darum geht, passagenweise einen ernstgemeinten lyrischen Grundton anzuschlagen, rauht Norrington die Musik immer wieder unnötig auf und akzentuiert sie gegen den Strich. Im Eingangssatz wird dies ganz exemplarisch deutlich. So werden einige Kontraste unnötig eingeebnet. Auch bei dem 2. Satz "Un bal" scheint es, als scheue der Dirigent selbst vor kurzen Momenten harmloser Lieblichkeit (die Berlioz stets alsbald ins Gegenteil verkehrt) zurück: Nach einer wunderschön geheimnisvoll gestalteten Einleitung wird das Walzerthema dann doch gar zu ruppig und unrund angegangen.
Besser gerät die "Scène aux champs". In ihr allerdings rächt sich das etwas flache Klangbild, durch welches mancher Bläser-Einsatz an Deutlichkeit und Prägnanz verliert.
Den anschließenden Marsch nimmt Norrington geradezu provozierend langsam, was den aggressiven Grundton des Satzes relativiert. Ganz in ihrem Element sind das technisch hervorragende Orchester und sein Leiter hingegen im Schlußsatz mit seinen skurrilen Dissonanzen und grotesken Einfällen - hier treibt Norrington die Musiker zu echten Höchstleistungen an und läßt das Werk so in einem überzeugenden Gefühls- und Klangtaumel enden.

Das non plus ultra unter den vielen Einspielungen der Symphonie fantastique mag dies nicht sein, aber solide und spannend gemacht ist sie allemal.
Reizvoll wäre es vielleicht einmal gewesen, das Werk nicht - wie üblich - mit der unvermeidlichen Ouvertüre "Les francs-juges" zu koppeln, sondern mit einem anderen Orchesterwerk. Aber soviel Revoluzzertum wagt scheinbar selbst ein Roger Norrington nicht.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1 Les francs-juges (Die Femerichter) Ouvertüre op. 3 12:32

Symphonie fantastique
2 Rèveries-Passions 14:46
3 Un bal 06:09
4 Scène aux champs 16:13
5 Marche au supplice 07:50
6 Songe d´une nuit de Sabbat 11:20
Besetzung

Radio Sinfonieorchester Stuttgart des SWR

Ltg. Roger Norrington



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