Die Hessen Wallop erläutern ihre total ausgeklügelte Alpen-Metal-Strategie




Info
Gesprächspartner: Mikk Wega (Sänger)

Zeit: Juli 2020

Ort: Berlin - Offenbach am Main

Interview: E-Mail

Stil: Heavy Metal

Internet:
http://www.wallop.eu

Wallop sind an Norbert bislang völlig vorbei gegangen. Vor einiger Zeit hatte er das aktuelle Album Alps on Fire von ihrer Plattenfirma Pure Steel zugeschickt bekommen und nach dem ersten Hören gedacht, die haben ja eine sehr deutliche 80er Kante. Dann las er im Promozettel, dass die Band ursprünglich tatsächlich aus den 80ern stammt. Mit seiner ersten Frage an Sänger Mikk Wega erkundigte er sich, ob es an ihm gelegen hat, dass er Wallop bis jetzt verpasst hat, oder ob die Band in ihrem ersten Leben eher im kleineren Kreis bekannt gewesen sei.

Mikk Wega: Hi und erstmal vielen Dank für Deine Interview Anfrage. Wir waren bei der großen Metal Welle in den 80ern einfach 1 – 2 Jahre zu spät gewesen. Die Labels hatten sich auf Ihre Zugpferde konzentriert. Der große Rest der Bands zu denen auch Wallop gehörte, bekam praktisch keine Unterstützung, was sehr schade war. Auch hatten wir kein gutes Management. Eine Band ist auch immer viel schneller und einfacher aufgelöst als gegründet.

MAS: Ihr wart von 1983 bis 1987 aktiv und habt Euch 2018 wieder formiert – und zwar in Originalbesetzung! Das ist mehr als selten. Wie kam es dazu?

Mikk Wega: In der Vergangenheit gab es gelegentliche Versuche, die aber nicht zuletzt durch die Tatsache, dass Stefan Arnold (Drums; NvF) mit Grave Digger irgendwie permanent unterwegs war, nie von Erfolg gekrönt waren. Nachdem Stefan durch seinen feigen und hinterhältigen Rauswurf bei Grave Digger nach 23 Jahren unerwartet zur Verfügung stand, habe ich die Jungs ausfindig gemacht und mal angefragt.

MAS: War es schwer alle Originalmitglieder an Bord zu bekommen?

Mikk Wega: Eigentlich nicht, wir hatten immer mal hier und da über die sozialen Medien Kontakt oder man ist sich bei einem Konzert über den Weg gelaufen. Im Oktober 2018 haben wir uns in dieser Formation dann zum ersten Mal seit 33 Jahren zu ein paar Bierchen getroffen. Als ich am Ende des Abends gefragt habe, ob wir es tun sollen, haben die andern nur gesagt „Glaubst Du ich wäre sonst gekommen“.
Schlagzeuger Stefan Arnold


MAS: Wenn man von Originalmitgliedern spricht, muss man auch Gründungssänger Stefan Niebling erwähnen, denn Wallop waren zu Beginn und zum Ende ihrer 80er Jahre Existenz eine Band mit drei Stefans. Warum die Reunion mit Dir und nicht mit Stefan?

Mikk Wega: Ich war über die Jahre auch mit Stefan N. lose in Kontakt und hatte ihn auch angefragt, ob er Bock hat mitzumachen. Im Gegensatz zu uns hat er aber schon vor sehr vielen Jahren aufgehört Musik zu machen. Er gab uns seinen Segen, hat aber dankend abgelehnt.

MAS: Ihr habt ja zwischendurch – auch musikalisch – nicht auf der faulen Haut gelegen. Von Stefan Arnolds Engagement bei Grave Digger dürfte der eine oder andere Leser wissen. Aber 50% von Euch waren auch 50% von Scene X Dream, die 1992 und 95 zwei Alben veröffentlicht haben, die 2014 kurz vor der Veröffentlichung des dritten Albums rereleased wurden. Wie sehen Eure Musiker-Biographien aus?

Mikk Wega: Stefan Fleischer und Andy Lorz haben dann in der Tat Scene X Dream gegründet. Nach einer Europa Tour mit Anvil ist Andy ausgestiegen und hat dann New Day Rising gegründet und auf etwas kleiner Flamme weiter Musik gemacht. Ich selber war in einigen Bands im Rhein-Main Gebiet aktiv und habe vor ca. 8 Jahren die Mötley Crüe Tribute Band Saints of Los Angeles gegründet. Ist ein großer Spaß mit Perücken, Nebel, Konfetti, Feuer, Girls auf der Bühne etc. Mit der Band sind wir europaweit unterwegs. 2018 und 2019 waren wir sogar auf Minitour in England und Wales.

MAS: Aber ich vermute, die Musik hat Euch nicht durchgehend ernähren können. Was sind die Mitglieder von Wallop, wenn sie nicht von der Musik leben?

