Musik an sich


Reviews
Paisiello, G. (Guglielmo)

La Daunia Felice


Info
Musikrichtung: Klassik

VÖ: 31.05.2007

Dynamic / Klassik Center Kassel (CD, DDD (AD: 2004) / Best.nr. CDS 516)

Gesamtspielzeit: 63:34

Internet:

Dynamic



DER TANZ AUF DEM VULKAN

Während Napoleon bereits die europäische Landkarte grundlegend umgestaltete, feierte das Ancien Regime 1797 in Foggia zwei Monate lang in einem rauschenden Fest die Vermählung des Kronprinzen von Neapel mit der österreichischen Erzherzogin. Um die Schrecken und Wirrnisse, die über den Kontinent hereingebrochen waren, vergessen zu machen, kam Giovanni Paisiellos (1740-1816) sog. Festa Teatrale "La Daunia Felice" gerade recht. Wie in der guten alten Zeit werden hier die Tugenden des Brautpaares und ihrer Dynastien allegorisch besungen und wie das angstvolle Pfeifen im dunklen Keller wirkt die vertonte Vorhersage, dem Königreich Neapel stünden 1000 glückliche Jahre bevor (- dieses wurde übrigens nach vorangegangenen Revolutionsversuchen nur 9 Jahre später durch Napoleon erobert).

Festlich, musikalisch und szenisch aufwändig ist diese Bühnenwerk. Das Orchester ist mit vier ersten Violinen, drei zweiten Violinen, Viola, Violoncello, Bass und Bläsern besetzt. Das Stück beginnt effektvoll mit einem Gewittersturm, es gibt Vorhersagen Cassandros, die laut Regieanweisung unter einem Regenbogen stattzufinden haben, und für die Paisiello seinen ganzen melodischen Erfindungsreichtum aufbot. Im Übrigen gilt: So konventionell wie der Anlass war, so wenig revolutionär ist auch Paisiellos Werk ausgefallen. Vieles wirkt, als käme es musiaklisch rund 30 Jahre zu spät und für die flotten Ensembles, die Paisiellos Bühnenstücke sonst auszeichnen und lebendig machen, ließ das Sujet keinen Raum. Darüber vermag auch das leichtfüssige Spiel des Collegium Musicum aus Foggia nicht hinwegzutäuschen. Unter den Sängern tut sich besonders Furio Zanasi stimmlich hervor, während Donatella Lombardis Sopran etwas belegt tönt und der Tenor Luca Dordoldo zu stark forciert.
Somit bleibt die Aufnahme eher als Endergebnis eines musikhistorischen Forschungsprojekts und aus geschichtlicher Sicht interessant.



Sven Kerkhoff



Besetzung

Cerere: Donatella Lombardi, Sopran
Pale: Marina De Liso, Alt
Vertumno: Luca Dordolo, Tenor
Cassandro: Furio Zanasi, Bariton

Collegium Musicum del Conservatori U. Giordani di Foggia
(auf historischen Instrumenten)

Ltg. Federico Guglielmo



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>