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Lake

The Blast of Silence


Info
Musikrichtung: Pop-Rock / Blues-Rock

VÖ: 31.03.2006

(Mad as Hell Productions / Inakustik)

Gesamtspielzeit: 58:45

Internet:

http://www.lake-music.de


Auch wenn sie aus derselben Zeit stammen – zum Krautrock haben Lake nie wirklich dazu gehört. Während die Krautrocker Kommerz Kommerz sein ließen und eine grandiose kreative Nische auspolsterten, in der Meisterwerke von oft dilettantischer Schönheit entstanden, die bis heute inspirierend auf progressive Musiker wirken, haben Lake den Stier bei den Hörnern gepackt und die US-amerikanische Konkurrenz auf ihrem eigenen Territorium attackiert.
Dass Lake Ende der 70er/ Anfang der 80er nicht mit Stadiongrößen wie Toto, den entbläserten Chicago, Boston oder den verpoppten Foreinger gleich ziehen konnten, ist nicht einmal mit fehlenden potenziellen Hitsingles zu begründen
Die Alben Ouch! (1980), No Time for Heroes (1984), Voices (1985) und So What (1986) boten da genug Möglichkeiten. Und das grandiose Doppelalbum Live – On The Run (1982) zeigte das Livepotenzial der auch in den USA erfolgreichen, aber letztlich unterbewerteten Band.

Gut 15 Jahre war Pause. 2003 gab es die ersten Konzerte nach der Reunion und 2006 erschien The Blast of Silence, das hiermit dringend empfohlen wird. Wenn man dem Album eins vorwerfen kann, dann dass eine klare Entscheidung für einen einzuschlagenden Kurs fehlt.
Während die CD mit blitzblankem Pop-Rock zwischen Toto und Opus (die in ihrem Gesamtwerk rockiger und nicht ganz so Karneval kompatibel waren, wie mit ihrem Smash-Hit „Life is live") startet, wird gegen Ende massiv die Blues-Rock-Karte gezückt – besonders authentisch bei dem Allman-Cover „It's not my Cross to bear“. Dazwischen gibt es erdigen Mainstream-Rock in US-Manier garniert mit zwei weiteren Cover-Versionen – Bruce Hornsbys „Night on the Town“ und Don Henleys „Driving with your Eyes closed".

Lake mischen auf diesem Comeback-Album sehr geschickt 70er und 80er Jahre Traditionen.
Auf die 80er verweist die Hochglanzproduktion, die vor allem die ersten drei Stücke, die mir fast am besten gefallen, prägen. „Let's go to China“ ist packender Uptempo Pop-Rock mit einem tollen Power-Refrain; „Here we go again“ ein Song, der etwas Zeit braucht, ein ruhigerer Song, dessen Refrain dann aber umso fester packt. Hier werden die 80er Jahre Chicago mit an Phil Collins erinnernden Bläsern gemixt. Der Refrain von „The Sun will shine“ ist nicht ganz so überzeugend. Das kräftige Stück, das von Keyboards eröffnet wird, die aus Santanas Zebop! Ära zu stammen scheinen, hat aber einen tollen rockigen Groove und viel Orgel.
Die immer wieder wummernde Orgel und Alex Contis Gitarrensoli sorgen übrigens bereits hier dafür, dass Lake nie in die Sterilität abdriften, die manche 80er Jahre Produktion auf Dauer so langweilig gemacht hat. Hier sind die 70er Jahre Traditionen von Anfang an lebendig.

Die werden in den kommenden stärker Blues- und Rock geprägten Stücken natürlich noch deutlicher. Grandios ist das mit einem tollen Groove und einer Soul-Seele ausgestattete „Dancin' with Steve“ - wieder ein Refrain, der einfach kickt. „Loving you“, der Longtrack des Albums, erinnert massiv an Robert Cray. Ebenfalls groovig, aber – natürlich – viel ruhiger ist das von Steely Dan entlehnte „Josie“.

Wollen hoffen, dass Lake noch reichlich Scheiben auf diesem Niveau veröffentlichen und damit den Erfolg einfahren, der ihnen zusteht.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Let's go to China 5:11
2Here we go again 4:38
3The Sun will shine 4:32
4Night on the Town 5:28
5Dancin' with Steve 5:27
6Loving you 7:45
7Driving with your Eyes closed 5:33
8You know how I feel 3:50
9Josie 5:37
10It's not my Cross to bear 5:27
11Say you will 5:01
Besetzung

Mike Starrs (Lead Voc)
Alex Conti (Git, Voc, Lead Voc <10>)
Andrian Askew (Keys, Voc)
Michael “Bexi” Becker (B, Voc)
Mickie Stickdorn (Dr)


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