Mikk Wega: Klar haben wir alle normale Jobs in den verschiedensten Branchen. Ist aber jetzt nicht soo spannend.
v.l.n.r.: Stefan Arnold (Dr), Mikk Wega (Voc), Andy Lorz (Git), Stefan Fleischer (B)

MAS: Euer Debüt hieß `Metallic Alps´, die aktuelle Scheibe `Alps on Fire´. Warum? Ihr seid schließlich keine Bergbewohner, sondern kommt aus Hessen, wenn ich richtig informiert bin.

Gitarrist Andy Lorz

Mikk Wega: Das ist eine total ausgeklügelte Strategie (lacht). Wallop hatten in der ganz frühen Zeit einen Gig in einer „alpenländisch“ angehauchten Kneipe. Für diesen Gig wurde der Song „Metallic Alps“ geschrieben und später auch das Album so genannt. Jetzt sind wir bei dem Thema geblieben, weil die Fans verbinden Wallop mit dem eher Metal untypischen Thema Alpen – und die Journalisten stellen uns immer wieder Fragen zu dem Thema.

MAS: Eure aktuelle Scheibe besteht bis auf drei Ausnahmen komplett aus bereits in den 80er Jahren veröffentlichtem Material. Sind die alten Sachen im Original enthalten oder habt ihr sie neu eingespielt?

Mikk Wega: Die Basis der Songs und der charakteristische Wallop Sound sind zwar aus den 80ern (teilweise haben wir die original Verstärker für die Aufnahmen verwendet). Ansonsten wurden praktisch alle Songs überarbeitet, häufig etwas gekürzt, Textpassagen teilweise neu geschrieben, Breaks verändert etc. Während die Promo EP noch in Normalstimmung aufgenommen wurde, ist das Album Alps on Fire einen Halbton tiefer, so wie das heute im Metal fast üblich ist, damit es noch fetter klingt.

MAS: In Euerm ersten Leben gab es drei Veröffentlichungen. Die drei Stücke des Demos von 1984 sind komplett auf dem Debüt `Metallic Alps´ gelandet. Das Debüt wiederum ist komplett auf `Alps on Fire´ übernommen worden. Von dem 85er Demo habt Ihr dagegen nur den Opener „Missing in Action“ übernommen. „Fractured Emotion“ und „Can’t get enough“ fehlen. Warum? Zu schwach?

Mikk Wega: Die Demos und die 2019er EP wurde nie offiziell veröffentlicht und waren eigentlich nur für Promozwecke. Somit gibt es jetzt genau zwei Veröffentlichungen der Band. „Missing in Action“ war von Anfang an klar, denn das ist eine verdammt starke Nummer. Letztendlich war die Songauswahl für Alps on Fire gemeinsame Bandentscheidung, in die uns auch Niemand hereingeredet hat.

Diskografie
1984 Demo
1985 Metallic Alps (Album)
1986 Demo
2019 Alps on Fire (EP)
2020 Alps on Fire (Album)

Fotos: Elke Romakowski

MAS: Auf `Alps on Fire´ befinden sich drei neue Stücke. Zwei davon sind bereits 2019 auf einer EP erschienen, die denselben Titel, wie die aktuelle LP trägt. Der einzige wirkliche neue Titel ist also das Raven-Cover „Crash, Bang, Wallop“. Ist in absehbarer Zeit mit einem richtig neuen Wallop-Album zu rechnen?

Bassist Stefan Fleischer



Mikk Wega: Wir sind alle 4 der Meinung, dass die Songs zu gut sind und in den 80ern nicht genügend Beachtung gefunden haben, weil wir bei der großen Metal Welle wie bereits gesagt einfach 1 – 2 Jahre zu spät waren. Eine Handvoll Leute mögen sagen „alte Songs“, ich sage aber: Das alte Album wurde 3000x verkauft. (Wir vermuten mittlerweile, es waren mehr…) Es gibt also Millionen Metalheads, welche die Songs nicht kennen. DIE wollen wir erreichen. Das nächste Album wird größtenteils aus neuem Material bestehen, evtl. ergänzt um die ein oder andere Perle aus den 80ern. Übrigens ist „Crash, Bang, Wallop“ nur ein halbes Cover, denn John Gallagher von Raven singt da mit mir im Duett und spielt auch das Gitarrensolo.

MAS: Was für eine Vision habt ihr für die nächsten – ich sage mal - zehn Jahre? Sollen Wallop ein permanent aktiver Act werden, oder eher eine Liebhaberei mit gelegentlichen Gigs?

Mikk Wega: Ja, wir wollen regelmäßig auf die Bühne. Wir werden uns auf mittelgroße und hoffentlich auch größere Festivals in Deutschland und Europa konzentrieren. Mit einer Tour / Clubtour ist eher nicht zu rechnen, es sei denn das Angebot ist so interessant, dass wir uns nicht dagegen wehren können.

MAS: Herzlichen Dank für die Antworten



Norbert von Fransecky



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