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Reviews
Joe Pass & Les McCann

Something Special The 1962 Sessions


Info
Musikrichtung: Jazz/Blues

VÖ: 25.07.2014

(American Jazz Classics / Inakustik)

Gesamtspielzeit: 124:35

Internet:

http://www.in-akustik.com/
http://www.lesmccann-officialwebsite.com/
http://www.joepass.de/


O je, das ist doch Etikettenschwindel!
Joe Pass und Les McCann steht drauf, der Titel dieser 2-CD-Kollektion lautet Something Special – The 1962 Sessions.
Doch was ist wirklich enthalten?

Drei verschiedene Originalplatten sind es,
a)Richard “Groove“ Holmes / Les McCann mit Something Special, einer einst auf Pacific Jazz erschienenen Platte mit Aufnahmen aus Los Angeles vom April 1962 (CD1, #1-6),
b)Les McCann Ltd. mit On Time, Aufnahmen, die zwischen Mai und August 1962 ebenfalls in Los Angeles eingespielt und auf Pacific Jazz erschienen sind (CD 1, #7-12, CD 2, #1-5), und
c)Bumble Bee Slim mit Back In Town!, mit Einspielungen aus April 1962 aus Los Angeles, hier auf der zweiten CD mit den Titeln sechs bis fünfzehn als Bonusplatte beigepackt.
Und diese Platte stellt insofern noch eine Besonderheit dar, dass das es sich um eine eines Bluesmusikers handelt, also noch eine andere Stilrichtung bietet.

Richard Arnold “Groove“ Holmes lebte vom 2. Mai 1931 bis zum 29. Juni 1991 und die Orgel war sein Instrument, bekannt wurde er als einer der typischen Vertreter des Soul Jazz.
Auf Something Special widmet er sich den Kompositionen des am Piano mitspielenden Les McCann und als weitere Solisten können der Saxofonist Clifford Scott und Joe Pass an der Gitarre ihr Können unter Beweis stellen mit einfühlsamen Soloausflügen.
Basis ist hier noch der klassische Hard Bop, doch der soulige Einfluss bestimmt das Klangbild schon recht prägend.

Les McCann, geboren am 23. September 1935 wirkt auch noch bei anderen Titeln dieser Kompilation mit. Auch er wurde bekannt durch sein stark an Blues und Rhythm & Blues orientiertes Spiel am Piano und den Keyboards.
Seine Platte aus 1962 ist eine seiner frühen Alben, seit 1960 dürfte es die neunte Veröffentlichung sein. Mit Leroy Vinnegar und Ron Jefferson steht ihm eine starke Rhythmusgruppe zur Verfügung. Pass verfügt auf dieser Platte über reichlich Spielraum und so gestalten die vier Musiker eine sehr swingende Atmosphäre.
McCann zeigt das eine und andere Mal sein starkes Einfühlungsvermögen für die Interpretation bluesiger Atmosphäre, zum Beispiel sehr schön bei Maichen, mit diesem gewissen Late Night – Feeling. Diese Platte ist mir übrigens die liebste der Kollektion.

Und nun zu Bumble Bee Slim, der als Amos Easton vom 7. Mai 1905 bis 1968 lebte. Er war ein früher Vertreter des Chicago Blues und so sind diese Aufnahmen bereits relativ spät entstanden, lag die Zeit seines Erfolgs doch bereits lange zurück, vornehmlich in den dreißiger Jahren.
Unabhängig davon, dass diese Aufnahmen nicht in Chicago, sondern in Los Angeles entstanden, ist das keine typische Bluesplatte geworden. Nicht gitarrenbetont klingt der Blues aus den Boxen, sondern die Orgel ist sehr präsent und als Soloinstrument ist auch oft ein Saxofon zu hören.
Und Easton scheint ‘seinen‘ Blues zu singen, ohne dass die Begleitung darauf besonders einginge.
So haben die Mitspieler dieser Musik ihren entscheidenden Stempel aufgedrückt und es wirkt vielmehr so, als sei dieses keine Soloplatte des Bluesers, sondern mit ihm als Gastmusiker.
Ausnahmen bilden einzelne langsame Songs wie zum Beispiel Driftin‘ Blues. So erleben wir nicht die raue Bluesvariante, sondern den milden Westcoast-Sound, der mit starken Jazzeinflüssen ausgestattet ist.

Allen Aufnahmen, außer den drei letzten, gemein, ist die Mitwirkung des Jazzgitarristen Joe Pass, auf dieser Welt vom 13.Januar 1929 bis zum 23.Mai 1994 anwesend.
In den Vierzigern zunächst in der Szene des Be Bop aktiv, erlangte er seinen Durchbruch jedoch erst zu Beginn der Sechziger. Mittels seiner speziellen Spielweise konnte er Begleitung und Solo perfekt miteinander verbinden, was ihn zu einem beliebten Begleiter auch für kleine Formationen machte.
So verewigte er sich mit seinen brillanten, mit Ella Fitzgerald eingespielten Duoaufnahmen.
Nun denn, trotz des Etikettenschwindels drei gute Platten, hier meine Einzelwertungen dafür:
15 – 17 – 14.



Wolfgang Giese



Trackliste
Disc 01

01 Something Special [McCann] (9:14)
02 Black Groove [McCann] (5:48)
03 Me & Groove [McCann] (3:13)
04 Comin` Through The Apple [McCann] (5:19)
05 I Thought I Knew You [McCann] (6:32)
06 Carma [McCann] (5:28)
07 On Time [McCann] (4:20)
08 Yours Is My Heart Alone [Herzer, Lehár, Loehner] (4:49)
09 This For Doug [Jefferson] (5:59)
10 Fondue [McCann] (5:17)
11 Bernie`s Tune [Miller] (3:06)
12 Maichen [Vinnegar] (4:37)

Disc 02

01 It Could Happen To You [Burke, Van Heusen] (5:06)
02 You`re Driving Me Crazy [Donaldson] (5:01)
03 So What [Davis] (3:06)
04 The Other Way [McCann] (4:51)
05 Free At Pass...Thank God Allmighty…Free At Pass [McCann] (5:03)
06 Meet Me In The Bottom [Easton] (3:25)
07 In The Evening [Carr] (4:33)
08 New B & O Blues [Easton] (2:44)
09 Puppy Love [Easton] (5:02)
10 Wake Up In The Mornin` [Easton] (2:46)
11 Wee Baby Blues [Turner, Johnson] (5:52)
12 I`m The One [Easton] (2:34)
13 Direct South [Easton] (3:34)
14 Driftin` Blues [Easton] (4:33)
15 Midnight Special [Scott] (2:31)
Besetzung

Joe Pass (guitar - CD 1, #1-12, CD 2, #1-12)
Les McCann (piano - CD 1, #1-12, CD 2, #1-5, 13-15)
Clifford Scott (alto sax, tenor sax – CD 1, #1-6)
Richard “Groove” Holmes (organ – CD 1, #1-6, CD 2, #6-12)
Ron Jefferson (drums on all tracks)
Leroy Vinnegar (bass – CD 1, #7-12, CD 2, #1-15)
Curtis Amy (tenorsax – CD 2, #6-9, 11-15)
Lou Blackburn (trombone - #CD 2, #8, 10, 12)
Bumble Bee Slim (vocals, guitar – CD 2, #6-15)



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